Durchschnitts-Wertung
3,4
751 Wertungen
Deine Meinung zu Wir ?
3,0
Veröffentlicht am 23. August 2022
Zwischen Horror und Komödie erzählt Jordan Peele hier zwar im Kern eine spannende Geschichte, die aber leider nie so ganz in die Gänge Kommen will. Optisch hervorragend und dank einer vor allem großartigen Lupita Nyong'O sticht der Film dann aber doch an mancher Stelle positiv hervor, bleibt aber hinter den Erwartungen zurück.
3,0
Veröffentlicht am 14. September 2022
DIE SCHATTEN IHRER SELBST
von Michael Grünwald / filmgenuss.com

Der Ex-Comedian und Synchronsprecher Jordan Peele hat schon längst, wie das Kino der Gegenwart bestätigt, frischen Wind um die bereits etwas angestaubten Säulen jener Kunstform wehen lassen, die wir so lieben. Das hat mit Get Out begonnen und mit Nope, der diesen Sommer in den Kinos lief, seinen Höhepunkt erreicht. Nämliche Science-Fiction-Mystery hat mich als kurioses Meisterwerk zwischen Horror, Gesellschaftskritik und rätselhafter Fantasy so richtig überzeugt, nachhaltig beeindruckt und Lust auf mehr von einer Art Film gemacht, die völlig neue Wege geht. Nope ist Jordan Peeles bester und größter Wurf. Was ich nun, nach Sichtung des obskuren Zweitwerks Wir, letzten Endes bestätigen kann. Denn Peeles blutige Doppelgänger-Farce, die mit der beklemmenden Panik einer Home Invasion sein Publikum in eine Ausweglosigkeit manövriert, die nur der tröstende Schoß eines Alles-ist-möglich-Kinos retten kann, errichtet natürlich eine kreative Basis für sein Geschichte, zögert aber, um das Geheimnis hinter dem Horror zu lüften, viel zu lange, um auch nur einige wenige gehaltvolle Brotkrumen zu streuen. Das Hinterherhudeln mit der Aufklärung all der bedrohlichen Ereignisse stößt so manches fein errichtete Detail von seinem Platz, denn man will die Geschichte schließlich so abrunden, damit sie plausibel erscheint. Was nicht ganz gelingt.

Doch der Reihe nach. Anfangs begibt sich eine Familie rund um Ada (stark: Lupita Nyong’o) auf Sommerurlaub an einen vertrauten Ort – ein Bungalow am Wasser, nicht weit vom dicht bevölkerten Strand entfernt, an welchem Papa Winston Duke gerne entspannen würde – Ada allerdings nicht, hat sie doch in Kindheitstagen dort in der Nähe am Fuße eines Rummelplatzes und in einem seltsamen Spiegellabyrinth Dinge erlebt, die sie nachhaltig und bis heute verstört haben. Es war, als hätte sie sich selbst gesehen – was aber auch nur Einbildung gewesen sein könnte. Jedenfalls trägt sie dieses Trauma mit sich herum, und es bricht sich Bahn, nachdem eines Abends eine Familie in der Einfahrt des Hauses steht, die – ebenfalls vier Mann hoch – genauso aussieht wie jene, die in Kürze ihrer Freiheit beraubt werden, da diese Doppelgänger etwas im Schilde führen, was sich dank der krächzenden Stimme von Adas Spiegelidentität nicht wirklich gut nachhören lässt. Aber seis drum: Der grimmige Schlagabtausch zwischen den unheimlichen Besuchern und der ums Leben bangenden Familie möge beginnen. Jordan Peele geht in die Vollen, schickt sein Ensemble in den physischen Kampf, und zwar viel früher als bei Get Out, wo Daniel Kayuula erstmal diplomatisch agiert. Wir wissen: Die Familie muss für etwas bezahlen, wovon niemand etwas weiß. Leider wir als Zuseher auch nicht.

Peele setzt ins Zentrum seines augenzwinkernden und mitunter auch ironischen Albtraums die hitzige Action eines Widerstands gegen psychopathische Gewalt. Fast fühlt es sich an, als wären die Body Snatchers auf Gottes Erden gelandet, oder irgendeine Schattenwelt wie in Stranger Things hätte ihr Portal geöffnet, um sinistre Gegenbilder aufrechter Bürger Zombies gleich auf eine funktionierende Welt loszulassen, die bald ihre Zügel aus der Hand gibt. Die Vermutung einer Verschwörung bestätigt sich, und Jordan Peele beginnt zu schwurbeln.

