Lahme Wanderung mit Bruce Willis
Von Lutz GranertAl Pacino, Robert DeNiro, Steven Seagal und ganz vorne mit dabei Bruce Willis: Viele ehemalige Hollywood-Megastars sind inzwischen im Rentenalter angekommen und erhalten deshalb auch immer weniger lukrative Rollenangebote. Das wissen Produzenten wie Randall Emmett für ihre Zwecke zu nutzen: Er verspricht den Stars für relativ wenig Zeitaufwand (maximal eine Handvoll Tage am Set, eher weniger) eine gute Stange Geld und verpflichtet sie so für austauschbare 08/15-Thriller, die dann auf den Postern und Covern mit den bekannten Namen werben. Diese Masche funktioniert auch ganz hervorragend – zumindest finanziell: Emmetts inzwischen mehr als 100 (!) Produktionen haben durch die weltweiten Einnahmen auf dem Heimkino-Markt stattliche 1,2 Milliarden US-Dollar umgesetzt.
Auch „Out Of Death“ reiht sich nun nahtlos in diese meist preisgünstig außerhalb der USA gedrehten Fließbandproduktionen ein – nur mit dem Unterschied, dass er unter zeitlich sogar noch angespannteren Produktionsbedingungen entstanden ist. Gedreht im November 2020 mitten in der Pandemie, war nur mit der Einhaltung sämtlicher Corona-Schutzregeln bereits eine Woche der geplanten Dreharbeiten in Puerto Rico aufgebraucht. Letztlich wurde der lahme Thriller in nur neun Tagen heruntergekurbelt – wobei der schauspielerisch für seine Verhältnisse zumindest bemühte Bruce Willis sogar nur einen einzigen Tag lang am sommerlich heißen Set schwitzte.
Im Gegensatz zu vielen seiner vorherigen Ausflüge gibt sich Bruce Willis diesmal zumindest wieder ein kleines bisschen Mühe...
Die Foto-Journalistin Shannon (Jaime King) beobachtet in einem Waldstück durch Zufall, wie die Polizistin Billie Jean (Lala Kent) bei einer geplanten Übergabe einen Drogenkurier erschießt. Das einträgliche Nebengeschäft der örtlichen Polizisten unter Leitung des fürs Bürgermeisteramt kandidierenden Sheriffs Hank Rivers (Michael Sirow) droht aufzufliegen, weshalb die lästige Zeugin unbedingt aus dem Weg geräumt werden soll. Als Shannon von ihren kriminellen Verfolgern in Uniform gestellt wird, schreitet ebenfalls zufällig anwesende Wanderer und Ex-Cop Jack (Bruce Willis) ein. Dabei wollte der nach dem Krebs-Tod seiner Frau eigentlich nur ein paar Tage ausspannen ...
… und genau in dieser Szene offenbart sich bereits die hanebüchene Konstruktion des Skripts von Drehbuch-Debütant Bill Lawrence. Jack hält aus einer erhöhten Position Billie Jean und ihren Kollegen Tom (Tyler Jon Olson) in Schach, wobei es Tom mit einer ordentlichen Portion Chuzpe gelingt, sich mit einem Appell an Jacks Berufsehre aus der brenzligen Situation heraus zu quatschen. So kann sich eine spannungsarme Verfolgungsjagd durch den dschungelartigen Wald entspinnen. Nach zumindest einer Spur von Tempo zu Beginn liegt einer der korrupten Ermittler schnell schwerverletzt im Wald – und es wird erst einmal minutenlang vom auch optisch finsteren Klischee-Bösewicht Hank (schwarze Klamotten, dunkle Augenschatten, getrimmter schwarzer Bart) darüber diskutiert, wie man das Ableben beschleunigen und die nunmehr beiden Zeug*innen am besten zur Strecke bringen kann.
Auch eine längere Dialogpassage zwischen Jack und der an Minderwertigkeitskomplexen leidenden Shannon, die sich eigentlich bloß zum Verstreuen der Asche ihres verstorbenen (Über-)Vaters in den Wald hat fahren lassen, bremst die Story weiter aus, bevor sie schließlich in ein vergurktes, antiklimaktisches Finale mündet. Immerhin versucht Bruce Willis, der selbst keine nennenswerte Actionszene bestreiten muss (die kann man im Gegensatz zum ständigen Herumwandern eben auch nicht an einem Tag abdrehen), hier als empathischer Trauerkloß mit nachdenklich-ungläubigem Gesichtsausdruck zu schauspielern – was bei seinen lustlosen Performances in Emmett-Produktionen wie „Trauma Center“ oder „Survive The Night“ definitiv nicht der Fall war.
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Neu-Regisseur Mike Burns, der zuvor schon an zahlreichen Emmett-Produktionen als Music Supervisor beteiligt war, gelingt es trotz erkennbarem Gestaltungswillen leider nicht, dem hastig zusammengezimmerten Thriller einen eigenen Stempel aufzudrücken. Die fetzigste Idee gibt es da noch gleich zu Beginn bei einem Shoot-Out, als eine abgefeuerte CGI-Kugel aus dem Lauf einer Pistole auf die Kamera zufliegt, bis sie schließlich im Kopf des Drogendealers einschlägt. Während der von ihm selbst komponierte Score anfangs noch mit beschwingt-lässigen Country-Melodien gefällt, werden diese mit zunehmender Laufzeit anschwellenden Streichern geopfert, die das durch massives Colorgrading in einen mobiltelefonartigen Sepia-Look getauchte Treiben auch musikalisch austauschbar werden lässt.
Fazit: Der in Rekordzeit abgedrehte 08/15-Thriller „Out Of Death“ beginnt mit einer zumindest verhältnismäßig vielversprechenden Exposition – weist aber mit zunehmender Dauer der lahmen Verfolgungsjagd durch die Wälder Puerto Ricos immer mehr Logiklöcher auf, welche auch die ohnehin zähen Dialogszenen und ein schauspielerisch zumindest bemühter Bruce Willis nie übertünchen können.
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