Ein tolles Franchise trägt sich selbst zu Grabe...
Die „Tanz der Teufel“-Trilogie von Sam Raimi (1981 – 1992) hat ihre Höhen und Tiefen, ist aber im Großen und Ganzen unterhaltsamer Horror-Comedy-Spaß mit gesundem Trashfaktor. Mehr als 20 Jahre später (2013) erschien das Remake von Fede Alvarez, das ganz solide war. Seitdem versuchte Produzent Sam Raimi das Franchise in eine deutlich ernstere Richtung zu bringen, weil das heutzutage wohl mehr Leute ins Kino lockt. Daran hat sich auch heute leider nichts geändert, denn nun, im Jahre 2023 (über 40 Jahre nach de ersten Film), gibt es den insgesamt fünften Teil der Reihe: „Evil Dead Rise“. Regie führte wieder ein Neuling in der Branche, Lee Cronin. Der neuste Ableger dieser verrückten Horror-Reihe hat einige interessante und spaßige Aspekte, hat mich aber im Großen und Ganzen doch sehr enttäuscht!
Das Buch der Toten (auch Nekronomikon genannt) wird nach einem Erdbeben bei einer Familie in L.A. entdeckt und sorgt nun in einem heruntergekommenen Apartment für Chaos und blutiges Verderben…
Das Prinzip dürfte mittlerweile klar sein und niemanden mehr überraschen. Doch „Evil Dead Rise“ bringt ein paar hübsche, neue Ideen mit. Zum Beispiel die Umgebung: Statt in einer abgelegenen Hütte, sind wir nun in einem Apartment in einer Stadt. Auch dass es nun eine Familie betrifft, ist neu. Ansonsten hakt der Film aber leider die üblichen „Evil Dead“-Klischees ab. Demnach hat mich der Film hier auch nie wirklich überrascht. Ok, aber ist das Ganze denn zumindest gut und unterhaltsam gemacht? Na ja… Es gibt einige Momente im letzten Drittel, in denen der Film sich nicht mehr so ernst nimmt und dann wirds spaßig. Davor jedoch ist „Evil Dead Rise“ typischster Hollywood-Horror aus der Klamottenkiste. Ja, der Gore-Faktor ist hoch und wer allein darauf aus ist, der wird hier auf seine Kosten kommen. Aber was nutzt das, wenn die Figuren allesamt Schrott sind? Ich mochte keine der Figuren hier! Lle warenmir egal, demnach hat es mich auch mehr amüsiert, wenn irgendjemandem etwas Schlechtes passiert ist.
Das Drehbuch ist wahrlich einfallslos und dämlich. Logik und Natürlichkeit sucht man vergebens. Und in einem „Evil Dead“-Film verlange ich auch nicht in erster Linie nach sowas, aber da der Film die ernste Schiene fahren will, bleibt leider nicht mehr viel, an das man sich sonst hängen kann. Denn die ersten Filme lebten von einer wilden und unberechenbaren Verrücktheit. Horro und Comedy lagen oftmals direkt beieinander und mit Bruce Campbell als sympathischen Antihelden war das Ganze umso unterhaltsamer. Dieser Charme fehlt hier. „Evil Dead Rise“ fühlt sich bis auf ein paar Momente wie jeder andere leblose Hollywood-Horror-Film an. Die Story ist dafür da, um schnellstens zum nächsten Erschrecker zu kommen, es wimmelt von Jump Scares und keine der Figuren verhält sich wie ein Mensch. Und die Kinder in diesen Filmen? Die sind mehr Requisite als echte Charaktere. Da passieren die schlimmsten Dinge, die man sich vorstellen kann und die kleinste Göre schaut nur entsetzt und drückt sich mit viel Glück eine Träne raus.
Das ist ein perfekter Übergang zu den Darstellern, wobei ich den Begriff nur mit Vorsicht benutze. Denn das Gruseligste an dem Film sind die schauspielerischen Leistungen der Leute vor der Kamera. Gerade die eben angesprochenen Kids waren furchtbar…
Was ich dem Film wirklich positiv anrechnen muss, ist die Optik. Die Kameraarbeit von Dave Garbett ist tatsächlich sehr kreativ und kraftvoll. Der Score von Stephen McKeon hingegen ist typisch, nerviger Horror-Kram, der besonders die falschen Jump Scares furchtbar laut untermalt...
Fazit: Es ist sehr schade, dass dieses wilde Franchise nun langsam aber sicher zum 0815-Horror ohne Charme verkommt. „Evil Dead Rise“ ist nervig, dumm und bis auf wenige Momente wirklich langweilig, weil das Konzept eben so vorhersehbar ist. Ich werde nun aber definitiv mal die Serie mit Bruce Campbell ausprobieren!