Was Lupita Nyong’o bereits in der Prologszene als Kind Gruseliges hat erleben müssen! Alles beginnt mit einem Blick in die Vergangenheit, um das Jetzt besser zu platzieren. Dieses scheinbar wie aus einem anderen Film herbeigeführte Extra an Information gibt’s bei Nope genauso. Eine Spezialität bei Peele. Das macht das Ganze aber so richtig interessant. Und dennoch gelingt Peele dieser Spagat zwischen Anfang und dem Moment, in dem er die Katze aus dem Sack lässt, nur mit gerissener Hose. Der seltsamen und an den Haaren herbeigezogenen Wahrheit fehlt ein plausibler Unterbau. Erklären kann Peele diese nicht. Es bleibt wie ein vager Traum, der Elemente einer Was-wäre-wenn-Vision nicht so nutzen kann, als wäre die Wahrheit dahinter wirklich möglich. Das ist sie nicht, darum scheint es Peele auch hinzunehmen, dass die Thriller-Komponente zwischen seinen angedachten Schreckensvisionen wichtiger wird als alles andere. Und ja: diese fährt auch auf Hochtouren – so blutig wie zynisch und mit jeder Menge Galgenhumor. Vielleicht wäre es da sogar besser gewesen, vieles im Vagen zu belassen oder überhaupt nicht zu erklären. Vielleicht auch nur anzudeuten, statt aufzulösen. Bei Nope ist ihm die Balance perfekt gelungen. Bei Wir lässt sich durchaus vermuten, dass die Idee für Peele selbst nicht ganz rund war, dieser aber scheinbar fasziniert davon gewesen zu sein, dass Menschen von sich selbst heimgesucht werden. Demzufolge dürfte das Skript nicht aus einem Guss entstanden, sondern mehrmals ergänzt und überarbeitet worden zu sein, bis es halbwegs hinhaut – was sich auch deutlich erkennen lässt.

Die gesellschaftskritische Ebene wie bei Get Out oder Nope sucht man bei Wir anderswo, dafür ist die Prämisse darin zu bemüht und konstruiert, um den subversiven Angriff auf unsere Zeitgeist-Manieren abzufeiern.
___________________________________________________
Mehr Reviews und Analysen gibt's auf filmgenuss.com!
3,5
Veröffentlicht am 24. März 2019
Jordan Peele ist nach dem gefeierten Debüt „Get Out“ mit seinem neuen Film im Kino.

Die Wilsons (Winston Duke, Lupita Nyong’o, Shahadi Wright Joseph, Evan Alex) machen Kurzurlaub in ihrem Feriendomizil an der Küste Kaliforniens. Abends steht eine Familie vor dem Haus, die rote Overalls trägt und den Wilsons äußerlich sehr ähnlich ist. Das bedeutet nichts Gutes.

„Wir sind unser größter Feind“ ist auf dem Filmplakat zu lesen. Was wäre, wenn jeder Mensch einen Doppelgänger hätte, der das im Original verborgene auslebt? „Wir“ beginnt mit einer Rückblende. Teile davon sind in 116 Minuten Spielzeit immer wieder wichtig für die mit unerwartetem Finale versehene Handlung. Letztendlich wird die zuvor verfeinert angelegte Selbstbeschau infrage gestellt, ein neuer Gedankengang beim Publikum initiiert und manches offen gelassen.

Dass Jordan Peele seine wundersame Handschrift von „Get Out“ in das aktuelles Projekt übertragen konnte, spricht für Qualität und Charakter. Oft muss sich der Kinogänger in Geduld üben, bis der Horror-Spezialist den Grusel aufbaut; das ist spezifisch und angeblich für die Einführung der Figuren wichtig. Peele vermag es, von Beginn an Schauriges mit Wirkung zu verkaufen, ohne auf Charakterzeichnung zu verzichten. Wie beim Debüt setzt der Regisseur auf intensiv inszenierte fratzenhafte Mimik in atemberaubenden Nahaufnahmen. Da nicht derselbe Kameramann am Werke ist, hat Peele, der auch Autor und Produzent ist, offensichtlich entscheidenden Einfluss auf die Einstellungen genommen und so seinen Stil bestätigt.

