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    Sorry We Missed You
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    Anonymer User
    4,0
    Veröffentlicht am 19. August 2023
    Von dem Lob, das man über den Film von Ken Loach ausgeschüttet hat, möchte ich mich vor allem zu der Ambivalenz des genialen Titels äußern. Der bezieht sich zunächst auf jeden einzelnen der Familie Turner, der sich von der Gemeinschaft zurückzieht bzw. von einem Mitglied zurückgeholt werden muss. Hier betrifft es vor allem den Sohn Sebastian (Rhys Stone), der Gefahr läuft auf die schiefe Bahn zu geraten. Dagegen ziehen die jüngere Schwester Liza (Katie Proctor) ins Feld, neben Vater Ricky (Kris Hitchen) und Mutter Abbie (Debbie Honeywood), die am meisten für den Zusammenhalt der Familie tut. Es geht hier um ihr wirtschaftliches Überleben im Raubtierkapitalismus.
    Die zweite Bedeutung des Titels steht auf dem Zettel, den der Paketdienst den Kunden in den Briefkasten wirft ‘Wir haben Sie leider nicht angetroffen‘. Genau den Job hat Vater Ricky, der bis zum Umfallen von der Firma ausgebeutet wird. Ken Loachs alter Freund und Drehbuchautor Paul Laverty weiß auch keine Lösung. Er lässt den überfallenen und zusammengeschlagenen Familienvater Ricky einfach weitermachen. Als Schutzbehauptung fährt er nochmal ins Krankenhaus, obwohl er tags zuvor schon unbehandelt weggeschickt worden war.
    Das gut gecastete Ensemble überzeugt sowohl in ruhigen Einstellungen als auch in handfesten Auseinandersetzungen. Gut, aber nicht Kens bester.
    Filmdoktor
    Filmdoktor

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    4,5
    Veröffentlicht am 8. November 2020
    "Herr über das eigene Schicksal sein", lautet das Versprechen der Agentur, bei der Ricky Turner aus der Arbeitslosigkeit heraus als Subunternehmer anfängt. Sein eigener Chef zu sein und nicht mehr als Lohnarbeiter drangsaliert zu werden, klingt nur so lange positiv, wie die Bedingungen dieses Arbeitsverhältnisses noch nicht in ihrer ganzen Tragweite erfasst wurden:
    Den Transporter für die Paketzustellung muss Ricky selber finanzieren, ebenso "kauft" er die Zustellungspakete und wird erst nach erfolgreicher Zustellung bezahlt. Verspätungen, Verlust und andere Versäumnisse werden mit Bußgeldern belegt. Über den mitgeführten Scanner sind die Lieferanten bis auf den letzten Meter in Echtzeit zu orten und nur die Unterschrift des Empfängers auf dem Display sichert die Erfüllung des Auftrags. Anderenfalls muss eine Karte mit dem Verweis „Sorry We Missed You“ ausgefüllt werden und die Bezahlung bleibt unsicher.
    Die Begeisterung über den neuen Job ist schnell verflogen und auf Ernüchterung folgt Verzweiflung: Da Ricky 14-Stunden-Schichten schiebt, seine Frau Abby nun kein Auto mehr hat und als häusliche Pflegekraft alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigen muss und dadurch ebenfalls viel länger unterwegs ist, sind Sohn und Tochter zunehmend sich selbst überlassen, der Sohn droht kriminell zu werden, die Tochter überfordert sich selbst. Zudem wachsen die Schulden trotz vermehrter Arbeit. Die Familie droht an der Dauerbelastung zu zerbrechen.

