Anspruchsloser Tanz-Trash!
Ein Tanzfilm, der teilweise auf wahren Begebenheiten basiert? Das ist „Footlose“ von 1984. Der Kampf der Jugend gegen die konservative Gemeinschaft in einem kleinen Vorort. Der Film von Herbert Ross kam allerdings bei Kritikern nicht sehr gut an und auch beim Publikum war der Streifen mit gemischten Kritiken aufgenommen worden. Heute gilt „Footlose“ unter einigen sicherlich als trashiger Klassiker und ich bin tatsächlich sehr überrascht, dass dieser Film drei Jahre vor „Dirty Dancing“ erschien. Die Story beider Filme ist in Teilen sehr ähnlich, aber in „Dirty Dancing“ deutlich besser verarbeitet. Und „Footlose“? Der Film ist mittlerweile 40 Jahre alt. Wie hat er sich gehalten? Nun ja, nicht so gut! Ich betrachte „Footlose“ aus zweierlei Perspektiven: Aus einer anspruchsvollen, künstlerischen Sicht ist der Streifen wirklich plump und schwach. Als trashiger Tanzfilm ohne Sinn und Verstand kann der Film ab und zu ganz gut unterhalten, weil er so unfreiwillig komisch ist. Ist er dennoch sehenswert?
Der tanzverliebte Ren zieht mit seiner Mutter nach Bomont, ein kleiner, spießiger und hochkonservativer Vorort. Die Gemeinde dort hält nichts von der neuen Musik und schon gar nichts vom Tanzen. Das ist nämlich Sünde! Doch Ren und der Rest der Jugendlichen wollen aus diesem langweiligen Sumpf ausbrechen…
Ja, Religion und Kirche sind schon tolle Ideen der Menschen gewesen… Wie gesagt basiert das Ganze hier auf wahren Begebenheiten in Oklahoma, 1980. Eigentlich eine gute Grundlage für so einen Film, da die meisten Tanzfilme in ihren Storys extrem plump daher kommen. Doch so gut die Grundlage auch ist, so schwach wurde sie umgesetzt. Nicht nur die Figuren sind allesamt sehr blass und eindimensional (mit Ausnahme des Vaters vielleicht), auch die Geschichte wird sehr schwarz-weiß erzählt. Dabei gibt es viele wilde Momente, es wird sich geprügelt und die Kids in dem Dorf lieben es sich lebensbedrohlichen Mutproben zu stellen. Bei der Protagonistin Ariel (die Tochter des Reverend im Film) ist das allerdings sehr fragwürdig, denn ihr Bruder kam tragischerweise bei einem solch dämlichen Spiel ums Leben. Und gerade sie ist es, die ihr Leben mindestens zwei Mal im Film aufs Spiel setzt. In einem besseren Film ergibt das sicherlich auf eine skurrile Art und Weise Sinn, hier aber dachte ich mir: „Was ist mit dir bloß schief gelaufen?“.
Auch die Gewalt im Film wird aus heutiger Sicht extrem problematisch zelebriert, besonders am Ende. Rein von der Logik der Geschichte her müsste die Prügelei am Ende das ganze Tanzprojekt ja auch wieder gefährden. Aber das sieht man nicht mehr, denn nach dem letzten großen Tanz ist dann auch schon Schluss. Die Story ist simpel, aber auch plump und oberflächlich. Viele der jugendlichen Protagonist*innen bleiben am Ende blass und man fragt sich, was man eigentlich über diese Figuren gelernt hat, außer dass sie gerne tanzen.
Kommen wir damit zum Kernelement des Films: Den Tanz-Szenen. Dass das Tanzen hier wie ein Ruf nach Freiheit und Sorglosigkeit interpretiert und behandelt wird, ist ja erst einmal eine schöne Idee. Nur wird im Film relativ wenig getanzt. Das wäre auch nicht so schlimm, wenn die Tanznummern im Kopf blieben, aber das tun sie irgendwie nicht, zumindest bei mir nicht. Die Tanz-Momente haben überraschend wenig Gewichtung und bringen die Geschichte praktisch nie nach vorne. In „Dirty Dancing“ zum Beispiel erzählen sie oftmals viel über die Figuren und die Story, hier aber sehen wir ein paar lustige Tänze und Stunts und das wars…
Schauspielerisch gibt´s hier auch keine Meisterleistung zu sehen, am ehesten von John Lithgow, der den Vater spielt. Kevin Bacon ist ok als junger, rebellischer Ren und die anderen Teenies sind auch ok (darunter eine sehr junge Sarah Jessica Parker). Leider können die Darsteller nichts gegen die hölzernen und unfreiwillig komischen Dialoge machen. Diese machen aber den Film immer wieder überraschend witzig und auch die Energie des Films ist stellenweise so überzogen, dass man ohne Zweifel ein gute Zeit mit dem Film haben kann, wenn man ihn nicht ernst nimmt und eher drüber lachen will.
Der Soundtrack ist solide, mit dem fetzigen Hit „Footlose“ von Kenny Loggins und Dean Pitchford, der allerdings drei Mal im Film gespielt wird... Die beiden steuerten auch weitere Songs mit dazu bei. Sehr kurios ist übrigens der Einsatz des Klassikers „Holding Out for a Hero“ von Bonnie Tyler bei einem Traktor-Battle… So unspektakulär habe ich diesen Song noch nie in einem Film gehört!
Fazit: „Footlose“ ist unter gewissen Umständen amüsanter 80s-Trash mit guter Musik. Am Ende ist das Ganze aber doch etwas lahm und bietet extrem wenige, spektakuläre Tanz-Szenen. Dann doch lieber wieder „Dirty Dancing“ schauen!