Bei "Feurball" konnte man wieder in die vollen greifen. Wurde doch das Budget von "Goldfinger" 2,75 Mio. $ zu "Feuerball" 5,5 Mio. $ mal eben verdoppelt.
Die Vortitelsequenz mit ihren harten Kampfszenen erinnert nochmal an die drei Vorgänger und auch der Titelsong weißt noch einen recht markigen Ton auf. In der Vortitelsequenz bekommt man zu dem so früh wie nie zuvor eine Ladung Technik geboten mit einem Raketenrucksack.
Doch insgesamt schwächelte die Bond-Serie mit "Feuerball" erstmals geringfügig, weil der Film u.a. diverse kleine logische Brüche hat. So ist es etwa ungewöhnlich, dass Bond, wenn er zur Kur ist, einen Krankenwagen als verdächtig erachtet, wenn der jemanden anliefert. In einer Klinik eigentlich etwas völlig normales, auch nachts.
Gelungen sind jedoch mal wieder die Spezialeffekte und Kulissen. So ist der Diebstahl der Atombomben toll inszeniert und auch die Eliminierung von Graf Lippe, dem Bond auf die Spur gekommen ist, passt zur Art von SPECTRE und dem härteren Stil der ersten Bond-Filme.
Bei Bonds Ankunft in Nassau lebt das karibische Feeling von "Dr. No" wieder auf. Gelungen ist hier eine Sequenz, wenn Bond von einem Mann mit Brille beobachtet wird. Ein Gegner oder jemand anders? Hier wurde ein Darstellerwechsel elegant genutzt.
Ein wenig an die Duell-Konstellation aus "Goldfinger" erinnert das erste Aufeinandertreffen von Bond mit Schurke Largo, doch die Intensität Bond/Goldfinger wird hier trotz Bonds pfiffigen Wortspielereien nicht erreicht. Was bei "Goldfinger" der Spannung diente, ist hier einfach unterhaltsam.
Gelungen ausgebaut wird hier jedoch das Arbeitsverhältnis zwischen Bond und Q, wenn Bonds Flappsigkeit beim dem pflichtbewußten Waffenmeister Q mal wieder auf so garkeine Gegenliebe stößt.
Spannend wirds, wenn Bond Largos Jacht einen nächtlichen Tauchbesuch abstattet und anschließend von der Killerin Fiona aufgegabelt wird. Hier ist der Zuschauer mal schlauer als Bond, weil man sie schon früher im Film gesehen hat, Bond aber erste Mal auf sie trifft. Und die Chemie Gefahr zu erzeugen, ist bei Bond und Fiona da, wo sie bei Bond und Largo fehlt.
Doch hat "Feuerball" wenig später einen riesigen logischen Kratzer. Durch die Ereignisse in "Dr. No" und "Liebesgrüße aus Moskau" müsste SPECTRE wissen, wie gefährlich Bond ist. Das dieser bei einem Besuch Largos so tut, als wisse er nicht mit einem Gewehr umzugehen, ist daher absolut nicht stimmig.
Doch folgen mit Bonds Nachtbesuch von Largos Villa und einer Verfolgungsjagd beim Bahamas Volksfest Junkanoo, wo Bonds Kaltblütigkeit aufblitzt, zwei sehr starke Thrillerszenen mit einem der besten Bond-Sprüche überhaupt: "Darf ich meine Freundin mal hier absetzen? Sie belästigt sie bestimmt nicht. Sie ist nämlich tot."
Die beste Action des Films bietet das Finale, wenn sich dutzende Taucher Unterwasser bekriegen. Diese Szene ist wirklich rasant gefilmt, geschnitten und absolut beeindruckend, weil es etwas in der Art und Größenordnung in einem Kinofilm bis heute nicht mehr gegeben hat.
Auch die letzte Konfrontation Bond/Largo ist recht gut gefilmt. Nur Rückprojektionen, die man durch die Fenster der Jacht erkennt und unnatürlich schnelle Schnitte sind ein wenig ärgerlich.
Perfekt bei diesem Film sind letztlich Soundtrack, Drehorte, Optik, Ausstattung und die Bond-Girls Claudine Auger und Luciana Paoluzzi, sowie die Unterwasserszenen. Doch wer genau hin sieht, entdeckt eben einige offensichtliche logische Kratzer, wie z.B. ein sehr berühmter Schnittfehler, dass Bond in den Tauchszenen mal eben auf geisterhafte Weise die Farbe seiner Taucherbrille in mehrern Szenen nacheinander wechselt. Doch all diese 'kleinen' Fehler sorgen dafür, dass der Film nicht an seine drei Vorgänger heran reicht.
Das änderte damals jedoch nichts daran, dass "Feuerball" nicht nur der erfolgreichste Film der Kinosaison 1965/66 wurde, sondern auch der erfolgreichste Bond-Film bleiben sollte, bis er erst 1977 von "Der Spion, der mich liebte" abgelöst wurde.