    Der Regisseur Ken Loach, der sich stets für die Armen und einfach Arbeitenden engagierte, ist mittlerweile 83 Jahre alt, aber seine Filmkunst hat nichts an Kraft eingebüßt. Der Raubtierkapitalismus des Subunternehmertums wird in allen Details vorgeführt. Loach interessiert vor allem, welche Folgen diese Arbeitswelt für das soziale Miteinander hat. Die unsoziale Arbeitswelt (statt eines launischen Chefs gibt es nun beständigen Druck durch den Scanner) zerstört auf Dauer Mitmenschlichkeit und Sorge füreinander. In zahlreichen Filmen hat Loach dies bereits durchgespielt ("Ich, Daniel Blake", "Looking for Eric", "It's a free world" usw.) und seine Kritik an der menschenverachtenden Seite des Kapitalismus ist immer gepaart mit viel Sympathie für seine Figuren, die stets mit Respekt betrachtet werden. Es ist vor allem das warmherzige Miteinander in Ricky Familie (in der es natürlich auch immer wieder Streit gibt), das den Film nicht zur kalten Anklage erstarren lässt. Manche Szene und mancher Text ist zwar sehr didaktisch geraten, aber es bleibt das Gefühl der alltagsnahen Anteilnahme.

    "Sorry we missed you" zeigt das filmische Können des Altmeisters Ken Loach und die Aktualität seiner Kapitalismus-Kritik. Zugleich ist es ein warmherziges Porträt einer Familie, die um Zusammenhalt kämpft und ein Film, der der arbeitenden Bevölkerung Respekt zollt. Sehenswert!
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    4,0
    Veröffentlicht am 17. September 2020
    ACHSENBRUCH AM HAMSTERRAD
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Arbeiten wir, um zu leben? Normalerweise schon. Doch meist ist es so, dass ein Großteil der Menschheit nur lebt, um zu arbeiten. Diese ernüchternde Erkenntnis erlangt Ken Loach immer wieder, in all seinen Filmen. Und er lässt seine sozialen Verlierer nicht verschnaufen, er lässt sie schuften, bis sie umfallen. Und können sie mal nicht mehr schuften, so wie in Ich, Daniel Blake, dann verlieren sie alles, ihre gesamte Existenz. Da stellt sich wiederholt die Frage: wer genau duldet diesen Wahnsinn eines so abgewürgten Lebens? Das Wirtschaftssystem, denn geht es ihm gut, geht es allen gut. Und jene, die den Spagat zwischen Familie und Arbeit nicht bewältigen können, bleiben Einzelfälle, die durch den Rost fallen. Ist dem so?, fragt Loach. In Sorry We Missed You gibt der Filmemacher dem zweifachen Familienvater Ricky Turner die Chance, sich Gehör zu verschaffen. Doch worauf er stößt, sind tauben Ohren.

    Diese verköpfige Familie Turner also ist Opfer der Finanzkrise 2008, lebt in einer recht heruntergekommenen Mietwohnung und macht das Beste daraus. Mama Turner arbeitet als Heimhilfe, die Kinder sind schulpflichtig, wobei der Sohn die Schulpflicht selbst nicht ganz ernst nimmt und lieber schwänzender Weise Graffitis auf leere Hausfassaden sprüht, und der Vater beginnt einen neuen Job als Paketauslieferer eines Franchiseunternehmens. Ob dies wirklich die beste Idee sein will, angesichts der ohnehin schon prekären finanziellen Situation? Selbstständig werden? Unter der Fuchtel eines Konzerns stehend, der die Auflagen vorgibt und keine Gnade kennt, falls es mal private Umstände erfordern sollten, daheimzubleiben? Hätte der Fachmann doch im Bauwesen einen neuen Job gesucht. Doch es geht ums große Geld, und das lässt sich als Paketbote kurzfristig lukrieren – wenn man´s richtig macht. Und keine Kids daheim hat, die das Leben erschweren.

