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    Living - Einmal wirklich leben
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    3,1
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    Hartmut Ihnenfeldt
    Hartmut Ihnenfeldt

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    4,0
    Veröffentlicht am 14. Januar 2024
    Dieser Film ist großartig altmodisch, langsam und herrlich unspektakulär. Die Menschen werden ohne billige Anbiederungen an den Zeitgeschmack hinter der britischen 50er-Jahre Fassade als "human" im elementaren Sinne gezeigt. Die Wahrheit steckt in dem, was nicht gesagt, nur angedeutet wird. Das muss man erkennen können und - wollen. Klare Parallelen zu Wim Wenders "Perfect Days". Bitte mehr davon und weniger sentimentalen, billig menschelden Konfektionstrash.
    beco
    beco

    61 Follower 362 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 22. Juni 2023
    Ein Film über das Leben und was wir damit anfangen. Angelehnt an Akira Kurusawas "Ikiru", sehen wir, wie Mr Williams (Bill Nighy) in den wenigen Wochen, die er noch zu leben hat, versucht, eine Antwort zu finden.
    Schließlich rafft er sich auf, wenigstens den Bau eines Spielplatzes voranzutreiben.
    Keine große Sache, aber immerhin.
    Der Film schildert diese Sinnfindung mit angemessenem englischen Humor und auch mit einer gewissen Sentimentalität, aber auch mit der Hoffnung, dass es lebensbejahende Menschen wie Aimee Lee Woods als Mrs Harris und Alex Sharp als Mr Wackling gibt, die vielleicht früher in ihrem Leben Freude geben und empfinden können.
    Eindrucksvoller und beklemmender ist aber sicherlich das Original von Akira Kurosawa
    CineMoenti
    CineMoenti

    14 Follower 194 Kritiken User folgen

    3,0
    Veröffentlicht am 12. Mai 2023
    In erster Linie haben wir es hier mit einem vornehmen Film zu tun. Vornehm in der Form, vornehm in der Absicht. Und das mit allen Mitteln! Wer sich für Fotografie interessiert, sollte allein deswegen diesen brillant eingefangenen Stoff sehen - jedes Bild ist eine Augenweide, perfekt eingerichtet. Auch im schauspielerischen und dramaturgischen Gestus gibt sich diese Arbeit gediegen, sophisticated, sentimental. Hier strotzt es vor unterdrückter Menschlichkeit, die sich letztlich Bahn brechen will und soll. Eigentlich ein Film, der mir sehr gefallen sollte - warum hat es nicht funktioniert?
    Ich meine, es liegt an der Regie, die den Stoff in allen wichtigen Belangen entschieden zu elegisch, zu breit interpretiert hat. Gerade der Schauspiel-Routinier Nighy (immerhin, er erhielt hierfür eine Oscar®-Nominierung!) gestaltet seine Rolle, als wate er durch Schlamm. Die Filmmusik pusht allzu beharrlich, was mit wenigen Akzenten sehr viel eleganter gewirkt hätte. Es kommt kein Tempo auf, kein Fieber, keine echte Not, keine spürbare Erlösung. Stattdessen versacken die guten Absichten in allzu schwerer Symbolik und Langsamkeit.

    Living ist kein schlechter Film, aber dank seines geringen Tempos und betulichen Gestus' auch nicht die Perle, die er hätte sein können. Bei mir hinterließ er leider einen schalen Nachgeschmack.

    www.cinemoenti.blogspot.com
    BrodiesFilmkritiken
    BrodiesFilmkritiken

    11.058 Follower 4.944 Kritiken User folgen

    3,0
    Veröffentlicht am 8. Mai 2023
    Ein Beamter des Jahres 1953erhält seine fatale Diagnose und versucht, auf den letzten Drücker noch etwas vom Leben abzukriegen. Die ist genauso piefig wie es klingt, allerdings passt das perfekt ins Setting. Gerade das Büroleben strömt maximale Muffigkeit aus. Aber der Star de ganzen ist Bill Nighy: als wüdevolle, tragische und traurige Figur trägt er den ganzen Film. Kleine Highlights die aber leise ausfallen, wie etwa seine sanfte Freundschaft mit einer jungen Kollegin, sorgen für ein paar kurzweilige Wohlfühlmomente. Und auch wenn die Story eines Todkranken viele bekannte Punkte abklappert, geht er nicht auf einen gänzlich vertrauten oder vorhersehbaren Weg. Einen Film, den sich die breite Masse anschaut ergibt dies nicht - wohl aber ein kleines, feines Drama für eine kleine Zuschauerschaft.

