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    Cat Person
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Cat Person

    Liebeskomödie mit Un-Happy-End - oder doch nicht?

    Von Teresa Vena

    Wie schon bei ihrer Actionfilmparodie „Bad Spies“ und auch dem Skript zum Indie-Liebling „Booksmart“, an dem sie als eine von vier Drehbuchautorinnen beteiligt war, nutzt die US-amerikanische Regisseurin und Drehbuchautorin Susanna Fogel auch in „Cat Person“ die Freundschaft zweier Frauen als Fundament für ihre Erzählung. Diese dient als unverwüstliche Konstante im Leben ihrer Hauptfigur, die sonst auf emotionaler Ebene mit Unsicherheiten und Rückschlägen konfrontiert wird. Ausgehend davon erzählt Fogel in ihrer Adaption einer viel diskutierten Kurzgeschichte aber nur von einer der beiden Frauen, die einen neuen Mann trifft. Was Ausgangspunkt für eine Liebesgeschichte sein könnte, geht dann aber in eine ganz andere Richtung, wobei sich Fogel zwischenzeitlich nicht so richtig entscheiden kann, ob es erneut eine Komödie sein soll oder ihr Stoff nicht doch ganz schön bitter und düster ist.

    Die Archäologiestudentin Margot (Emilia Jones) arbeitet abends in einem Multiplex-Kino. Dort lernt sie den etwa zehn Jahre älteren Robert (Nicholas Braun) kennen. Vor allem über Textnachrichten-Chats nähern sie sich zögerlich an. Doch beim ersten persönlichen Wiedertreffen merkt Margot schnell, dass sie das Interesse an Robert verloren hat. Sie schläft trotzdem mit ihm, auch wenn es sich für sie nicht richtig anfühlt. Aber sie traut sich nicht, ihn zu stoppen. Dass sie die Beziehung darüber hinaus nicht weiterführen will, teilt sie ihm wieder über eine Textnachricht mit. Erst scheint Robert die Abfuhr gut aufzunehmen, doch dann stellt er ihr nach und schickt ihr eine Reihe von beleidigten und bedrohlich wirkenden Botschaften.

    Ihre beste Freundin Taylor (Geraldine Viswanathan) dient Margot als Rückhalt als die Nachrichten von Robert bedrohlicher werden...

    Über zwei Drittel ist „Cat Person“ eine Mischung aus Sozialstudie über Beziehungsmechanismen und Liebeskomödie. Dann entwickelt sich daraus plötzlich ein Beziehungsdrama samt Kriminalfall. Die Spannung nimmt zu, alles scheint auf einen eskalierenden Höhepunkt zuzulaufen. Der Bruch zwischen den beiden Ebenen ist dabei ziemlich groß. Und so ganz glaubwürdig wirkt die Wendung nicht. Die Motivation der Hauptfiguren lässt sich nur schwer nachvollziehen. Innerhalb kürzester Zeit spulen sich für das Gesamtverständnis des Films entscheidende Szenen ab, die aber zu viel Erklärung in zu wenig Raum zu packen versuchen. Fast wirkt es so, als habe man das (zudem ziemlich reißerische) Ende noch nachträglich eingebaut - ohne selbst so richtig an dessen Bedeutung zu glauben.

    Ein gewisses Gefühl der Unsicherheit, was uns all das eigentlich sagen soll, drückt sich aber schon früher aus. Immer wieder schwanken Dialoge wie auch die formale Gestaltung zwischen parodistischem und ernstem Tonfall hin und her. In einem Moment ist alles ironisch überhöht, im nächsten werden plötzlich sehr ernste Themen wie toxische Beziehungen oder Gewalt gegen Frauen verhandelt, sodass die Stimmung dann eher ins Zynische kippt. Das ist dann auch sehr unrund inszeniert – teils stark stilisiert, dann wieder unglaublich natürlich. Da sind mehrfach Szenen mit Neonlicht ausgeleuchtet, zitieren Film-Noir-Ästhetik und es kommen sogar cartooneske Einschübe dazu, um einzelne Fiktionsbrüche oder Fantasiegedanken zu illustrieren.

    "CODA"-Star rettet "Cat Person"

    Wie unentschieden „Cat Person“ zwischen den Genres wabert, ist selbst im Spiel des Casts zu merken - insbesondere „Succession“-Star Nicholas Braun wirkt immer wieder verloren in diesem ganzen Spektakel. Der spätestens seit ihrer Hauptrolle in dem Oscar-Überraschungserfolg „CODA“ bekannten Emilia Jones als Heldin der Geschichte ist es zu verdanken, dass Fogels Film trotz seiner Schwächen noch sehenswert ist. An ihrer natürlichen Ausstrahlung hangelt sich nämlich die Geschichte von Szene zu Szene. Doch auch Jones kann nur übertünchen, dass es dem Drehbuch an Kohärenz und Glaubwürdigkeit fehlt.

    Womöglich eignet sich die als Vorlage dienende, nach ihrer Veröffentlichung 2017 im New Yorker für heftige Diskussionen sorgende Kurzgeschichte von Kristen Poupenia mit ihren vielen inneren Monologen sowie ihrer stark diskursiven, philosophierenden (so entsprechend handlungsarmen) Ausgestaltung einfach nicht für einen langen Spielfilm? Vielleicht hätte sich Susanna Fogel aber einfach auch auf einen der beiden Teile, in welche der Film zerfällt, konzentrieren müssen. Die Anbahnung der Liebesgeschichte und die ganzen Unsicherheiten, aber auch aufregenden Emotionen, die damit verbunden sind, setzt sie schließlich im Gegensatz zum sensationalistischen Schluss überzeugend um.

    Fazit: Irgendwo zwischen Liebeskomödie mit Un-Happy-End und sozialkritischer Studie über toxische Frau-Mann-Beziehungen zerfällt „Cat Person“ in zwei sehr ungleiche und nie wirklich zusammenpassende Teile. Das kann zumindest die tolle Emilia Jones in der Hauptrolle überspielen.

    Wir haben „Cat Person“ im Rahmen des Sundance-Filmfestivals 2023 gesehen.

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