Beänstigend ist das von Krystof Zlatnik entworfene Szenario zu jeder Zeit. Die Menschenjäger dieses Films sind nicht nur optisch recht nah an die Party People unserer Zeit angelehnt, bloß dass es hier eben zum Swag gehört, mit Eisenrohren auf Flüchtlinge einzudreschen. Ein Verhalten, das man in der Realität gerne in die rechte Ecke einsortiert, das im Film aber fester Bestandteil einer aufmerksamkeitsgeilen Jugendkultur zu sein scheint.
Aber darum geht es nur am Rande. Die Handlung konzentriert sich vornehmlich auf Joes Überlebensversuche als unfreiwilliger Teilnehmer des Spiels und erweist sich in dieser Hinsicht als erfreulich geradlinig. Allzu viel Botschaft gibt es erst ganz am Ende, wenn die Auswirkungen des Geschehens noch einmal haarklein aufbereitet werden. Bis dahin erleben wir eine halsbrecherisch gefilmte Verfolgungsjagd quer durch die Hauptstadt, von der man dank exzessiven Handkameragebrauchs und schwer verständlich gemurmelter Dialoge so richtig kaum etwas mitbekommt.
Damit geht dann spätestens nach der Hälfte das Interesse verloren, denn trotz aller löblichen Nähe zum dokumentarischen Realismus bleibt das Erlebnis nicht nur inhaltlich anstrengend. Ein offenbar geradewegs aus "Mad Max" entsprungener Antagonist mit Maske erfährt zwar eine interessant angelegte Enthüllung, ist bis dahin aber so lächerlich, wie es jemand mit müden Sprüchen und bunter Lederjacke nur sein kann. Zusätzlich verwirrt die Synchronisation des wohl teilweise auf Englisch gedrehten Films, bei dem viele Lippenbewegungen und Intonationen einfach nicht zu den Szenen passen wollen.
All das könnte man verschmerzen, wenn die Schreckensvision nur durchweg überzeugen würde. Mit Ausnahme einer Drohne und diverser Plakate im Stadtbild bekommt man nur selten etwas davon mit, dass die Show tatsächlich gefilmt oder von irgendjemandem angeschaut wird. Runner und Hunter sind einfach da, haben keine Vorgeschichte und, mit Ausnahme von Joe, auch keine weiteren Eigenschaften. Gelegentlich tauchen mysteriöse Wächter in dunklen Kleinbussen auf, doch erst ganz am Ende, wo sich der Film ein wirklich starkes, vieldeutiges Schlussbild erlaubt, bekommt man von der Sendung an sich etwas mit. Bis dahin könnte es auch irgendein stinknormaler Bandenkrieg ohne jeglichen Bezug zu einer größeren Problematik sein.
Dennoch muss man vor jedem Respekt haben, der es wiederholt versucht, in Deutschland einen Genrefilm an den Start zu bringen. Krystof Zlatnik hat es zusammen mit Hauptdarsteller Mathis Landwehr nach dem Kurzfilm-Piloten "Land of Giants" immer noch nicht aufgegeben und geht mit "Immigration Game" noch einen Schritt in die richtige Richtung. Wenn man dann noch ein wenig an den Stilmitteln feilt und sei es nur um der Übersichtlichkeit willen, dann kann so ein Film durchaus bleibende Spuren hinterlassen.