Neben Feuerwehrmann Sam ist Bob der Baumeister schon seit Jahren der Größte für die ganz Kleinen. Die britische Animationsserie um den Titelhelden mit dem gelben Helm feierte ihre Premiere im Jahr 1999 und umfasst mittlerweile mehr als 330 Episoden in bisher 20 Staffeln. Außerdem gibt es zwei Hörspielserien, von Bob und seinen Freunden eingesungene Musik-Kompilationen und ein umfassendes Angebot an Merchandise-Produkten. Mit der 19. Serien-Season unterzogen die Macher schließlich einem vollständigen Make-Over. Genau wie bei der walisischen Feuerwehr-Serie um Sam entschied man sich auch bei „Bob“, das aufwändige Stop-Motion-Verfahren aufzugeben und stattdessen vollständig auf Computeranimation zu setzen. Bei „Feuerwehrmann Sam – Achtung Außerirdische!“ führte diese Umstellung zu einer lieblos wirkenden neuen Optik und unnatürlichen Bewegungen. Wie es besser geht, zeigen nun die Verantwortlichen des ersten „Bob der Baumeister“-Kinofilms. Auch hier orientiert man sich am sehr simplen Animationslook der TV-Serie, der sich in keiner Weise mit internationalen Großproduktionen des animierten Films messen kann. Doch im Vergleich zu „Sam“ entdeckt man hier in den entscheidenden Momenten eine Liebe zum Detail, die der Geschichte das gewisse Extra verleiht. Das von Stuart Evans und Colleen Morton inszenierte Animationsabenteuer „Bob der Baumeister – Das Mega Team - Der Kinofilm“ entwickelt in seinen 60 Minuten eine mitreißende Mischung aus Spannung, Gefühl und Humor.
Für Bob und seine treuen Helfer Buddel, Heppo und Baggi steht ein neuer Auftrag an, diesmal bekommen es die tatkräftigen Baumeister mit einem echten Mega-Projekt zu tun: Gemeinsam mit Conrad und seinen großen Maschinen Ace, Kracher und Rumms soll ein ehemaliger Steinbruch in einen See verwandelt werden. Für Baggi geht damit ein Traum in Erfüllung, denn der ehemalige Fernsehstar Ace ist sein größtes Vorbild. Tatsächlich freunden sich die beiden an, doch Baggi vergisst in seiner Euphorie, dass er auch noch andere Freunde hat. Außerdem übersieht er, dass der unzufriedene Conrad, der das Bauprojekt selbst leiten will, alles tut, um die Arbeit von Bob zu sabotieren. Sein Plan scheint aufzugehen, doch als wegen Conrads falscher Anweisungen an seine Maschinen der Staudamm zu brechen droht, befinden sich plötzlich nicht nur Bob und seine Freunde, sondern auch die nahe gelegene Stadt Hochhausen in großer Gefahr.
Serien wie „Bob der Baumeister“ haben immer auch einen Bildungsauftrag. Wenn Bob seinen Maschinen den Begriff „Reservoir“, den Sinn und Zweck eines Staudammes, oder die genauen Bestandteile von Zement erklärt, dann hat das natürlich keine Auswirkungen auf die ohnehin simple Dramaturgie, trägt aber unaufdringlich und verständlich Fachvokabular an den jungen Zuschauer heran. Darüber hinaus passt es einfach in den Kontext. Schließlich versucht Fiesling Conrad, die Arbeiten mithilfe eines falschen Zement-Mischverhältnisses zu manipulieren. Für Erwachsene sind seine teuflischen Pläne natürlich sofort zu durchschauen, doch so ganz ohne Medienerfahrung kann man sich von Bobs vordergründig freundlichem Kollegen schon mal blenden lassen. Und seien wir ehrlich: In Zeiten, in denen schon die Allerkleinsten mit Gewalt und Allmachtsfantasien in Filmen und Computerspielen konfrontiert werden, ist ein solch natürlicher, auf Eifersucht basierender Gut-gegen-Böse-Konflikt eine Wohltat.
Doch „Bob der Baumeister – Das Mega Team“ hat nicht bloß einen angemessen gemeinen Bösewicht zu bieten. Mit dem zweiten Handlungsstrang um Baggi und sein großes Vorbild Ace erzählen der „Bob der Baumeister“-erprobte Autor James Mason und das Regie-Duo Stuart Evans und Colleen Morton von wahrer Freundschaft und ihrem Wert. Wenn es um den Unterschied zwischen verehrender Bewunderung und einer gleichberechtigten Beziehung auf Augenhöhe geht, wird es für die jungen Zuschauer sogar ein wenig komplex, denn auf der einen Seite geht für Baggi ein Traum in Erfüllung, als Ace ihm seine Freundschaft anbietet. Auf der anderen Seite wird klar gemacht, dass sich Freunde nicht einfach so austauschen lassen und man sich vom schönen Schein nicht blenden lassen sollte. Für Baggi bricht nämlich eine Welt zusammen, als sein neuer bester Freund die Bauarbeiten zu sabotieren scheint. Wenn der kleine Bagger eine traurige Ballade darüber singt, fortan nicht mehr mit dem großen Bagger befreundet zu sein, dann muss man selbst als Erwachsener ein wenig schlucken und es zeigt sich, dass „Bob der Baumeister – Das Mega Team“ sein Herz am rechten Fleck hat.
Fazit: „Bob der Baumeister – Das Mega Team“ ist ein simpel gestrickter, aber doch absolut liebenswerter Film für die kleinen Fans des weltberühmten Bauarbeiters, der sich auch auf der großen Leinwand bewährt.