Harry Dean Stanton in seiner letzten Rolle. Lucky, ein alter Mann um die 90, lebt in einem traurigen Wüstenkaff irgendwo im amerikanischen Westen. Sein immer gleicher Tagesablauf: Yoga Übungen am Morgen - Ein Glas kalte Milch - Spaziergang durch das öde Drecksnest, in dem er gestrandet ist - Kaffee und Kreuzworträtsel im einzigen Cafe der Stadt - wieder nach Hause - Fernseh-Show - Die abendliche Bloody Mary in der einzigen kleinen Bar in dem Kaff, das auch Middle of Nowhere heißen könnte, mit immer den gleichen skurrilen Gästen - Feierabend. Und wieder von vorne.
Unterbrochen werden die Routinen von mal lustigen, mal wehmütigen kleinen Episoden, die jedem Tag dann doch eine kleine Abwechslung abringen. Die Flucht einer Landschildkröte eines Freundes, eine Geburtstagsfeier eines Jungen in der mexikanischen Nachbarschaft, ein herrlich lustiger Arztbesuch nach kleinem Knock out, Gespräche mit einem zufällig durchreisenden Kriegsveteranen.
Hört sich alles nicht sonderlich spannend an. Ist es auch nicht. Es ist langweilig aber beruhigend zugleich. Es ist lakonisch und trotzdem irgendwie spannend Lucky auf seinen letzten Metern zuzusehen.
Harry Dean Stanton spielt mit seiner unglaublich - und wie ich glaube unnachahmlich lakonischen Art - eine Figur, die man am Ende einfach nur mag und von der man sich mit einer Träne im Knopfloch verabschiedet, als sie in der letzten Einstellung in den Sonnenuntergang verschwindet.
Ein wirklich toller letzter Auftritt von Stanton. Er spielt mit so viel Selbstironie und lakonischem Schulterzucken, wie es wahrscheinlich nicht viele uralte Mimen hinbekommen hätten. Ein Fest. Wer mal unspektakuläre, unaufgeregte, aber doch eindringliche Filmkunst erleben möchte, wird hier bestens unterhalten. Ich fand, es war eine herrliche, kurzweilige Hommage an den Gleichmut, an die Wehmut des Alterns, sowie ein wunderbarer Abschied von Harry Dean Stanton, der hier bewusst noch mal alles rausgehauen hat, was ihn als großen Charakterdarsteller ausgemacht hat.