Zwischen den Stühlen – oder unterm Rad?
Wer in Deutschland Lehrer*in werden möchte, muss sich dafür zunächst in einer zweijährigen Referendariatszeit beweisen – in dieser Zeit zwischen den Stühlen begleitet der Film die drei jungen Protagonist*innen, die einerseits vor ihrer Klasse bestehen und andererseits die Begutachtung durch Seminarleiter*innen, Schuldirektoren und Prüfer*innen überleben müssen: Anna versucht sich an einer Gesamtschule, Katja möchte Grundschullehrerin werden und Ralph wird am Gymnasium getestet.
Der Film, der die drei auf ihrem harten Weg überaus warmherzig und humorvoll begleitet, zeigt ihre verzweifelt überforderten Blicke angesichts des lautstarken Chaos im Klassenraum oder als ihnen mal wieder eine beobachtete Stunde um die Ohren gehauen wird, die rau-herzliche Atmosphäre in den Lehrerzimmern, die Bindung zu den Schülern, den immensen Druck und die Desillusionierung schon ganz zu Beginn der beruflichen Laufbahn. Während Ralph seine Biografie des schulischen Scheiterns durch die Strenge seiner väterlich-verlässlichen Autorität zu wiederholen droht, reflektiert Katja, die in ihrer Unsicherheit oft unfreiwillig komisch wirkt, wohl am klarsten ihre Machtposition bei der oft willkürlichen Notenvergabe. Jakob Schmidt gelingt es mit seinem Film einerseits, schallendes Lachen im Kinosaal zu erzeugen und gleichzeitig mal offensichtlich, mal nebenbei Systemkritik zu üben. Eine Kritik, die uns alle angeht, wenn wir mehr wollen als ein Bildungssystem, dass sich funktionierende Rädchen im gesellschaftlichen Getriebe heranzieht.