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Michael S.
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2,5
Veröffentlicht am 15. Juli 2020
Die Produktionsfirma PureFlix möchte einen Unterschied machen. Christliche Inhalte, orientiert an biblischen Maßstäben, aber vor allem: frei von (übertriebener) Gewalt, Freizügigkeit, Doppeldeutigkeit und negativem Image. Spannend, dass sich für solche Ideale auch einigermaßen bekannte Darsteller finden, denn für eine Eigenproduktion einer kleineren Streamingplattform ist "Samson" nicht schlechter aufgestellt als ein durchschnittlicher Fernsehfilm.
Der Trailer verspricht außerdem ästhetisch überzeugende Bilder auf dem Niveau internationaler Großproduktionen, aber da hören die positiven Aspekte schon auf. Für alle Zuschauer, die von Bibelfilmen Tiefe, Botschaft und ein gewisses Maß an dramaturgischer Qualität erwarten, ist dieser Film leider eine Enttäuschung. Man holpert und stolpert durch die bekanntesten Aspekte der Samson-Geschichte, stattet die Handlung mit einem unsagbar dummen Antagonisten namens Rallah (Jackson Rathbone) aus und lässt "Titanic"-Darsteller Billy Zane mit einer mittelalterlichen Krone au dem Kopf durch Schaumstoffkulissen torkeln, die beide in dieser Zeit absolut nichts verloren haben. Einzig der im vergangenen Jahr verstorbene Rutger Hauer bemüht sich, seiner Rolle als Samsons Vater Manoah etwas Würde zu verleihen.
Samson selbst gibt sich mal gewitzt und mal überraschend naiv, als hätten die Drehbuchautoren dringend noch ein paar Konflikte gebraucht, für die ihr Held aber eigentlich viel zu schade ist. Zu den besseren Momenten gehört Samsons gelegentlich hervorblitzende Verschmitztheit, vor allem wenn er mit seinen Getreuen nach Robin-Hood-Art von den Philistern Vorräte stiehlt, um sie anschließend unter den notleidenden Israeliten zu verteilen. Hier sieht man, was die Story grundsätzlich hergibt, denn auch wenn die Vorlage in den meisten Bibelausgaben gerade einmal fünf Seiten lang ist, gehört es seit jeher zum Genre die Prämisse sinnvoll weiterzuspinnen um einen abendfüllenden Film daraus zu machen. Taylor James bringt dazu die physische Präsenz eines Wrestlingstars mit, der beim Schauspielunterricht leider gefehlt hat.
Und was "Samson" nicht alles sein will: Bibelfilm, Liebesgeschichte und Actionfilm. Letzteres beruht auf einer Handvoll hastig geschnittener Scharmützel mit relativ wenig Blut (familienfreundlich!) und mäßig beeindruckenden digitalen Effekten. Wenn ein Film schon die Optik und Besetzung eines großen Historien-Actioners nachahmt, dann sollte man hier konsequenter sein. Denn gerade wenn sich die Geschichte ernst nimmt entstehen unfreiwillig komische Momente, weil der Rest wie ein preiswertes B-Movie aus den Achtzigern aussieht.
Wer nur die Grundzüge der Geschichte kennenlernen will, dem mag dieser Film genügen. Im Bereich Bibelfilm ist er der Konkurrenz allerdings nicht gewachsen.