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    Tränen der Sonne
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Tränen der Sonne
    Von Carsten Baumgardt

    In dem US-Kriegsfilm „Black Hawk Down" begegnete der Engländer Ridley Scott der katastrophal gescheiterten US-Intervention 1993 in Somalia mit einer gehörigen Portion Realismus. Ungewöhnlich für eine US-Mainstream-Produktion mit Mega-Budget. Wer gleiches von Antoine Fuquas Kriegsabenteuer „Tränen der Sonne“ erwartet, wird enttäuscht. In stilvollen Dschungelbildern versinkt der handwerklich solide Actioner in lahmen Charakteren, platten Klischees und noch platterem US-Patriotismus.

    Lieutenant A. K. Waters (Bruce Willis) erhält von seinen Vorgesetzten einen klaren Befehl. Mit einem Navy-Seals-Elitetrupp unter seinem Kommando soll er im bürgerkriegsgebeutelten Nigeria die amerikanische Ärztin Dr. Lena Kendricks (Monica Bellucci) sowie zwei Nonnen und einen katholischen Priester aus dem Krisengebiet evakuieren. Die verwitwete gebürtige Italienerin weigert sich jedoch, ohne ihre afrikanischen Schützlinge aus dem Dorf abzureisen. Waters muss die Ärztin anlügen, um sie zum Helikopter zu bewegen. Er versichert ihr, dass die Dorfbewohner mitfliegen könnten. Das stellt sich schnell als Lüge heraus. Als sie auf dem Rückflug ein Massaker in einem Missionsdorf entdecken, gibt Lieutenant Waters den Befehl zum Umkehren. Zusammen mit den Flüchtlingen macht sich die US-Eliteeinheit zu Fuß auf den mehrere Tage langen Marsch in Richtung des sicheren Kameruns. Als sie unterwegs weitere Gräueltaten entdecken, greifen die US-Militärs gegen den Befehl des Oberkommandos ein...

    Mit „Training Day” legte Antoine Fuqua einen starken, harten Thriller vor, der Denzel Washington in der ungewohnten Bösewichtrolle zum Oscar verhalf. Somit lag auf „Tränen der Sonne“ schon ein gewisser Erwartungsdruck, zumal das Kriegsabenteuer mit 75 Millionen Dollar nicht unbedingt billig war. Dass der Film auf keiner Ebene richtig überzeugen kann, hat mehrere Gründe. Zunächst greift auch hier das Grundproblem von Kriegsfilmen, dass sich oft keine Charaktere, sondern nur eindimensionale Stereotypen entwickeln. Die kurze Einführung in die Figuren strotzt dementsprechend vor Klischees, was vor allem die als Ärztin im Krisengebiet nur mäßig überzeugende Monica Bellucci („Pakt der Wölfe", „Matrix Reloaded") betrifft. Die Navy-Seals-Soldaten müssen auf einen charakterlichen Hintergrund ganz verzichten. Selbst Bruce Willis („Pulp Fiction", „The Sixth Sense") ist als Befehlshaber einfach nur stoisch. Dementsprechend lustlos agiert er auch. Dass sich das Herz des hartgesottenen Soldaten dann doch noch erweichen lässt und er zum humanitären Samariter bekehrt wird, ist wenig glaubhaft. Ebenso unglaubwürdig ist die Storywendung, dass die US-Boys plötzlich ihr Leben für die unterdrückten Einheimischen riskieren – und das obwohl es nicht um Öl, andere Bodenschätze oder den Stolz des Vaterlandes geht.

    Technisch ist das, was Fuqua bietet, durchaus solide. Schaurig-schöne Bilder von Dschungelgefechten, ein emotionaler Score von Hans Zimmer, der mit afrikanischen Klängen unterlegt ist und passable Actionszenen, die mit zunehmendem Verlauf den Ton angeben und immerhin von der platten Botschaft des Films ablenken: Das ist dann aber auch alles, was auf der Habenseite steht. Oft wirken die Klischees wie eine Idealvorstellung. So wie sich die Amerikaner gern sehen – leider hat das mit der realen Weltpolitik nichts gemeinsam. Die fiktive Geschichte wirkt aufgesetzt, um die allzu einfache Botschaft unterzubringen.

    Auch die Gegner sind hier nicht der Rede wert, sie bestehen aus einer grauen, charakterlich nicht gezeichneten Masse. Verglichen mit dem artverwandten „Black Hawk Down" verliert „Tränen der Sonne“ auf ganzer Linie. In keiner Szene kann das Dschungelabenteuer an die brutal-schmerzhafte Intensität von Ridley Scotts Kriegsdrama gelangen. Selbst das kriegsversessene US-Publikum konnte mit „Tränen der Sonne“ nicht viel anfangen. Der Film spielte bescheidene 45 Millionen Dollar ein. Eine Besserung ist auch für Deutschland nicht in Sicht, da sich das europäische Publikum mit Kriegsfilmen weitaus schwerer tut.

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