    Fazit: Solide, stimmig altmodisch in Szene gesetzt und von Bill Nighy grandios getragen!
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    711 Follower 942 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 5. März 2023
    DER LETZTE VORHANG FÄLLT AM BESTEN
    von MIchael Grünwald / filmgenuss.com

    Irgendetwas scheint der alte Mann Zeit seines Lebens übersehen zu haben. Nämlich dessen Sinn im Auge zu behalten. Um das noch zu ändern, könnte es fast schon zu spät sein. Das wäre es mit Sicherheit auch gewesen, wäre Mr. Williams, Angestellter in der London County Hall für Bauwesen und Stadtplanung, nicht mit einer Nachricht konfrontiert worden, die seine Prioritäten umordnen wird. Wie so meist und so oft fängt man selbst erst an, über das eigene Sein nachzudenken, wenn der Tod an die Tür klopft. Die Endlichkeit der Existenz, vor allem das Bewusstwerden dieser, vermittelt dann erst ihren Wert. Doch was verkörpert diesen? Genau dieser Frage will Mr. Williams in den letzten Monaten, die ihm noch bleiben, nachgehen. Als penibler, überpünktlicher, ehrenwerter Gentlemen im Nadelstreif und mit Melone auf dem Kopf, ist er zumindest anfangs noch die personifizierte Bürokratie. Als Abteilungsleiter liegt ihm die Ablage diverser Anträge bis auf unbestimmte Zeit am nächsten. Von seiner Untergebenen Miss Harris liebevoll-ironisch als Mr. Zombie bezeichnet, tut er auch tatsächlich genau das, um diesem Kosenamen alle Ehre zu machen. Fast scheint es, als spüre er sich selbst nicht mehr und lebt nur die Fassade eines perfekt scheinenden Lebens – bis eben die Diagnose Krebs einen anderen Menschen aus ihm macht.

    Basierend auf dem in den Fünfzigerjahren erschienenen japanischen Psycho- und Gesellschaftsdrama Ikiru von Akira Kurosawa, hat sich Oliver Hermanus das von Kazuo Ishiguro leicht überarbeitete und ins England der Nachkriegsjahre transportiere Drehbuch zu Herzen genommen und mit Bill Nighy einen Charakter gefunden, der die phlegmatische Seite eines Mr. Scrooge verkörpert, nur eben deutlich weniger geizig, nicht unfreundlich, aber distanziert zu seinen Mitmenschen, doch auf eine gewisse Weise ihnen gegenüber ignorant. Dieser in sich gekehrte graue Mann hat Potenzial, das merkt man. Das sieht und spürt man. Die junge Miss Harris, entzückend und unendlich liebevoll dargeboten von Aimee Lou Wood, die dem leise vor sich hinhauchenden Nighy fast schon die Show stiehlt, scheint den Funken in diesem versteinerten Individuum an Correctness als erste zu entdecken. Sie wird auch die Einzige sein, die von dessen Schicksal erfährt. Wie ein Engel, aber nicht der vergangenen, sondern der zukünftigen Weihnacht, scheint sie in Mr. Williams eine bislang unentdeckte Tatkraft zu mobilisieren.

    Diesem Erweckungsmärchen zu folgen, zahlt sich aus. In den Momenten, wenn Nighy seiner Muse des späten Lebens sein Empfinden von der Welt anhand eines Gleichnisses der Kinder auf einem Spielplatz auf den Punkt bringt, gerät Living zu einer herzergreifenden und unkitschig melancholischen Selbstreflexion, die auf unkomplizierte, wohltuend einfache Weise bestätigt, worauf es im Leben ankommt. Diese Gespräche sind das Salz in der Suppe, und wenn der sich behutsam bewegende, kummervoll dreinblickende Nighy zu einem traurigen Lied aus seiner Kindheit anstimmt, ist der Scrooge-Effekt von Dickens Bekehrung auch hier zu finden, samt Gänsehaut-Garantie.

    Living lebt durch alle Szenen hinweg eine sehr britische Mentalität und entwickelt sich zu einem ungewöhnlichen Männerdrama, in welchem die weibliche Figur der Miss Harris aus einer anderen Dimension in den Kosmos zugeknöpfter Männlichkeiten eindringt wie eine Lichtgestalt. Was Nighy dann daraus macht, ist nur in Rückblenden zu sehen, die ganz am Ende Resümee ziehen. Die Botschaft, die vermittelt wird, ist eine, die wir natürlich alle kennen. Mit dem eleganten Briten, der noch dazu singt, wird das Remake eines Klassikers zu einem unpeinlichen und positiv konnotierten Rührstück.
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