Handy-Game-Verfilmung mit Dolph Lundgren
Von Lutz GranertSatte 23 Millionen Mal wurde das kostenpflichtige Mobile Game „Dead Trigger“ nach seinem Launch im Juni 2012 heruntergeladen. In diesem kassieren Smartphone-Nutzer in einer apokalyptischen Welt als Soldat Kyle Walker Prämien fürs Töten von Zombies. Der Mix aus First-Person-Shooter und Survival-Horror war so erfolgreich, dass nur ein Jahr später eine Fortsetzung entwickelt wurde. Auch der britische Filmemacher Mike Cuff wurde auf das Spiel aufmerksam, sicherte sich die Rechte für eine Verfilmung und entwickelte schließlich ein Drehbuch. Doch kaum hatten die Dreharbeiten von „Dead Trigger: Unkilled“ (so der Originaltitel) im Mai 2016 begonnen, begannen auch schon die Querelen. Bereits am zweiten Drehtag seines Langfilmdebüts wurde Mike Cuff vom Produzentengespann um Sergei Bespalov von der Produktionsfirma Aldamisa Entertainment („Machete Kills“) gefeuert und durch Scott Windhauser ersetzt, der Cuffs Skript erst einmal gründlich umarbeitete. Zudem begann ein zäher Rechtsstreit um angeblich ausstehende Zahlungen.
Nur zwei Wochen später, nur drei Tage vor dem Ende der geplanten Dreharbeiten in Mexiko, verließ die US-amerikanische Crew fluchtartig den Drehort und ließ dabei sogar das Filmequipment zurück. Das geschah Gerüchten zufolge, weil ein mexikanisches Drogenkartell bei einem Set-Besuch die Bezahlung der mexikanischen Fahrer einforderte. Die Dreharbeiten wurden erst Monate später im US-Bundesstaat Nevada beendet. Die chaotischen Produktionsumstände sind dem Horror-Actioner „Zombie Shooter“ (so der deutsche Verleihtitel) deutlich anzusehen: Die Low-Budget-Produktion gerät nach temporeichem und spaßigem Beginn zunehmend zäh und verliert sich schließlich in einer öden Aneinanderreihung von immer gleichen Actionszenen.
In der nahen Zukunft hat ein mysteriöses Virus um sich gegriffen und ein Großteil der Weltbevölkerung in blutdürstige Zombies verwandelt. Der Waffenkonzern Cyglobe will seine weltweite Vormachtstellung ausbauen und investiert in die Erforschung eines Heilmittels. Als dem Forscherteam um Tara Conlan (Autumn Reeser) ein Durchbruch gelingt, wird es von Untoten in ihrem Labor in Terminal City eingeschlossen. Kurz nachdem Cyglobe eine paramilitärische Spezialeinheit namens CSU um den Computerspiel-Nerd Chris Norton (Chris Galya) und die Kickboxerin Samantha Atkins (Luciana Carro) zusammengestellt hat, erhält sie den Auftrag, das Forscherteam zu befreien. Doch die Mission unter Leitung des erfahrenen Offiziers Kyle Walker (Dolph Lundgren) entpuppt sich als Himmelfahrtskommando...
Der temporeiche Auftakt mit einem Werbeclip für den Dienst bei der CSU erinnert an die unverhohlene Kriegspropaganda in „Starship Troopers“; die kurze Einführung der Charaktere bei der Rekrutierung der mit besonderen Fähigkeiten ausgestatteten Teenager weckt Assoziationen an „Suicide Squad“; und ein dubioser Konzern, der während einer weltweiten Epidemie seine eigenen Ziele verfolgt, kennt man bereits aus „Resident Evil“. Die dazugeholten Autoren Heinz Treschnitzer und Scott Windhauser haben in ihrem überarbeiteten Skript kräftig bei anderen Genrevertretern geklaut und sparen in den ersten 20 Minuten nicht mit ironischen Seitenhieben auf den genretypischen Militär-Machismo. Da schießt sich ein vermeintlicher Waffenexperte beim ersten Zombiekontakt in der Grundausbildung vor lauter Aufregung selbst die Rübe weg und der betont harte Ausbilder Walker spielt aus lauter Langeweile eine Art von Russisch Roulette.
Doch dann werden die jungen Rekruten mitten in ihrer Grundausbildung zu ihrer Mission abberufen – und „Zombie Shooter“ folgt fortan ebenso brav und dramaturgisch durchsichtig der Quest-Struktur eines Videospiels. Die Figuren, den der Stoßtrupp bei seiner Befreiungsmission begegnet (zwei wehrhafte Amazonen mit russischem Akzent und ein Priester, der in seinem Gotteshaus um Hilfe für seine Gemeinschaft bittet) spielen nach einer kurzen Einführung und ein paar simpel choreografierten Actionszenen bei Zombieangriffen im weiteren Handlungsverlauf keine Rolle mehr. Die Konfrontationen mit den Untoten folgen mit ihren immer wieder zu großen Bildausschnitten einer ermüdend gleichen Choreografie und sind zunehmend unglaublich vorhersehbar: Die Truppe wird von Zombies überrascht, umzingelt und nach etwas Geballer segnet nach dem Zehn-kleine-Jägermeister-Prinzip ein entbehrlicher Noob-Soldat das Zeitliche.
Tatsächlich erweist sich das Skript von „Zombie Shooter“, das durch den durch die Produktionsumstände bedingten Schauplatzwechsels (säumen zunächst Palmen und Büsche den Wegesrand, hasten die Überlebenden des Stoßtrupps plötzlich durch wüstes Ödland) noch mehr wie zusammengezimmert wirkt, die größte Schwachstelle des Horror-Actioners. Besonders der Versuch einer Rahmung der Story, mit der der Windhauser und Treschnitzer darauf zu verweisen versuchen, dass es eine Videospielvorlage gibt, ist vollkommen misslungen und wurde zusammenhanglos in den Film implementiert.
Zwar wirkt es so, als ob der B-Actionstar Dolph Lundgren („Creed 2“, „Aquaman“) eher durch die Szenen stolpert statt läuft. Aber zumindest in den Prügelszenen zeigt er, dass er sein Handwerk sehr wohl noch beherrscht, zumal er auch ein paar markige Oneliner aufsagen darf. Den jüngeren Darstellern fehlt es hingegen vollkommen an Profil. Das jugendliche „Kanonenfutter“ (daher übrigens auch der Spieltitel „Dead Trigger“, wie ein feindlich gesinnter Offizier noch einmal erklärt) bleibt eindimensional, wobei einzig der Seriendarstellerin Autumn Reeser („Hawaii Five-0“), als Forscherin mehr als eine Handvoll Dialogzeilen vergönnt sind.
Fazit: Simpel choreografierte Shoot-Outs und ein Skript ohne Sinn und Verstand machen „Zombie Shooter“ zu einer zähen Angelegenheit. Der Low-Budget-Actioner ist nur eine weitere missglückte Videospiel-Adaption, bei der die Produktionsgeschichte spannender ist als der fertige Film.