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    Milla Meets Moses
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    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    2,5
    Veröffentlicht am 27. März 2021
    KAUM ERWACHSEN, SCHON ALLES VORBEI
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Erstmals aufgefallen ist mir die junge Dame in Greta Gerwigs Literaturadaption Little Women: Eliza Scanlen. Ein Gesicht, das man nicht so schnell vergisst. Ein Gesicht, das so traumverloren durch die Gegen blickt, das zumindest ich niemals den Mut dafür aufbringen könnte, diesen Tagtraum zu unterbrechen. Der junge Moses, ein von der Familie verstoßener Junkie, schafft beides. Und das nahezu auf den ersten Blick. Zumindest für Milla, die leider Gottes ein schweres Schicksal mit sich herumtragen muss. Sie ist an Krebs erkrankt. Was für eine Art Krebs wird nie genau thematisiert. Überhaupt verhängt Regiedebütantin Shannon Murphy fast schon ein Tabu über diesen Umstand, der eine ganze Familie in einen selbstvergessenen Sog aus Medikamenten und unkontrollierten Affekthandlungen stürzen lässt.

    Diesem Moses, stets auf der Suche nach dem nötigen Kleingeld, kommt ganz gelegen, dass Milla auf ihn steht. Er wird kurzerhand zum Essen eingeladen, taucht dann immer mal wieder auf, bricht des Nächtens sogar in die Wohnung ein. Die Eltern (Essie Davis und Ben Mendelsohn mal nicht als Schurke) widert dieses Verhalten an. Doch was gut für die Tochter ist, muss auch gut für sie sein. Eine Erkenntnis, die einige Anläufe braucht, um auch zu den Erwachsenen durchzudringenn. Und das gerade in Anbetracht des womöglich viel zu kurzen Lebens, das Tochter Milla ausgefasst hat.

    Im Original nennt sich dieses australische Independentdrama Babyteeth – Milchzähne. Tatsächlich hat Milla noch einen, und das als Teenager. Ein Milchzahn also als letztes Hindernis zum Erwachsenwerden? Fällt auch dieser aus, ist das Leben vorbei. Denn erwachsen zu sein und nichts davon zu haben wäre geradezu unfair. So ist der nahende Tod als gewisse Ahnung über allem hängend.

    Es gibt da eine klitzekleine Sequenz, die ist wohl die beste Episode in dieser Abfolge mehrerer, mit bunten Lettern betitelten Szenen: es ist jene, in der Milla mit dem Tod kommuniziert. Ein abstraktes Intermezzo, in der Eliza Scanlen eine metaphysische Eingebung widerfährt. Ein erstauntes Gesicht, ein leichtes Lächeln. Ein Ansatz, der Milla Meets Moses vielleicht ganz neue Aspekte auf ein Thema abgerungen hätte, welches Shannon Murphy bewusst zurückdrängt. Das ganze Ensemble sträubt sich gegen diese Wahrheit, und alle treiben scheinbar ziellos ohne Selbststeuerung über einen Ozean, dessen Strömungen vielleicht irgendwann irgendwohin führen. Für ein Krankheitsdrama ist die Verfilmung eines Theaterstücks von Rita Kalnejais viel zu vage, als Romanze recht oberflächlich, als Familiendrama vielleicht noch am ehesten tragend, doch auch hier fällt es schwer, starke innerfamiliäre Bindungen zu erkennen – zu selbstbezogen werden die Eltern umrissen. Das macht es schwierig, Nähe zu den Menschen aufzubauen, denen selbst es unglaublich schwerfällt, Nähe zuzulassen. Sie sind Meister der Verdrängung – so wie der ganze Film den Fokus auf Verdrängung legt.
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    Filmdoktor
    Filmdoktor

    7 Follower 46 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 2. November 2020
    Eine ungewöhnliche Liebe in einer ungewöhnlichen Familie -
    Milla ist sechzehn und wird von ihren verständnisvollen Eltern etwas zu sehr umsorgt, als es sich ein Teenager wünscht, denn Milla leidet an Leukämie und als wir sie kennenlernen, steht ein Rückfall der Krankheit an. In dieser Situation lernt MiIlla auf dem Bahnsteig Moses kennen, der in den Tag hineinlebt und ganz offensichtlich ein Drogenproblem hat. Irgendwie ist Milla von Beginn an von diesem ungewöhnlichen jungen Mann fasziniert, der ihr wegen ihres Nasenblutens sein Hemd zum Abwischen des Blutes anbietet. Kurzerhand lädt sie ihn zum Abendessen ein, Moses nimmt die Einladung gegen einen gewissen Geldbetrag an. Henry, Millas Vater, arbeitet als Psychiater und verschreibt seiner psychisch labilen Frau Anna zahlreiche Medikamente. Moses wirkt beim Abendessen in der bürgerlichen Vorstadtidylle zwar etwas deplaziert, aber Millas Mutter zeigt wegen ihrer Medikamente deutlich mehr Rauschsymptome als der junge Mann. Die Eltern sind natürlich nicht begeistert von der neuen Freundschaft mit dem sieben Jahre älteren aus ganz anderem Milieu stammenden Moses, erkennen aber mehr und mehr, wie sehr die ungewöhnliche Beziehung ihrer Tochter emotional Kraft gibt. Moses ist allerdings mit der neuen Verantwortung, die mit dieser Beziehung einhergeht, überfordert und enttäuscht Milla ein um das andere Mal, nicht ohne mit zahlreichen Entschuldigungen und seiner charmanten Art immer wieder zurückzukehren. Jedoch Millas Krankheit verschwindet nicht einfach und auch das Verhältnis der Eltern schwankt zwischen liebevoll und extrem unentspannt.

    Die Regisseurin Shannon Murphy hat mit „Milla meets Moses“ ihr Spielfilmdebüt abgeliefert, sie hat ihr eigenes Theaterstück eindrucksvoll als Film umgesetzt. Gerade die zahlreichen kleinen poetischen Szenen von Milla und Moses, aber auch das Gespür für Zwischentöne in den unterschiedlichen Beziehungen zeichnen ihren Film aus. Formal überraschen ungewöhnliche Einstellungen und eine unkonventionelle Kapiteleinteilung. Millas Krankheit, Moses Drogensucht, Annas Depressionen und auch Henrys emotionale Unausgeglichenheit werden zu keiner Zeit verschwiegen und dennoch – oder gerade deswegen – ist „Milla meets Moses“ ein erstaunlich positiver und lebensbejahender Film, der niemals in Klischees abgleitet. Zwar wird auf der Zielgeraden der Handlung doch noch sehr dem romantischen Ideal der unsterblichen Liebe gehuldigt, aber schließlich sind beide Hauptfiguren jung und voller Lebenshunger, so dass ein bisschen Romeo und Julia-Feeling völlig angebracht ist.

    Gerade die Kunst, die Emotionen zuzulassen, aber niemals in Extreme oder Verflachungen abzurutschen, ist die Meisterschaft dieses beeindruckenden Familien- und Coming-of-Age-Dramas. Sehenswert!
    beco
    beco

    61 Follower 362 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 17. Oktober 2020
    Die tragische Geschichte von Milla wird mit einer Prise Humor serviert, die aber nie die Belastung für Milla und ihre Umfeld übertüncht. Ein berührender Film, besonders die letzte Szene „Milla am Strand“, die das Ende von Millas Geschick noch einmal in einem anderen Licht erscheinen lässt.
    sehenswert
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