Requiem for a Dream ist einer der ganz wenigen Filme, bei denen der Verlauf der Geschichte nicht vorherzusehen ist. Wenn ich spontan zeitgenössische Regisseure aufzählen müsste, bei denen die Regie ähnlich unsentimental und die Story vergleichbar kompromisslos ist wie bei diesem Film, dann würden mir nicht viele einfallen, lediglich Noé und manchmal vielleicht Inárritu. Während auch Aronofsky in seinen Folgefilmen sich zunehmend gewöhnlicher Dramaturgie hingibt, ist in Requiem for a Dream noch alles ein reiner Schlag ins Gesicht. Die Entscheidung, die Protagonisten (ohne jede Chance auf ein gutes Ende) in den Abgrund fallen zu lassen, ist (wie immer, wenn sich jemand für so etwas entscheidet) die einzig richtige. (Davon abgesehen wäre es auch ein bisschen witzig und unpassend, einen Drogenfilm zu drehen, bei dem am Ende alle quietschvergnügt zu Hause sitzen, Halma spielen und endlich clean sind.) Allerdings ist es wohl nur Aronofskys stylische Düsternis, die nah am Rand zur Ikonografie angesiedelte, aber stets souveräne Bildsprache, die der radikal vorgeführten Geschichte die Ernsthaftigkeit bewahrt. Diese hätte durch das humoristische Potenzial, das im Film erwächst (das ständige Klauen des Fernsehers, das teeniehafte Rumknutschen im Fahrstuhl, das Herunterkrachen des Filmtitels und der Zwischenüberschriften) hätte bei vielen anderen Regisseuren draufgehen können. Bei Aronofsky jedoch spürt man die dahinterstehende Ernsthaftigkeit und die Ausweglosigkeit so intensiv, dass man einfach nicht lacht. Requiem for a Dream lässt einen die Sucht wirklich fühlen und debattiert nicht darüber, die Videoclip-Stilisierung der Handlung ist dabei zwar radikal und offenkundig manipulativ. Und man merkt als Zuschauer auch, dass die Stilisierung nur künstlich ist, dass alles forciert ist. Dennoch führt dies nicht dazu, dass man den Film als Fiktion abtut. Im Gegenteil, man empfindet die Filmrealität noch als viel intensiver. - eine solche inszenatorische Balance ist hochgradig schwierig, wird aber von Aronofsky beeindruckend souverän vorgeführt. Angenehmerweise aber, ist der Film durch den Fokus auf seine Stilisierung nicht intellektualisiert. Die Distanz zu den Figuren vergrößert sich nicht durch die Filmsprache, man verfällt in keine Analysen während des Betrachtens und ist auch im Nachhinein nicht geneigt, irgendwelche Diskussionen von wegen ''Wie wird ein Mensch süchtig?'', ''Wie kann man Menschen dagegen helfen?'' oder so anzufangen. Schließlich hat auch keiner Lust, sich einen Drogenfilm anzusehen, der so eine Moral hat, dass er genauso gut von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hätte produziert werden können. Requiem for a Dream ist kein engagierter Debatten-Film, der ''zum Nachdenken anregen'' soll. (Ist es nicht das Beste, was ein Film erreichen kann, wenn er einen sich wirklich wie jemand fühlen lässt? Wer inhaltlich, also gedanklich, eine Drogenabhängigkeit nachvollziehen will, ist mit Biologie besser beraten.) Requiem for a Dream löst Gefühle aus, unglaublich komplexe noch dazu. Der Film hat mich wirklich richtig fertig gemacht. Deswegen 5 Sterne!