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    Crossing: Auf der Suche nach Tekla
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    Cursha
    Cursha

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    5,0
    Veröffentlicht am 19. November 2024
    Im Jahr 2020, als die Welt unter Corona litt, erlebte auch das Kino die schwerste Zeit. In all dem Trubel konnten aber unzählige, kleinere Filme endlich ihren Platz ins Kino finden, während die großen Blockbuster mal ausblieben. In all dem schaffte es Levan Akin mit seinem Film „Als wir tanzten“ sogar die großen Favoriten wie „1917“, Nolans „TENET“ oder Greta Gerwigs „Little Woman“ hinter sich zu lassen und für mich persönlich zum besten Film des Jahres zu werden.
    Bereits damals war der Film des georgischen Filmemachers ein stark polarisierender Film in seiner Heimat. Erschwerte Drehbedienungen, Schwierigkeiten bei der Darstellersuche, Premieren mit Polizeischutz und mehrere Festnahmen, auf Grund von gewaltsamen Protesten hatte der Film zur Folge. Der Grund: Akin inszenierte einen Film mit einem schwulen Jungen, der Tänzer des traditionellen, georgischen Tanzensembles werden will.
    Fünf Jahre später hat sich die Situation für LGBT Menschen in Georgien nicht gebessert. Durch den Kurs der Regierung und ihrer Annäherung an das russische System sogar eher verschlechtert. Demnach hat Akin unter ähnlichen Umständen seinen neuen Film inszeniert: Crossing.
    In „Crossing“ geht es um Lia. Sie möchte nach Istanbul reisen, um dort ihre Nichte Tekla zu finden. Diese wurde von der Familie einst verstoßen, da sie eine Transfrau ist. Gemeinsam mit dem jungen Achi und der ebenfalls transsexuellen Evrim, beginnen mehrere Tage der Suche in der türkischen Stadt.
    Akin führt sein Werk weiter fort und spielt wieder die stärken seines Vorgängers ab. Er konfrontiert eine extrem konservative Gesellschaft mit modernen, politischen Themen und Menschen, die sich einzig ein freies und akzeptiertes Leben wünschen. Dabei geht er nie mit gehobenem Zeigefinger voran, sondern zeigt eine ganze Menge Respekt und Ehrfurcht vor der Kultur Georgiens.
    Wir betrachten dabei die Welt durch die Augen Lias. Mzia Arabuli, die eine Oscarnominierung bekommen würde, wäre sie aus den USA, spielt absolut überragend. Sie ist grantig, gebrochen, stets im Selbstzweifel, liebevoll und voll der Schuld. Nie übertreibt sie und gibt ihrer Figur eine enorme Kraft, die auch dank der guten Chemie mit dem Newcomer Lucas Kankava zum Tragen kommt. Beide ergänzen sich großartig. Ihre Reisen unabhängig voneinander sind geprägt von Sehnsucht, dem Suchen nach einer Familie und Freiheit. Beide könnten dabei eigentlich nicht unterschiedlicher sein. Während Achi keine Probleme mit Transmenschen hat, tut sich Lia schwer, nur um dann von jener Gesellschaft offen empfangen zu werden, dabei aber selbst spürt welchen Schaden sie bei Tekla hinterlassen haben muss, da sie sie, nur auf Grund ihrer Sexualität nicht unterstützt hat. Dabei ist auch Newcomerin Deniz Dumanli hervorragend in ihrer Rolle als Evrim. Sie spiegelt die Sorgen und Ängste ihrer Gesellschaft wieder, gibt sich aber stark und selbstbewusst. Highlight wird dann, wie bereits in „Als wir tanzten“ eine Szene, in welcher unsere drei Hauptfiguren auf einer Hochzeit tanzen. Der georgische Tanz, eine der wichtigsten Kunstformen des Landes, spielt Akin immer hervorragend aus und kann in solchen Momenten Figuren, alleine durch nonverbales beschreiben in ihrer Beziehung zueinander, aber auch ihrer Gefühlslage.
    „Crossing“ wird dabei nie langweilig, auch wenn die Handlung einzig aus der Suche besteht. Der Fokus auf die Figuren tut dem Werk ungemein gut.
    Dabei besticht vor allem das herzzerreißende Ende. Hier geht man den klassischen Weg des europäischen Kinos und distanziert sich stark vom Kino Hollywoods. Manchmal sind Schäden, die man an Menschen angerichtet hat nicht zu reparieren. Ein „tut mir leid“ reicht nicht aus. Akin löste bei mir damit nicht nur eine Träne aus, was nicht zuletzt auch nochmal an Mzia Arabulis großartigem Spiel liegt.
    Ich hoffe dass Akin auch mit diesem Film wieder etwas erreichen kann. Kino besitzt Macht und es gehört, auch im Jahr 2024 immer noch viel Mut dazu, einen solchen Film, unter diesen Umständen zu drehen und zu veröffentlichen. Mein Dank geht daher an Levan Akin selbst, die Crew hinter dem Film und die Darsteller, die allesamt großes auf sich nehmen. Seit nett zu den Menschen, akzeptiert sie so wie sie sind, gibt ihnen Liebe. Niemand nimmt euch etwas oder will etwas böses. Das muss gesagt sein! Gerade wieder mehr den je!
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