Tom Cruise und Whitey, die Taube!
Wer den Film gesehen hat, weiß was ich meine! ;)
1996 brachte Brian De Palma die TV-Serie „Mission: Impossible“ auf die große Leinwand und zwar sehr erfolgreich. Ich fand den ersten Film klasse, doch dann kam der zweite Teil… Vier Jahre später von John Woo. Ja, John Woo. Woo ist bekannt für seine völlig überzogenen Action-Spektakel wie „Face Off“, „Broken Arrow“ oder „Paycheck“. Leider kombinierte Woo seinen völlig überzogenen Action-Stil mit Tom Cruise´s riesigem Ego. Ich mag Cruise sehr al Schauspieler und habe viel Respekt vor allen Stunts, die er selber macht, besonders hier, doch „Mission: Impossible 2“ hat in erster Linie einen Zweck: Cruise soll obercool rüber kommen und zwar nur er. Und das schafft der Film auch, Cruise ist das Zentrum des Films und das zu jeder Sekunde. Doch der Rest?
Ethan Hunt macht Urlaub. Bis er einen neuen Auftrag bekommt: Er soll Sean Ambrose dingfest machen, weil dieser einen Killervirus auf die Menschen loslassen will. Doch Ethan verliebt sich leider in die Ex von Sean, Nyah. Und genau sie muss als Köder für Sean dienen, damit Ethan und sein Team an die Informationen heran kommen, die sie brauchen, um eine Epidemie zu verhindern…
Was sofort auffällt: Der Stil, der Ernst und die geschickte Regie sind leider alles verschwunden. Dafür kommt John Woo, der alle Bilder dramatisch, wichtig wirken lassen will. Die Action steht im Vordergrund und wenn es mal gerad keine Action gibt, werden völlig sinnfreie Momente in Slow Motion gezeigt, um den Film auch in den ruhigen Momenten spektakulär zu machen. Klar sehen viele Bilder richtig gut aus hier, aber Woo´s Motto ist: Erst kommt der Stil, dann der Rest. Das klappt bei manchen Filmen, wie zum Beispiel „Sin City“ etwa, aber hier hat die Story so viele Logiklücken und Schwächen, dass man diese kaum übersehen kann. Selbst Ethan Hunt selber ist fast eine Parodie von sich selbst. Cruise spielt seine Titelfigur zwar mit Energie und natürlich mit viel Körpereinsatz, doch ansonsten bieten er und die anderen Figuren wenig Tiefe, sondern sind die klassischen Stereotypen, die man aus so vielen Actionfilmen kennt. Besonders Ethans Gegner Sean ist sehr blass und seine Beziehung zum Helden ist nicht nur platt, sondern auch innerhalb von zwei Minuten spärlich erklärt.
Die Darsteller machen alle eine ganz gute Sache, auch wenn die meisten Nebenfiguren neben Cruise wenig zu tun haben. Thandie Newton als Nyah ist ganz gut, obwohl sie nur für die Optik da zu sein scheint. Ving Rhames dient als einzige Verbindung zum ersten Teil neben Cruise und ist wieder für ein paar Witze zuständig.
„Mission: Impossible 2“ überzeugt mit seiner Over the top-Action, die zwar ohne Sinn und Logik gedreht wurde (Hunt macht so manche Flips und Saltos, die völlig überflüssig sind, aber den Vogel schießt der finale „Motorrad-Stand Off“ ab!), aber zu unterhalten weiß. Die Stunts sind spektakulär, fast alle dazu auch echt und Cruise ist einfach körperlich in Topform. Da kann man auch über die symbolisch aufgeblähten Tauben hinwegsehen, die Woo in fast all seinen Filmen einbaut und vor dem Helden davon flattern…
Ein weiterer Pluspunkt ist der Score von Hans Zimmer. Von Danny Elfman´s Flair ist wenig übrig geblieben, dafür setzt Zimmer auf Rock und Pathos, aber ich mag es. Einige Titel sind wirklich klasse und der Score fetzt einfach.
Fazit: „M: I 2“ ist das schwarze Schaf der Reihe! Die Action ist unterhaltsam, die Musik klasse und Cruise kann hier und da dem Ganzen noch etwas Charme verliehen, aber die Story ist völliger Blödsinn, hat Unmengen an Logiklücken und oftmals ist der Film spektakulär unspektakulär bzw. künstlich aufgebläht. Das Spionage-Element selbst kommt kaum noch vor, stattdessen wurde fast alles, was den ersten Film so ausmachte für knallige Action geopfert... Und die ist auch nur wirklich effektiv, wenn die Story und die Figuren funktionieren. Ein enttäuschender zweiter Teil!