Voll lang statt Vollgas!
Von Christoph PetersenAuf dem Poster zu „Manta Manta – Zwoter Teil“ von und mit Til Schweiger prangt der Slogan: „Der Film, auf den die Nation über 30 Jahre gewartet hat!“ Natürlich schwingt da auch ein gewisses Augenzwinkern mit, aber ganz unangebracht ist das Selbstbewusstsein nicht: Schließlich hat dank Tina Rulands Ausflug in den RTL-Dschungel inzwischen auch eine jüngere Generation ihre Liebe zu Wolfgang Bülds Ruhrpott-Kultkomödie „Manta Manta“ (mehr als eine Million Kinobesucher*innen im Herbst 1991) entdeckt …
… und speziell nach dem Megahit „Top Gun 2: Maverick“ hat man immer öfter die Einschätzung gehört, dass „Manta Manta 2“ womöglich eine ganz ähnliche nostalgische Ader treffen könnte. Die jüngsten Regiearbeiten von Til Schweiger mögen an den Kinokassen teils dramatisch hinter den Erwartungen zurückgeblieben sein, aber der Hype um „Manta Manta – Zwoter Teil“ scheint dennoch real – und gerade deshalb ist es so schade, dass Schweiger selbst offenbar am wenigsten verstanden hat, was genau das Publikum am ersten Teil eigentlich so sehr liebt.
„Manta Manta 2“ ist immer dann am besten, wenn Tina Ruland und Til Schweiger gemeinsam auf der Leinwand zu sehen sind.
Der ehemalige Rennfahrer Bertie (Til Schweiger) hat nach überstandenem Idiotentest zwar seinen Lappen wieder, aber mit seiner Autowerkstatt samt angeschlossener Kartbahn steht er dennoch kurz vor der Pleite. Seine einzige Chance: Ein Sieg bei einem Classic-Rennen, bei dem für den Gewinner ein Preis im Wert von 150.000 Euro ausgelobt ist. Aber während er mit seinen Angestellten Klausi (Michael Kessler), Salem (Tamer Trasoglu) und Tyrese (Ronis Goliath) an einem konkurrenzfähigen Wagen schraubt, muss sich Bertie auch noch um seine Kinder kümmern.
Seine bei ihm lebende und arbeitende Tochter Mücke (Luna Schweiger) bereitet ihm zwar wenig Probleme, aber dafür tickt der bei seiner Mutter Uschi (Tina Ruland) und seinem reichen Stiefvater Gunnar (Moritz Bleibtreu) in einer Protzvilla wohnende Daniel (Tim Oliver Schultz) regelmäßig aus. Nun will der halbstarke Rebell mit schwarzer Kreditkarte auch noch kurz vor dem Abitur die Abendschule schmeißen – und soll deshalb ausgerechnet in Berties Werkstatt wieder zur Besinnung finden…
„Manta Manta“ bot kompakt-knackige 90 Minuten rauen Ruhrpott-Charme mit tiefergelegten Pointen, die man im Anschluss noch monatelang auf dem Pausenhof oder am Wasserspender zitieren konnte. „Manta Manta – Zwoter Teil“ dauert nun allerdings stolze 125 Minuten – und ist auch nur deshalb nicht noch (viel) länger, weil einige der zahlreichen abgedrehten Promi-Cameos (etwa von Reality-Sternchen Evelyn Burdecki oder „Eis am Stiel“-Dickerchen Zachi Noy) der Schere zum Opfer gefallen sind. Andere unnötig in die Länge gezogene Gastspiele wie das von PS-Profi-Moderator JP Kraemer, der seiner Freundin bei der Verkehrskontrolle einen Basketball unter den Pullover schiebt, um sie vor dem Blitzer-Polizisten (Axel Stein) als hochschwanger auszugeben, haben es hingegen in die finale Fassung geschafft.
Aber die vielen – mal mehr, oft weniger gewinnbringend eingesetzten – Gäste sind nicht das einzige typische Schweiger-Element: Stattdessen könnte der ganze schmalzige Vater-Kinder-Bonding-Part, der einen Großteil der Fortsetzung einnimmt, genauso gut auch aus „Kokowääh“ und Co. stammen – dieselben Farbfilter, dieselbe Popsülze (diesmal immerhin angereichert mit ein wenig Neunziger-Eurodance), dieselben ausgewalzten Fäkal-Peinlichkeiten und dasselbe Ergebnis, nämlich dass Schweigers Charakter eben doch der coolste Typ ever ist. So richtig zum Leben erwacht „Manta Manta – Zwoter Teil“ in diesen Momenten nur, wenn Schweiger und Ruland gemeinsam auf der Leinwand zu sehen sind – die Chemie zwischen den beiden zündet tatsächlich noch genauso gut wie vor mehr als drei Jahrzehnten.
„Manta Manta – Zwoter Teil“ sieht über weite Strecken nicht nur aus wie „Kokowääh 3“, er fühlt sich auch so an.
Bei Bertie fällt es dennoch schwer, sich vorzustellen, dass das nun derselbe Typ sein soll wie damals in „Manta Manta“ – zu sehr wirkt er wie eine direkte Fortführung neuerer Schweiger-Figuren etwa aus „Die Hochzeit“ oder „Die Rettung der uns bekannten Welt“. Noch ganz genauso drauf wie damals ist hingegen Michael Kessler als Vollpfosten Klausi, der wie erhofft die allerschlimmsten Flachwitze beisteuert, damit aber so wirkt, als wäre er nach all der Zeit in den falschen Film hineingestolpert. Sein Vortrag des Krokodilstiefel-Gags bleibt dennoch eine echte Delikatesse für jeden Connaisseur klassischer Manta-Witze!
In der ersten Szene von „Manta Manta 2“ rollt ein Fuchsschwanz durchs Bild wie eine Steppenhexe in einem Western – die fünfsitzigen Kult-Opels sind inzwischen halt so gut wie ausgestorben. Aber wenn dann nach fast 100 Minuten doch endlich DER Manta B in der alten Augenkrebs-Lackierung in die Werkstatt einfährt, dann inszeniert Til Schweiger bereits diesen Moment als quasireligiöse Erfahrung, bevor er am Ende sogar noch einen draufsetzt und den Manta durch die Meeresbrandung reiten lässt, als säßen Bertie und Uschi hoch zu Ross in einer Veltins-Werbung. Auch das finale Autorennen ist durchaus kompetent umgesetzt – und trotzdem scheint der einst so genrebegeisterte Regisseur noch immer so unter dem Flop seines Action-Krachers „Schutzengel“ zu leiden, dass er selbst hier auf sepiagetönte Sicherheit setzt, statt wie im ersten Teil einfach nur konsequent das Gaspedal bis zum Anschlag durchzudrücken…
Fazit: „Manta Manta – Zwoter Teil“ fühlt sich über weite Strecken eher wie „Kokowääh 3“ als eine Fortsetzung der Kult-Komödie „Manta Manta“ an. Das ist zwar auf kuriose Weise amüsant, dennoch fehlt es letztlich an Tempo, Witz und vor allem einer gehörigen Portion Ruhrpott-Charme.