Gefährlich aussehende Gangster-Typen haben sich in einer Villa versammelt. Ihre vergoldeten Knarren liegen in Reichweite auf dem Tisch, aus dem Radio dröhnt mexikanische Musik. Hinter den Gangstern schlängeln sich leicht bekleidete junge Tänzerinnen, an den Wänden sind finster dreinblickende Bodyguards mit großkalibrigen Gewehren platziert. Und wie schaltet einer der Typen am Tisch das störende Radio ab, damit man sich unterhalten und den Deal abwickeln kann? Na klar, er nimmt seine Wumme und schießt: Willkommen im Grindhouse!
In diesem Moment von „Cartel 2045“ greift Chris Le den lustig-ironischen Exploitation-Stil auf, dem auch schon Robert Rodriguez und Quentin Tarantino in ihrem Hommage-Doppel „Grindhouse“ gefrönt hat. Davon abgesehen setzt der Regisseur den Kampf des mexikanischen Drogenkartells gegen eine US-Spezialeinheit aber meist als geradlinigen, fast schon klassischen Actionfilm in Szene und garniert das Ganze mit futuristischen Kampfrobotern und künstlicher Intelligenz. Die versuchte Vereinigung von Exploitation-Trash und Sci-Fi-Action geht insgesamt allerdings gehörig schief - und auch das Talent von B-Film-Ikone und Kartellboss-Darsteller Danny Trejo („Machete“) wird zu großen Teilen verschwendet.
Juarez im Jahr 2045: Drogenkartelle herrschen mit nihilistischer, menschenverachtender Grausamkeit über die mexikanische Grenzstadt. Der Malvado-Clan unter der Führung von Angel Malvado (Danny Trejo) hat vom US-Rüstungskonzern Gearside in einem illegalen Deal sogar autonome Kampfroboter erworben. Diese „Droids“ genannten Tötungsmaschinen sind international geächtet und verboten, nachdem ein US-Kommando mit den Robotern im Krieg gegen den Iran ein Massaker angerichtet hat. Hierfür wurde Carson Wright (Brad Schmidt) verknackt und sitzt im Gefängnis, doch der Ex-Marine kriegt vom Militär die Chance, sich zu rehabilitieren: In einer verdeckten „Black-Ops“-Mission soll sein Special-Forces-Team die Kartell-Droids sowie den Wissenschaftler Estevan Flores (Chris Persky) zurück in die USA bringen. Ein blutiger Kampf entbrennt…
Danny Trejo ist gewohnt charismatisch, aber er redet zu viel und handelt zu wenig – so kommt der Natural-Born-Badass hier bedauerlicherweise nur selten voll zur Geltung. Er hat seine Momente, etwa wenn er an einem Privataltar der Heiligen des Todes einen abgeschnittenen Finger und einen Tequila-Shot als Opfer darbietet. Physisch dagegen wird der einstige Boxer, der in seiner wilden Vergangenheit mehrere Gefängnismeisterschaften gewonnen und der sich anschließend zum ebenso kultigen wie unkonventionellen Actionhelden wieterentwickelt hat, kaum gefordert. Selbst in der finalen Konfrontation sitzt er nur an der Steuerung eines Kampfroboters – ohne sich wirklich die Finger schmutzig zu machen.
So bleibt die Action in „Cartel 2045“ meist ein wenig seelenlos. Am besten gehen Regisseur und Drehbuchautor Chris Le, der hier seinen ersten Langfilm inszeniert, die ausgedehnten Schusswechsel zwischen Marines und Kartellgangstern von der Hand, in verwackelten Bildern fängt er die Panik und Desorientierung der Situation stimmig ein. Doch dröge-statische Dialogszenen schnüren dem Werk regelmäßig die Blutzufuhr ab, zumal die Grindhouse-Elemente deutlich zu niedrig dosiert sind – erst im Actionfinale explodieren endlich einmal ein paar Köpfe. Und auch knackige Oneliner sucht man (fast) vergeblich, Sätze wie „Technology is a motherfucker“ oder „Why don’t you service my dick?“ können mit „Machete don’t tweet“ und ähnlichen Kultsprüchen einfach nicht mithalten.
Immerhin streut Chris Le ein paar nette visuelle Gags und Details ein. Ganz im Stile des offensichtlichen Vorbilds Robert Rodriguez wurde das Filmmaterial künstlich gealtert und bekommt damit den Look einer abgenudelten alten Filmkopie. Auch hat das Kartell seine mörderischen Droids mit Goldplatten an Armen und Kopf „verschönert“, wobei diese Extras natürlich an die „Grills“ genannten Goldzahn-Reihen von Gangster-Rappern erinnern sollen. Auch ein mexikanischer Schrotthändler, den die Marines einmal aufsuchen, ist als wandelnde Mexploitation-Parodie wunderbar gelungen: ein über und über behaarter, in einen Wifebeater gehüllter und unschön verschwitzter Mega-Macho… Doch solche Momente sind leider spärlich gesät in „Cartel 2045“.
Fazit: Chris Le versucht sich an einer Mischung aus futuristisch angehauchter Action und ironischem Gangster-Grindhouse-Trash, findet dabei aber nie die richtige Balance, und auch Kultstar Danny Trejo kommt zu kurz.