Der Regisseur fischt in verschiedenen Genres und hat sich hier und da einiges abgeschaut: Die etwas zu kurz geratene Belagerung des House-Invasion-Parts sorgt dafür, dass nach dem Eindringen ein bisschen die Luft raus ist bzw. die Stimmung schlagartig wechselt, weil zunächst die Kommunikation mit den entarteten Duplikaten ansteht. Dann aber geht „Wir“ recht zügig in einen „Funny Games“-Ausflug über. Die Papa Wilson als körperlich kräftigstem Gegner zugefügte Beinverletzung wurde 1:1 aus dem 1997 entstandenen unvergesslichen Meisterwerk von Michael Haneke übernommen, lediglich das Prügelinstrument ist kein Golfschläger, welcher aber bei Peele sehr bald eine wegbereitende Rolle spielt. Unabhängig von der Wahl der Waffen benötigte Haneke für die Visualisierung seiner Geschichte keine grafisch angelegten Überzeichnungen. „Wir“ bedient sich schließlich bild- und ideenreich der Zombie-Sparte und fügt auch einen komödiantischen Anteil unter, der allerdings im hinteren Drittel des Films zu stark gewichtet ist. Wie bei „Get Out“ sind kleine Logikfehler und Zufälligkeiten zu verzeichnen, ohne welche die Story nicht weiterlaufen könnte. Unterm Strich funktioniert alles, was sich der Filmemacher vorgenommen hat.

„Wir“ ist ein atmosphärischer Thriller mit Einfallsreichtum, Anspruch und kleinen Fehlern in Aufbau und Timing.
3,5
Veröffentlicht am 27. März 2019
"Wir" von Jordan Peele ist als Gruselfilm sehr gelungen und spielt gekonnt mit klassischen Elementen des Schauergenres wie dem Doppelgängermotiv, verdrängt geglaubten Traumata und der Personifizierung des Unbewussten.

Aber - und das ist jetzt meckern auf hohem Niveau - leider fehlt hier die bissige, satirische Sozialkritik, die "Get Out" vom selben Regisseur so genial wie außergewöhnlich gemacht hatte. Auch ist die Geschichte nicht so originell, sondern orientiert sich eher an klassischen Genremerkmalen des Grusels. Wenn man den Trailer gesehen hat, bleibt im Film nicht mehr so viel, was einen überraschen könnte. Das ist ein wenig schade, ändert aber zum Glück nichts daran, dass Peele hier eine unheimliche Atmosphäre gelingt, die einerseits permanentes Unbehagen, andererseits aber auch anhaltende Angstlust weckt.

Die Schauermotive ließen sich außerdem ganz wunderbar analysieren und interpretieren und in einen intertextuellen Zusammenhang zu E. T. A. Hoffmanns "Nachtstücken" und anderen Klassikern des Grusels setzen. Ein Fest für Bücherwürmer und Cineasten also. Dem Thema werde ich möglicherweise auf meinem Blog noch mal einen längeren Text widmen.

Fazit: Lohnt sich als Gruselfilm, auch wenn er nicht so überraschend und herausragend wie "Get Out" geworden ist.
3,5
Veröffentlicht am 3. April 2023
Sorgfältig inszenierter, effektiver Doppelgänger-Horror, dessen Auflösung zwar Fragen offen lässt, der aber atmosphärisch überzeugt.
Kino:
Anonymer User
3,0
Veröffentlicht am 17. Dezember 2020
Ambitionierter Horrorthriller mit einer starken Lupita Nyong'o, der über weite Strecken unterhält, aber leider viele Fragen unbeantwortet lässt. Nach dem wirklich famosen "Get Out" schafft es Jordan Peele dieses Mal nicht, die Geschichte rund zu erzählen. Zu oft stehen die Metaphern alleine, ohne echte Connection zur Story selbst.

