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    Verlorene Illusionen
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    Kinobengel
    Kinobengel

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    4,0
    Veröffentlicht am 1. August 2022
    Xavier Giannoli zeigt, wie schriftstellerische Begabung in gutes Bares umgesetzt werden kann. „Verlorene Illusionen“ wurde unter anderem im Programm der 70. Filmkunstwochen in München als Preview aufgeführt.

    Lucien Chandon (Benjamin Voisin) verwendet lieber den Namen seiner Mutter: de Rubempré. Er möchte als Dichter die Gunst des Adels in Paris erlangen. Seine Beziehung zu der unglücklich verheirateten Louise de Bargeton (Cécile de France) kommt jedoch nicht gut an. Das junge Talent erhält die Gelegenheit, für ein Revolverblatt gegen die Blaublütigen zu schreiben. Lucien greift zum schnellen Geld, während in seinem Herzen der Takt des Poeten schlägt.

    Mit opulenter Ausstattung, klassischer Musik und wuchtigen Bildern lockt der erfahrene Regisseur sein Publikum in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Welch eine Augenschmaus. Dazu ein Erzähler aus dem Off, der das visuelle Medium ein wenig zu intensiv unterstützt.

    In der mit 2 ½ Stunden Laufzeit äußerst kurzweiligen Inszenierung setzt Giannoli den Fokus auf die Verderbtheit der Boulevardpresse, die sich ihre Subjektivität je nach Bezahlung gerne lenken lässt. Verrisse, überschwängliches Lob und Fake News sind an der Tagesordnung. Für die zwielichtigen Autoren, gerne in Gesellschaft von Prostituierten, regnet es Champagner im Haschischdampf, der jedes Geschick fördert. Kurzum: Kinounterhaltung vom Feinsten zu einem aktuell gebliebenen Thema. Auf einen Vergleich mit seriösem Journalismus verzichtet der Filmemacher zugunsten der amüsanten Präsentation von Ausschweifungen. Entsprechend eindeutig bleiben die Charaktere aus der Welt der Königsnahen. Markant: Gérard Depardieu als analphabetischer Verleger.

    Lucien genießt, prasst, liebt Coralie (Salomé Dewaels). Giannoli steuert die von Honoré de Balzac geschaffene, mit wachsendem Selbstvertrauen ausgestattete Hauptfigur auf einem Pfad, der zunächst unheimlich geradeaus verläuft. Der Möchtergernadelige wird von früheren Sehnsüchten gestört. In der aufrecht erhaltenen Spannung erscheint ein gewisser Thrill um Überlebenschancen. Der mitreißende Plot lässt den Saal die ausgelegten Schlingen genauso spüren wie die Ahnungslosigkeit des Wortkünstlers.

    „Verlorene Illusionen“ unterhält exzellent mit den wahren Unanständigkeiten dieser Welt.
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