„It's the ones you love the most who always disappoint you in the end.“
Rose Glass ist noch sehr nie im Filmgeschäft und hat bisher einen Film gedreht („Saint Maude“ von 2019). Fünf Jahre später, in 2024, erschien ihr neuester Film: „Love Lies Bleeding“. Das Projekt entstand unter dem starken Studio A24, die mittlerweile wirklich ein Garant sind für experimentelle Filmwerke. Zudem erfüllte sich Hauptdarstellerin Kristen Stewart mit dem Projekt einen Lebenstraum, über zwei lesbische Frauen, die bis an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen. Zudem ist Stewart auch die Lebensgefährtin von Regisseurin Glass. Mit „Love Lies Bleeding“ wird die blutig, erotische Geschichte zweier, lesbischer Frauen erzählt, die in einen mörderischen Konflikt geraten. Dabei besticht das Stillschweigen Werk vor allem durch eine intensive Atmosphäre mit Alptraum-Qualitäten.
1989, irgendwo in einem Kaff von New Mexico: DIe noch junge Lou arbeitet in einem Fitnessstudio und sieht keine wirkliche Perspektive in ihrem Leben. Der neue Mann von Lous Schwester prügelt seine Frau regelmäßig und selbst die Auswahl an Partnerinnen für sie ist stark begrenzt. Die drogenabhängige Daisy ist quasi die einzige Möglichkeit für Lou ein bisschen Intimität zu finden. Doch das ändert sich als die attraktive, aber obdachlose Jackie ins Gym kommt. Jackie ist auf dem Weg zu einem Bodybuilder-Wettbewerb nach Vegas. Beide empfinden sofort etwas für einander und es beginnt eine wilde Romanze mit echter Liebe. Doch dann geraten beide in das dubiose und mörderische Geschäft von Lous Vater…
„Love Lies Bleeding“ ist ein wirklich intensiver Liebesthriller mit Erotik und einer ganz eigenen, dichten Stimmung. Man erkennt die Einflüsse von Glass, etwas Tarantino, etwas Scorsese… Und doch schafft sie ein völlig eigenes Filmerlebnis, das gerade der lesbischen Community einen wundervollen Film spendiert. Denn in diesem kleinen Ort, regieren die Männer das Geschehen. Frauen werden verprügelt, dienen als Deko-Artikel und können höchstens einen Job als Managerin in einem Gym erreichen. Doch Lou und Jackie brechen aus diesem System heraus und das mit einem Knall. Es fließt Blut, es gibt Sex und einen grausamen Weg, der allerdings in die Freiheit führt, auch wenn diese surreal wirkt. Und apropos: Der abstrakte und eben surreale Teil der Geschichte nimmt gerade gegen Ende Formen an, die manchen sicherlich missfallen werden, ich aber hab es geliebt. Es ist toll zu sehen, wie ein Film etwas Neues wagt und nicht die einfache Route wählt.
Gerade der visuell, technische Aspekt ist stellenweise beeindruckend. Eindringliche Bilder, die wie aus einem Alptraum stammen, erinnern an den Rache-Thriller „Mandy“ mit Nicolas Cage. Manchmal ist das Gewackel der Kamera in wenigen Actionszenen etwas irritierend, hat für mich aber nicht das Erlebnis zerstört. Dazu ein dichter Synth-Score von Clint Mansell, der vielen Szenen einen nostalgischen und zugleich düsteren Untergrund gibt.
Auch schauspielerisch sind alle hier stark. Ich war nie ein Fan von Kristen Stewart, aber diese Leistung hier ist wirklich klasse! Man kauft ihr die abgeranzte Perspektivlosigkeit voll ab. Der Star für mich ist aber Katy O´Brian, die nicht nur schauspielerisch überzeugt, sondern auch physisch. Sie gibt mit ihrem wirklich durchtrainierten, muskulösen Körper ein sehr frisches und ästhetisches Bild einer jungen Heldin, das es bisher noch nicht wirklich gab. Auch die Nebendarsteller wie Ed Harris, Jena Malone, Anna Baryshnikov und Dave Franco sind toll.
Fazit: „Love Lies Bleeding“ ist stylisch, prickelnd, blutig und besticht durch starke Darsteller. Nicht jedem wird dieses dreckige, atmosphärische Werk zusagen, aber ich fand es klasse. Es braucht mehr Filme wie diese, die immer mal wieder den bekannten Mainstream aufbrechen!