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    Swimming With Men
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Swimming With Men
    Von Andreas Staben

    Beim Festival in Cannes 2018 feierte die französische Tragikomödie „Ein Becken voller Männer“ über eine Gruppe von Männern Premiere, die sich gegen diverse Widerstände in der „Frauensportart“ Synchronschwimmen versucht. Unser Kritiker Carsten Baumgardt bescheinigte dem Film ein großes Herz, aber bemerkte zugleich, dass die männlichen Badenixen nicht mit den strippenden Stahlarbeitern aus dem 90er-Jahre-Klassiker „Ganz oder gar nicht“ mithalten können. Mit seiner nahezu perfekten Mischung aus augenzwinkernd auf die Schippe genommenen Geschlechterklischees, umwerfendem britischen Humor, echter Menschlichkeit und sozialem Gewissen, ist der alte Überraschungshit von Peter Cattaneo nun auch das offensichtliche Vorbild für einen weiteren Film über synchronschwimmende Männer. Doch dahinter bleibt Oliver Parkers ebenfalls in Großbritannien entstandene Komödie „Swimming With Men“ noch viel deutlicher zurück als die französische Konkurrenz.

    Eric Scott (Rob Brydon, „Cinderella“) hat die 40 längst überstritten und steckt in der Lebenskrise. Sein Job als Buchhalter langweilt ihn zu Tode, sein Teenager-Sohn Billy (Spike White) kann mit ihm nichts anfangen und seine Frau Heather (Jane Horrocks) ist vor allem mit ihrer Karriere als Lokalpolitikerin beschäftigt – und mit ihrem Kollegen Lewis (Nathaniel Parker). Das glaubt jedenfalls Eric, der sich nur noch wohlfühlt, wenn er nach Feierabend in einem öffentlichen Schwimmbad seine Bahnen zieht. Dort fällt ihm eine Gruppe von sieben nicht sehr durchtrainierten Männern auf, die merkwürdige Choreografien und Figuren einstudieren. Als er ihnen vorrechnet, dass sie für eine bestimmte Nummer eine gerade Anzahl an Teilnehmern brauchen, laden sie ihn wenig später ein, als achter Mann ihrem Club beizutreten…

    Zu Beginn von „Swimming With Men“ begleiten wir den Protagonisten zur Arbeit. Wir fahren mit ihm im gläsernen Aufzug hinauf zu seinem schmucklosen Schreibtisch in einem abweisenden Büroturm, wo er vor dem Computer sitzt. Er ist der „Mann für die Zahlen“, isoliert in seinem Kämmerlein. Es ist, als hätten Regisseur Oliver Parker und Drehbuchautor Aschlin Ditta bewusst jedes Buchhalter-Klischee genommen und es ohne jede Ironie auf die Spitze getrieben. Ähnlich überdeutlich demontieren sie wenig später das Eheleben des Protagonisten und seine Bemühungen als Vater. Eric Scott durchlebt eine KRISE, aber sonst erfahren wir im Grunde nichts über ihn. Von einer tieferliegenden sozialen oder psychischen Komponente wird nichts erzählt. Und witzig ist das Ganze auch nicht. Die Krise dient nur als rein funktionaler Handlungsvorwand.

    Der Komödiant Rob Brydon („Cinderella“), der seine größten Erfolge im Duett mit Steve Coogan gefeiert hat, beherrscht die Leichenbittermiene des Miesepeters so perfekt, dass Erics schlechte Laune sich schließlich sogar aufs Publikum zu übertragen droht, zumal die Filmemacher „Swimming With Men“ überwiegend in gedämpfte Grau- und Blautöne tauchen. Von dieser Palette weichen sie auch im Schwimmbad kaum ab, wo sich Erics Gesichtszüge im Fortlauf des Films allmählich ein wenig lockern. Hier findet er nämlich das unerwartete Gegenmittel gegen seine Krise - und wie er seinen Leidensgenossen näherkommt, die sich dort zur Wasserakrobatik zusammengetan haben, ist einer der amüsanteren Einfälle des Films. Außerdem kommt mit Ted („Downton Abbey“-Butler Jim Carter), Luke (Rupert Graves), Colin (Daniel Mays), Kurt (Adeel Akhtar), Tom (Thomas Turgoose), Silent Bob (Chris Jepson) und dem Neuen (Ronan Daly) mehr Leben in den Film. Aber treffende Beobachtungen oder gar Erkenntnisse über das männliche Seelenleben gibt es weiterhin nicht.

    Denn auch nachdem Eric in einem Ritual nach „Fight Club“-Manier („Was im Becken geschieht, bleibt im Becken“) in das Team der schwimmenden Problemfälle aufgenommen wird, kommen wir ihm oder den anderen Kriselnden nicht näher. Trauer, Depressionen, Kriminalität – alles irgendwie halb so wild, wenn man zusammenhält. Die Nebendarsteller tun ihr Bestes, doch Regisseur Oliver Parker behält trotz Erfahrungen mit feinsinnigem („Ernst sein ist alles“) und mit etwas schrillerem („Johnny English – Jetzt erst recht) Humor stets den distanzierten Ton des Beginns bei. Wenn sich die synchronschwimmenden Männer überreden lassen, bei einem Kindergeburtstag aufzutreten, werden da nicht nur in einer überaus offensichtlichen Wendung Frauen erwartet, sondern es rührt sich nach einer sehr ordentlichen Darbietung auch keine einzige Hand zum Applaus. Das ist weder komisch noch glaubhaft, sondern folgt nur einem Schema. So bleiben die Anstrengungen der Männer im Wasser, denen die zurückhaltende Inszenierung guttut, bis zum unvermeidlichen Ende die Höhepunkte von „Swimming With Men“.

    Fazit: Einige nicht mehr ganz junge Männer treten beim Synchronschwimmen an und überwinden ihre Lebenskrisen – die drollige Prämisse ist das Beste an dieser schematischen Komödie.

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