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    Alles für die Katz
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Alles für die Katz

    Zumindest die Prämisse ist genial

    Von Jörg Brandes

    Es ist ein beliebtes Drehbuchmotiv: Ein Charakter mit irgendwie unvorteilhaften Eigenschaften durchläuft ein Läuterungsprogramm, bis allmählich ein besserer Mensch unter der harten Schale zum Vorschein kommt. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der hartherzige Geizhals Ebenezer Scrooge aus Charles Dickens’ schon mehrfach verfilmter Weihnachtsgeschichte, dem nacheinander drei Geister erscheinen, die ihn zur Besinnung bringen. Unvergessen auch der von Bill Murray gespielte, so egozentrische wie zynische Wetteransager Phil Connors in Harold Ramis’ Komödie „...und täglich grüßt das Murmeltier“ (1993), der denselben Tag immer wieder durchleben muss, bevor er ein empathischer Zeitgenosse wird.

    In dem Animationsspaß „Alles für die Katz“ ist es nun ein verfressener, selbstsüchtiger Kater, der auf den rechten Weg gebracht werden muss. Nachdem er seine ihm als Katze zustehenden neun Leben bereits verschwendet hat, bekommt er im Himmel noch einmal neun weitere spendiert. Allerdings nicht als Kater, sondern in verschiedenen tierischen Inkarnationen. Leider macht der Film von „Gans im Glück“-Regisseur Christopher Jenkins aus dieser an sich äußerst reizvollen Prämisse etwas zu wenig.

    Wild Bunch Germany
    Wenn man genauer hinsieht, ist dieses Bild gar nicht so anzüglich, wie es auf den ersten Blick erscheint.

    Autofahren ist nicht gerade die Stärke der Biologiestudentin Rose (Stimme im Original: Simone Ashley / in der deutschen Synchro: Maren Rainer). Immerhin kann sie gerade noch rechtzeitig bremsen, als ihr der kleine Kater Beckett (Mo Gilligan / Patrick Schröder) vor den Wagen läuft. Der tut allerdings so, als sei er angefahren worden, sodass die gutherzige Rose ein schlechtes Gewissen bekommt und ihn schließlich bei sich aufnimmt. Der gerissene Beckett, der mit seinen bisherigen acht Leben arg verschwenderisch umgegangen ist, lässt es sich gut gehen. So gut, dass er bald nicht mehr durch die Katzenklappe passt.

    Als Roses Laborpartner Larry (Dylan Llewellyn / Martin Bonvicini) auftaucht, dessen erstes Auftreten ihn an „The Walking Dead“ erinnert, sieht Beckett seinen Status gefährdet. Frauchens Aufmerksamkeit soll allein ihm gehören! Und so startet er ein Vergraulungs-Programm – bis er bei einem besonders perfiden Streich sein neuntes und eigentlich letztes Katzenleben verliert. Im Himmel landet er vor Grace (Sophie Okonedo / Angela Wiederhut), die sich darauf einlässt, ihm noch einmal neun weitere Leben zu gewähren. Mit dem Lernziel, sich auch mal in andere hineinzuversetzen, bekommt er diese jedoch nicht in Katzenform geschenkt. Zunächst wird er als Dachs wiedergeboren, der bei einem erneuten Angriff auf Larry allerdings sogleich an einem Starkstromzaun verbrizzelt...

    Auf die falsche Story gesetzt

    Regisseur Christopher Jenkins kann bereits auf eine 30-jährige Karriere im Bereich Animationsfilm zurückblicken. Er arbeitete unter anderem für Sony, DreamWorks und Disney. Gleichwohl ist „Alles für die Katz“ eher schlicht animiert. Dennoch funktioniert das Wesentliche ganz gut: Die Slapstick-Szenen sind überwiegend gelungen, die Mimik der Figuren ist auf lustige Art vielsagend. Es gibt einiges zu lachen. Erzählerisch weicht der Film indes vom anfangs eingeschlagenen und eigentlich vielversprechenden Pfad ab. Als ob Becketts vielfältigen Inkarnationen in verschiedenen Tiergestalten sowie der damit verbundene Läuterungsprozess nicht schon genügend Stoff böten, geben Jenkins und sein Skript-Team einem anderen Handlungsstrang zunehmend immer mehr Raum.

    Professor Craven (Bill Nighy / Jakob Riedl), der Roses Forschungsarbeit zur Rettung der von Umweltgiften bedrohten Bienen betreut, treibt nämlich ein falsches Spiel. Damit der Schurke das am Ende nicht gewinnt, ist Beckett bereit, so manches seiner Leben zu opfern, obwohl Rose ihn gar nicht erkennt. Ganz logisch erscheint es allerdings nicht, warum der Prof so viel Zeit und Energie in die Sabotage der Arbeit seiner Studentin steckt. Für das, was er eigentlich vorhat, wäre das alles jedenfalls nicht unbedingt nötig gewesen.

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    Der Film heißt zwar „Alles für die Katz“, aber die Kinder lernen hier vor allem etwas über Bienen.

    Immerhin erfahren Kinder durch diesen Handlungsstrang, dass Bienen in ihrer ökologischen Funktion als Blütenbestäuber nicht nur für die Natur allgemein, sondern auch für die Ernährung von uns Menschen eine wichtige Rolle spielen. Darüber hinaus können sie mit noch mindestens zwei weiteren wichtigen Botschaften das Kino verlassen: Zum einen, dass man sich nicht immer nur um sich, sondern sich auch mal um andere kümmern sollte. Zum zweiten, dass auch ein Leben genügt, wenn man es nur mit ganzem Herzen lebt.

    Fazit: Amüsantes und pädagogisch einigermaßen lehrreiches, erzählerisch allerdings eher durchwachsenes Animationsvergnügen, das aus seiner vielversprechenden zentralen Prämisse eindeutig zu wenig herausholt.

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