    Ganz klar: bei Filmen von Ken Loach hat niemand sein Happy End. Klar ist auch: Loachs Filme sind fast schon Reality-TV, schon alleine deshalb, weil der mehrfach ausgezeichnete Filmemacher selten professionelle Schauspieler besetzt, vielmehr Laiendarsteller, die vielleicht sogar einen ähnlichen Background aufweisen können wie ihre Filmfigur, und daher aus der eigenen Erfahrung schöpfen. Genau deshalb wirken die Darsteller in keiner Weise laienhaft – sie wissen, was sie erzählen müssen. Und entwickeln eine verzweifelte Wut, die Loachs Filme so intensiv machen. Sorry We Missed You zählt für mich tatsächlich zu einem seiner besten Werke, darüber hinaus auch zu einem der besten Filme zum Thema Menschen- und Arbeitsrecht. Das Drehbuch von Paul Laverty und Loachs unprätentiöser Blick in die Eingeweide einer Existenz vor der Kippe ist so dermaßen straff aufbereitet, dass gleich zu Anfang ein ungeheurer Druck herrscht. Ein Druck auf die Agierenden. Und nicht nur auf die – auch auf den Zuseher. Die Sogwirkung ist enorm, das Unheilvolle an jeder Ecke erahnend. Und immer wieder sei dem strudelnden Familienvater das Glück gewogen. Doch es wäre nicht Ken Loach, würden sich nicht komplexe Schwierigkeiten anhäufen wie all die Pakete im teuer erkauften Lieferwagen des Vaters. Mitleid ist nicht das richtige Wort für das, was man empfindet. Es ist auch kein Sozialvoyeurismus, der bei Dokusoaps vielleicht eher hervorgekitzelt wird. Es ist die plötzlich übergreifende eigene Angst vor einer entschwindenden Existenz, die so leicht hereinbrechen kann wie eine Finanzkrise oder der Corona-Lockdown. Und der Umstand, niemals einschätzen zu können, ob und wann es ganz anders kommen kann.

    Sorry We Missed You – der Titel bezieht sich auf das Abwesenheits-Formular bei nicht überbrachten Paketen – erzählt auf so direkte und traurige Art von einem Achsenbruch in einem ohnehin schon bis zur Erschöpfung rotierenden Hamsterrad. Die nachkommende Generation, die bekommt ihre Eltern gar nicht mehr zu Gesicht. Sorry We Missed You könnten auch sie sagen. Auf ihre eigene, verzweifelte Art, am Ende des Sozialstaats.
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    BrodiesFilmkritiken
    BrodiesFilmkritiken

    11.176 Follower 4.948 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 12. Mai 2020
    Kein Film bei dem man gute Laune bekommt. Regisseur Ken Loach ist Fachmann für Sozialdramen und liefert hier exakt dieses ab: das Portrait einer Familie bei der beide Eltern sich in undankbaren Jobs abrackern, ebenso aber von höhrerer Stelle ausgebeutet werden und im Grunde immer mehr in finanzielle Nöte geraten. Die Frustrationen der Umstände, private Probleme die auch daraus resultieren und Schlaglichter auf ein fieses, menschenverachtendes System und die Unterschicht davon … das ist was diesen Film ausmacht. Das wird zwar von Schauspielern gespielt, könnte aber auch direkt im wahren Leben mitgefilmt worden sein. Und so unspektakulär der Film auch ist, er zeigt wahr wirkende Menschen mit wahren Problemen für die ein verschwundener Schlüssel oder ein zerstörtes Gerät unfassbare Katastrophen auslösen. Deswegen lohnt der Film komplett, besonders für den Schulunterricht.

    Fazit: Grausam realistisches Portrait einer Arbeiterfamilie!
    beco
    beco

    64 Follower 366 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 14. Februar 2020
    Ken Loach zeigt eine ernüchternde Schilderung der Arbeitsverhältnisse im Norden von England, die von Pessimismus geprägt ist und wenig Hoffnung auf Besserung in Aussicht stellt.
    Wie immer bleibt Loach dabei eng an der Realität, die handelnde Personen und ihre Konflikte sind immer realistisch und absolut glaubwürdig.
    Loach fügt noch einen interessanten Aspekt dazu, in dem er die traditionelle Rolle des Ehemanns Ricky , als die des Ernährers und Beschützers in Frage stellt und sie eher seiner Frau Abbie zugesteht, die mehr als ihr Mann bereit ist sich zu wehren, die Familien und insbesondere die Kinder zu schützen, als unterzugehen
    Sehenswert
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