Heimat, Freundschaft und Neuanfang - eine Geschichte für fast alle! -
Der zwölfjährige Ben hat eigentlich alles: Eine liebevolle Familie, gute Freunde, Erfolg im Fußballverein. Weil aber sein Dorf dem Braunkohlentagebau weichen muss, zieht die Familie in die nächstgrößere Stadt (Düren) und plötzlich ist Ben ohne Freunde, in der Schule nennen ihn einige "Landei" und beim Fußball sitzt er auf der Reservebank. In dieser Situation lernt Ben den gleichaltrigen Tariq kennen, der aus Syrien fliehen musste. Im Vergleich geht es Tariq noch deutlich schlechter, da er ganz allein ist, ohne Eltern und vom älteren Bruder auf der Flucht getrennt wurde, auch Sprache und Land sind für ihn fremd. Doch Tariq ist genau wie Ben ein guter Fußballer und ganz zögerlich beginnen die beiden Jungen aufeinander zuzugehen. Heimat bekommt für Ben durch Tariqs Augen nun eine andere Dimension und beide lernen, wie sie sich gegenseitig helfen können.
Von der Erzählweise her scheint "Zu weit weg" ein typischer "Kinderfilm" zu sein: Die Alltagssorgen von Zwölfjährigen stehen im Mittelpunkt, es gibt Rückschläge, Abenteuer, große Gefühle und schließlich auch einen optimistischen Ausgang. Bei genauer Betrachtung ist dieser Film aber insbesondere in der zweiten Hälfte viel differenzierter und betrachtet sehr genau, was es bedeutet, die eigene Heimat zu verlassen und zum Neuanfang gezwungen zu sein. Schließlich stehen bei allen Rückschlägen die Chancen, die ein Neuanfang bietet, wenn man sich darauf einlässt, klar im Vordergrund.
Spannend ist, dass der jeweilige Heimatverlust nicht gegeneinander ausgespielt wird, sondern die beiden Jungen in ihren Gefühlen Gemeinsamkeiten entdecken. Auch Tariqs (Kriegs-)Trauma ist nicht plötzlich weg, sondern bei aller positiven Entwicklung bleibt ein Verlust ein Verlust.
Die Inszenierung ist im Laufe des Films kaum noch didaktisch und erfrischend alltagsnah, wozu auch die beiden natürlich spielenden Hauptdarsteller beitragen.
"Zu weit weg" ist ein gelungener Film für alle Altersgruppen, der seine universalen Themen Heimat, Freundschaft und Neuanfang mit ausreichend Differenzierung und einer großen Portion Optimismus alltagsnah vermittelt und nach dem Sehen Nachdenklichkeit mit einem rundherum positiven Gefühl verbindet. Sehenswert!