Starla (Jane McGregor) wohnt in Texas, sieht ein bisschen aus wie Pop-Größe Britney Spears und hat ihr Leben unter Kontrolle: Sie gewinnt natürlich alle Schönheitswettbewerbe in ihrem amerikanischen Städtchen, ist logischerweise Leiterin der Cheerleader-Truppe an ihrer Schule, folglich mit dem Quarterback zusammen, selbstredend oberflächlich und strebt - wie sollte es anders sein - eine Karriere beim nationalen Fernsehen an.
Wie gelegen es ihr doch in dieser Zeit des Aufbruchs kommt, dass ausgerechnet sie und ihre Familie die erste französische Austauschschülerin in der Stadt-Historie beheimaten werden. Genevieve (Piper Perabo) heißt das Opfer des zu erwartenden Kulturschocks. Doch sie fühlt sich sichtlich wohl in Amerika und vergöttert Starla und deren... Leben. Sie findet so sehr gefallen daran, dass sie Starla durch fies-böse Tricks langsam aber sicher aussticht und ihren Platz einnimmt. Doch wehe dem, der einer echten Tussi etwas anhaben will. Aufgepasst, Jenny Elvers, Susan Stahnke, Dieter Bohlen & Co. Hier könnt Ihr vielleicht noch was lernen!
Der Kritiker hat es oftmals schwer, die passenden Worte zu finden. Er dreht und wendet jeden Satz, jedes Wort, mitunter jeden Vokal. Wie einfach scheinen es da die Synchron-Studios in deutschen Landen zu haben. Aus dem eindeutigen, passenden, werbeträchtigen und gelungenen Titel „Slap Her, She’s French“ wird kurzerhand ein nichtssagendes und zudem desolat klingendes „Freche Biester“. Diese Anmerkung nun dient zweierlei: Zum einen ist dem immer wiederkehrenden Unmut über die Schmieden des Unglücks für den deutschen Kinogänger vorerst Luft gemacht und außerdem eine passende Überleitung gefunden, für diesen Film, der die Kultur- und Sprachbarriere zwar nicht thematisiert, aber doch mit in den Vordergrund stellt. Die Filmbranche ihrerseits scheint sich ebenso wenig Gedanken zu machen wie die Synchronstudios, denn noch immer scheint man sich nicht darauf eingestellt zu haben, dass die Blütezeit der Teenie-Komödien vorbei ist. Fäkal-Orgien über pubertierende Jugendliche im Dilemma um Sex, Drogen und den eigenen IQ locken zwar noch immer den Teil der Gesellschaft in die Multiplexe der sich grundlegend in der gleichen Situation befindet, aber an den Erfolg von „American Pie“ kommen sie alle nicht mehr heran, die Versuchung scheint jedoch zu groß, das schnelle Geld zu verlockend. Nach dem sprichwörtlichen Tiefpunkt „Scary Movie 2“ scheint es aber doch bergauf zu gehen. „Freche Biester“ ist keine stupide Aneinanderreihung von Fäkal-Sketchen. Vielmehr eine fast schon wieder alltagstaugliche Komödie mit seichten satirischen Elementen und Humor durchgehend über der Gürtellinie.
Ausschlaggebend ist hierbei das Wörtchen „fast“. Trotz positiver Tendenz ist der Film eine Teenie-Klamotte und bietet nicht mehr als Situationskomik. Auf schrägen Slapstick oder gar intelligenten Wortwitz hofft man vergebens. Aber was unterm Strich übrig bleibt, kann sich immer noch sehen lassen. Herrlich treffend spielt Jane McGregor den Britney-Verschnitt, die Darstellung des Lebens im uramerikanischen Texas lädt mindestens zum Schmunzeln ein und überhaupt sind es die Zeichnungen der Charaktere und die Details, die Melanie Mayrons neuen Film sehenswert machen. Der Soundtrack nämlich ist es nicht, der klingt nach „American Pie“, popt und rockt dann und wann im Hintergrund und wäre ohne den musikalischen Lichtblick „French Bitch“ gar nicht erst der Rede wert.
Last but not least wäre da aber noch etwas Überraschendes, ja, beinahe schon kaum fassbares, das „Freche Biester“ zu bieten hat und das den Film klar aus der Masse der Teenie-Streifen hervorhebt: Die Geschichte. Es gibt tatsächlich eine Handlung, die - und das ist der angesprochene Knaller - sogar kleinere Wendungen enthält und am Schluss noch zu überraschen weiß, dann nämlich wenn der Zuschauer die wirkliche Motivation von Genevieve erfährt. Das ist objektiv betrachtet lediglich ein mittelmäßiges Gimmick des Films und erinnert an die „Klebehand“ aus der YPS, aber wie diese macht es trotzdem Spaß. Spaß schließlich ist das Stichwort für diesen Film. Er revolutioniert nicht das Genre, er rettet es auch nicht vor dem längst überfälligen Untergang. Er macht schlichtweg Spaß. Und das ist eine ganz entscheidende Verbesserung gegenüber solch Fäkal-Ergüssen wie „Scary Movie 2“ über die man beim besten Willen nicht lachen konnte. „Freche Biester“ weiß zu unterhalten. Aber damit hat es sich auch schon. Die Zielgruppe liegt irgendwo zwischen den Anhängern der Teenie-Film-Welle und deren ärgsten Gegnern.
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