ADRENALINKICKS ZUM GRUPPENRABATT
Ich weiß, kein Grund zur Panik, aber wenn mir die Vorstellung, aus einem geschlossenen Raum nicht mehr herauszukommen, ohne meinen Intellekt anzustrengen, Stress verursacht – auf die Gefahr hin, ich werde dumm sterben – dann sollte ich womöglich keinen Escape Room aufsuchen. Natürlich sind das irrationale Ängste, man kann auf diesen Spielplätzen jederzeit w.o. geben und der Spielleiter führt dich milde und etwas abschätzig lächelnd aus dem Erwachsenen-Parkour. Doch latente Klaustrophobie muss nicht unbedingt gefördert werden – es gibt ja schließlich noch andere nette Dinge, die man in seiner Freizeit tun kann. Und wenn schon Escape Room, dann vielleicht einer der bereits zuhauf angebotenen Einweg-Gesellschaftsspiele, in denen es nur ums Rätselknacken geht. Ganz ohne Fluchtinstinkt.
Sich diesem zu unterwerfen, liegt allerdings ganz im Sinne von sechs Kandidatinnen und Kandidaten, die allesamt eine mysteriöse Einladung zu einem herausfordernden Mindgame erhalten haben. Kurz gesagt: zu einem Escape Room für Fortgeschrittene und Out of the Box-Denker. Die sechs jungen Leute sind sich untereinander nicht wirklich bekannt – den Fokus des Filmes setzt Regisseur Adam Robitel (Insidious: The Last Key) dabei auf Taylor Russel (zuletzt in Bones and All), welche die etwas introvertierte Zoey gibt, die aber mit einem Intellekt punkten kann, bei welchem all die anderen fünf nur neidvoll zu ihr aufblicken können. Das tun sie aber nicht, denn jeder der Anwesenden hat so seine Stärken. Und Schwächen. Die unbekannten Game-Master wissen das. Woher, bleibt schleierhaft. Und dann geht’s auch schon los, als sich alle im Wartebereich eines ominösen Hochhauses eingefunden haben – und der erste Verdacht aufkommt, dass etwas nicht stimmt, als die Dame im Sekretariat immer dieselben Worthülsen von sich gibt. Hier ist nichts so, wie es scheint. Als alle vermuten, die Wartezeit zum Startschuss gehört selbst bereits zum Spiel, wird es ungemütlich warm. Und die sechs müssen so schnell wie möglich einen Ausweg finden, um nicht gegrillt zu werden.
Das ist allerdings nur das erste Zimmer von so einigen, die da noch kommen mögen. Und eines fieser als das andere. Diese zu bewältigen ist auch alles, was es in diesem Film zu tun gibt. So gesehen fühlt sich Escape Room ein bisschen so an wie eine unmoderierte Unterhaltungsshow mit unter anderem gesundheitsgefährdendem Ausgang für so manche, die sich etwas schwertun, die Dinge vorauszusehen. Hat sich David Finchers The Game mit Michael Douglas längst nicht nur damit begnügt, Zimmernummern zu vergeben, irritierte Vincento Natali in seiner Horror-SciFi Cube mit einem Labyrinth identer Räume, in denen perfide Fallen wussten, wie sie zuzuschnappen hatten. Auch in Escape Room kommt manches unerwartet, und dabei ist man froh, sich nicht selbst diesem Risiko aussetzen zu müssen, sondern einfach nur zusehen und mitraten zu dürfen, wo nun beim nächsten Mal der Haken an der Sache aus der Wand schnellt. Natürlich mischt der biographische Background eines jeden hier Anwesenden selbst nochmal die Karten durch, und tatsächlich lässt sich mit den psychologischen Grundmustern der Spieler so einiges anfangen. Nur im letzten Drittel wird’s banal, wenn nicht gar einfallslos. In manchen Filmen mag die Ergründung des Ganzen eine wichtige Rolle spielen – hier hingegen nicht.
Wie viel stimmiger wäre es gewesen, dem Mysterium des Spiels nicht auf die Spur kommen zu müssen. Obwohl einiges nach wie vor einer physikalischen Unmöglichkeit unterliegt und zumindest in diesen Bereichen noch sein Geheimnis behält – wie das Herumrätseln an einem Zaubertrick, der unmöglich sein kann – werden sozialphilosophische Beweggründe bemüht, die wenig überzeugen und einem Appendix gleich als dramaturgisches Anhängsel dem Film noch mehr Tiefe und Story verleihen sollen. Um ein Sequel anzustückeln, meinetwegen. Sonst aber wäre das Herunterbrechen auf einen trivialen Thriller-Plot wie ein eigener Raum, der maximal als Vorzimmer dient.
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