Eine bildstarke und ehrliche Liebesgeschichte!
Luca Guadagnino hat mich 2018 schon mit seinem Remake zu „Suspiria“ umgehauen, doch „Call Me by Your Name“ war einer dieser Filme, die mich von Anfang an gereizt haben, auch ohne, dass ich den Regisseur kannte. Nun endlich konnte ich das Werk von 2017 sehen und bin (fast schon unerwartet) hin und weg. Selten sieht man einen Film, der eine Geschichte erzählt, die völlig ohne Klischees und Kitsch daherkommt, besonders wenn es um eine Liebesgeschichte geht.
„Call Me by Your Name“ spielt im Jahre 1983: In einer norditalienischen Gegend verliebt sich der junge Elio und den reifen und erwachsenen Amerikaner Oliver, der bei Elios Familie für einige Wochen aufgenommen wird und dort mit Elios Vater an archäologischen Ausgrabungen arbeitet.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman (2007) von André Aciman und ist ohne Zweifel ein stilles, aber kraftvolles Kunstwerk in meinen Augen. Ein Film, der sich in keinster Weise damit rühmt, dass er eine Liebe zweier homosexueller Männer darstellt. Es geht einfach um eine Liebesgeschichte zweier Menschen und diese wird mit viel Ehrlichkeit, aber auch Schönheit erzählt. „Call Me by Your Name“ erschafft eine warme, beruhigende Atmosphäre inmitten des wunderschön, sonnigen Italiens und inmitten dieser friedlichen Welt entsteht etwas Beeindruckendes.
Ähnlich wie „Manchester by the Sea“ überzeugt dieser Film hier durch eine Ehrlichkeit, die man nur selten in Filmen findet. Der junge Elio zum Beispiel ist noch voll in seiner jugendlichen Findungsphase. Er weiß oftmals nicht wohin mit seinem Körper, was Guadagnino auch immer wieder zeigt. Die Kamera hält kleine, intime Momente fest, die anfangs vielleicht überflüssig wirken, aber in meinen Augen erzählen sie viel über Elio und seine Mitmenschen. Auch das Thema der Sexualität fängt der Film unfassbar schön, aber auch realistisch ein. Und das Beste: Es gibt keine unnötigen Dramen, die das Ganze zerstören, kein plötzlicher Zwischenfall oder irgendeine Lüge, die am Ende alles ruiniert. „Call Me by Your Name“ ist eine Geschichte aus dem Leben ohne Hollywood-Zuckerzusatz.
Getragen wird der Film neben dem tollen Drehbuch und der starken Regie von zwei grandiosen Hauptdarstellern: Timothée Chalamet und Armie Hammer. Chalamet ist in meinen Augen auf dem besten Weg ein grandioser Charakterdarsteller zu werden und zeigt mit seinen jungen Jahren unfassbar viel Talent! Er ist das ungestüme Herz des Films und lässt den Film leben. Armie Hammer hingegen ist der erwachsene Kontrast und überzeugt mit einer ebenso gefühlvollen Darstellung. Find ich klasse ihn in so einer Rolle zu sehen, nachdem ich ihn nur aus dem schwachen „Lone Ranger“ kannte.
Erwähnung sollten aber auch die Nebendarsteller finden. Michael Stuhlbarg und Amira Casar etwa sind wunderbare Eltern, und zwar auch im wörtlichen Sinne.
Der Film glänzt mit einer bildstarken Kameraarbeit von Sayombhu Mukdeeprom. Der Film wurde unter anderem auch in Italien gedreht und die sonnige Schönheit des Landes mit seinem blauen Wasser und den saftigen, grünen Wiesen wird bildschön eingefangen. Dazu schwebt ein interessanter Soundtrack von Sufjan Stevens über allem, der mit viel Bezug zur Story eingesetzt wird, was ich wirklich toll fand.
Fazit: „Call Me by Your Name“ ist ohne Zweifel einer der besten Filme 2017 in meinen Augen. Einer der ehrlichsten Liebesfilme der letzten Jahre, der vor allem jungen Menschen (nicht nur Männern!) viel über das Erwachsenwerden beibringen könnte. Absolut empfehlenswert!