Ein Rabbi, ein Priester und ein Imam gehen in einen Stripclub... Was nach dem Anfang eines schlüpfrigen Witzes voller religiöser und kultureller Vorurteile klingt, ist hier nur eine der bemüht amüsanten Situationen, in die Regisseur Fabrice Eboué die Protagonisten seiner Musikkomödie „Ein Lied in Gottes Ohr“ stolpern lässt. Er erzählt von einer Band mit dem Namen „Coexister“ (französisch für „koexistieren“), die im Namen der Toleranz und einer möglichst breiten Zielgruppe, die Brüderlichkeit besingt und dennoch immer wieder droht, durch interne Konflikte zu zerbrechen. Doch was geradezu nach einer politisch unkorrekten Satire auf das Showbiz und die Multikulti-Gesellschaft schreit, ergibt hier nur eine enttäuschend pointenarme Kreuzung aus Tourfilm-Parodie und Sex-Komödie - ohne je der großen Spielfreude der Darsteller gerecht zu werden.
Der chaotische Plattenlabel-Verantwortliche Nicolas (Regisseur Fabrice Eboué) lebt nach einem Seitensprung getrennt von seiner Frau, außerdem sitzt ihm die Konzernchefin im Nacken und will Profit sehen. Eine zündende Idee muss her, aber auch seiner umtriebigen Assistentin Sabrina (Audrey Lamy) fällt nicht mehr ein, als aggressive, homosexuelle Rapper zu engagieren. Im Drogenrausch auf einer Party kommt Nicolas dann die Offenbarung: eine Boyband aus Geistlichen verschiedener Religionen soll es ein, die inmitten der ethnischen und weltanschaulichen Spannungen im Land für mehr Toleranz einstehen soll. Nach langer Suche findet er den steifen katholischen Priester Benoît (Guillaume de Tonquédec), den in Ungnade gefallenen Rabbi Samuel (Jonathan Coen) und den muslimischen Lounge-Sänger Moncef (Ramzy Bedia), der sich einfach nur als Imam verkleidet… Alle drei Männer brauchen das Geld, unterschätzen aber, wie sehr ihre Überzeugungen ihrer gemeinsamen Karriere im Weg stehen werden...
Angesichts des Produktionsbudgets von etwa zehn Millionen Euro waren die 650.000 Zuschauer, die „Ein Lied in Gottes Ohr“ im Heimatland Frankreich angelockt hat, eine Enttäuschung. Dabei sorgen Komödien über den Culture Clash von Ethnien und/oder Religionen schon seit Jahren immer wieder für volle Kassen – allen voran „Ziemlich beste Freunde“ und „Monsieur Claude und seine Töchter“. Auch der Fernsehkomiker Fabrice Eboué hat sich mit Komödien wie „Wieder von vorne...“, in dem er als Nachfahre von Sklaven eine unfreiwillige Zeitreise zurück in die Zeit der Sklaverei machen muss, schon als Co-Autor und Co-Regisseur an dieser Art von Humor versucht und legt hier nun seinen ersten allein inszenierten und geschriebenen Film vor.
„Ein Lied in Gottes Ohr“ ist etwas geerdeter und glaubwürdiger gestaltet als Eboués bisherige Arbeiten, allerdings holt er aus seiner komischen Grundidee allzu wenig Substanzielles heraus. Trotz der zahlreichen Szenen, in denen sich die drei Sänger immer wieder über aufgrund ihrer unterschiedlichen theologischen Sichtweisen in die Haare bekommen, ist ein echter erzählerischer Konflikt, der die Geschichte vorantreiben könnte, nicht auszumachen, zudem wirkt der Humor meist eher bemüht. Die Ehekrise des Produzenten, die Nymphomanie seiner Assistentin, das Alkoholproblem des Imam-Darstellers, die kühle Konzernchefin als Bösewicht – das sind hier alles mehr oder weniger für sich stehende Handlungselemente, die nie überzeugend zusammengeführt werden.
Da bleibt dann auch die große Parallelmontage gegen Ende, wenn in einer Hotelnacht während der Tournee verschiedene Stränge zusammenlaufen und es zu einer Entladung der Spannungen zwischen den Figuren kommt, insgesamt weit hinter der offensichtlich angestrebten orgiastischen Wirkung zurück. Vor allem sind die ständigen religiösen Kabbeleien trotz sichtbar engagierter Darsteller nicht besonders komisch. Die witzigste Nebenhandlung ist dann auch die um Nicolas‘ ständig erregte Assistentin Sabrina. Audrey Lamy („Die Schöne und das Biest“) stibitzt mit ihrer überdrehten Mimik reihenweise Szenen, ehe sie schließlich auch noch die emotional glaubwürdigste, ehrlichste Wandlung des Films vollzieht.
Fazit: Die eher harmlose Musiksatire „Ein Lied in Gottes Ohr“ startet mit einer vielversprechenden, Grundidee, verliert aber schnell an Fahrt. Das gute Ensemble bekommt zu wenig Raum, sich richtig zu entfalten.