Die Inszenierung, der Versuch philosophische Fragen zu thematisieren und die gute Schauspielleistung täuschen etwas darüber hinweg, das die Story selbst extreme Lücken aufweist. Am Ende bleibt es ein spannender Horrorthriller, der sich zu große Ziele setzt und zu viele Fragezeichen hinterlässt.
3,0
Veröffentlicht am 22. April 2019
Nach dem erfolgreichen Get Out kommt Peele nun wieder auf seine ganz eigene Weise mit einem "Horrorfilm". "Wir" hat durchaus schaurige Momente, beispielsweise, als spoiler: die Familie (Zwillinge) im Hof stehen
. Peele fängt die beklommene Atmosphäre gut ein. Dennoch spielt Get Out in einer anderen liga. Da kommt er nicht ran. In "Wir" arbeitet er durchaus wieder sehr intelligent. Doch er schafft es nicht so geschickt, seine Botschaft zu vermitteln wie in Get Out, der zwar auch nicht so genial war, wie viele meinen ( da Peele im letzten Drittel nicht mehr konsequent ist und zu sehr ins klischeehafte Horrorgenre abdriftet), aber der war insgesamt ausgewogener. Besonders störend empfand ich diese seltsamen Stimmen, die die Zwillingsmutter hatte. Immer wenn die auf irhe "würgende" Weise gesprochen hat, hat das leider total aus dem Film gerissen.
Insgesamt dennoch ein ganz guter FIlm.
3,0
Veröffentlicht am 24. März 2019
Ich schreibe hier nicht um auf den Film einzugehen, sondern wegen den dämlichen Kritiken einiger User. Kurz zum. Film: Meine Wertung 3 Pkt. War auch enttäuscht wegen dem Spannungsbogen und einigen unnötigen Brüchen die der Atmosphäre geschadet haben. Nun zu den User-"Kritiken": Der Film wurde nur gemacht um schnell Geld zu verdienen? Der Film hatte keinen Sinn? Keine Erklärung? Bitte Leute... Jordan Peerle hat eine Visionen aber verliert sich darin etwas und überschätzt seine Zuschauer. Drehbuch, Regie, Produktion.... Er hat alles selbst in die Hand genommen um genau seine Vision umzusetzen ohne das jemand reinpfuscht. "Us" ist keine leichte Kost und kein Film von der Stange. Die Leute haben ein komplett falsches Bild wegen dem. Irreführenden Trailer. Man erwartet einen stumpfen 08/15 Horrorfilm. Das ist es einfach nicht. Es ist Satire, Horror und Gesellschaftskritik in einem. Einen Veriss hat er nicht verdient, auch wenn ich selber, wie oben bereits erwähnt, auch enttäuscht wurde. Zum Thema "keiner Erklärung" bzw "kein Sinn": Alle Wendungen wurden erklärt und sind schlüssig, lassen jedoch viel Platz für eigene Interpretationen. Von der Geschichte von ich vollkommen überzeugt. Lediglich die Umsetzung war mir zu skurril. Darunter musste leider die Spannung leiden.
3,5
Veröffentlicht am 12. Oktober 2021
Die Geschichte ist schon etwas krass. Zudem wird sie durch teils drastische Gewaltdarstellung noch unterstrichen - sicher nicht jedermann's Sache. Die Besetzung und deren Leistungen finde ich etwas durchwachsen, die Hauptdarstellerin allerdings sehr gut.

Wirklich herausragend dagegen ist der Raumklang (Blu-Ray: Atmos): unglaublich real und plastisch kommen die Effekte durch den Raum - eine der besten 3D-Klang-Abmischungen, die ich bisher erlebt habe. Dadurch empfand ich dann doch etwas Spannung, die mir durch die Geschichte allein etwas fehlte. Trotzdem insgesamt ein ganz ordentlicher Mystery-Thriller mit einer ungewöhnlichen Geschichte.
Kino:
Anonymer User
3,0
Veröffentlicht am 17. April 2019
Netter Film, hatte einige Szenen die mir sehr gefallen haben und leider einige die zu lang gezogen wurden... die 2 Stunden fühlten sich echt lange an, da hätte man es um einiges kürzen können... Zum Beispiel als Adeleite ihr Doppelgänger gesucht hat hat viel zu viel unnötige Screentime bekommen. Der Anfang des Filmes bis die Doppelgänger auftauchten hat auch zu lange gedauert.
Dennoch gefällt mir die Idee und es gab viele schöne Details im Film, sehr durchdacht alles. Im Laufe des Filmes ergaben sich dem Zuschauer einige Fragen, einige wurden beantwortet (z.B was es mit dem Mann auf sich hat, den Jason entdeckt hat oder warum „Red“ als einziger Doppelgänger reden konnte) aber vieles blieb leider unbeantwortet.
Gruselig war der Film jetzt wirklich nicht aber hatte son paar Lacher, mal gewollt, mal ungewollt. Viele Handlungen der Figuren waren einfach nur Dumm und unnachvollziehbar

Zusammenfassung: Ein Film der viel richtig macht aber leider auch genauso viel falsch macht, kann man sich anschauen, muss man aber nicht

Weiß jetzt nicht inwieweit ich jetzt groß gespoilert habe)
Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?