Drew Goddard (Oscar-Nominierung für das Drehbuch von „Der Marsianer“) hat in seiner Horrorsatire „The Cabin In The Woods“ gezeigt, was sich aus den simpel-offensichtlichen Gesetzen des Hinterwäldler-Genres auch heute noch herausholen lässt. Sein innovatives Spiel mit den jedem Gelegenheitszuschauer bekannten Regeln ist allerdings eine Ausnahme. Viele Filmemacher begnügen sich damit, einfach das Standardrepertoire solcher Hütte-im-Wald-Schocker abzuspulen – so auch der Stuntman Lauro Chartrand („Planet der Affen 3“), der für die kanadische Low-Budget-Produktion „The Blackburn Asylum - Der Nächste bitte!“ einen seiner seltenen Ausflüge ins Regiefach unternimmt. Er frühstückt in seinem Backwoods-Gemetzel lediglich längst totgerittene Klischees ab, von Kreativität und Innovation gibt es in dieser Heimkinopremiere keine Spur.
Kurz vor dem Ende ihrer College-Zeit wollen fünf Freunde noch einmal einen letzten gemeinsamen Urlaub verbringen. Dafür haben sie sich eine einsame Hütte in den Wäldern von Alaska ausgesucht, die pure Erholung verspricht. Doch erst zwingt sie ein Brand, ihren Kurs zu ändern, dann geht das Benzin aus und schließlich landet die Clique in der scheinbar verlassenen Nervenheilanstalt Blackburn Asylum. Als sie dort die übel zugerichtete Leiche eines Mannes entdecken, ahnen die Freunde, dass in dem unheimlichen Gebäude etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Als sie kurz darauf von den Bewohnern der Anstalt entdeckt werden, beginnt eine Jagd auf Leben und Tod.
Es ist vollkommen egal, welches von den zig Backwood-Klischees einem zuerst in den Sinn kommt, man kann sicher sein: In „The Blackburn Asylum“ wird es aufgegriffen. Die unausstehlichen Figuren lassen sich den obligatorischen Typen (Bitch, Jungfrau, Nerd…) zuordnen, irgendwann ist der Handyempfang futsch, das Auto hat eine Panne, der Tankstellenbesitzer (der hier – wenigstens so viel Abwechslung darf sein – eine Frau ist) ist ganz schön spooky, auf der Flucht stolpert die Nächstbeste über ihre eigenen Füße und so weiter und so fort. Und wenn die Macher dann doch mal versuchen, mit dieser Austauschbarkeit zu kokettieren, indem sie auf den Vorschlag, sich aufzuteilen, die Frage aufwerfen, wann diese Entscheidung jemals zu etwas Gutem geführt hat, ist die darauf folgende Diskussion so trocken-ernst, dass der entlarvende Effekt sofort wieder verpufft.
Da die Drehbuchautorin Nastasha Baron („Kingdoms of Grace“) bis zuletzt stur an ihrer Klischee-Parade festhält, könnte einzig eine kreative Inszenierung Abhilfe schaffen. Doch Lauro Chartrand kommt über einen 08/15-Look und das kleine Einmaleins des Spannungsaufbaus nicht hinaus, außerdem werden seine Versuche durch die teilweise geradezu lächerlich wirkenden Computereffekte zunichte gemacht (Stichwort: Steinlawine). Und auch die Besetzung ist angesichts des seelenlosen Skripts und der oft sinnbefreiten Dialoge aufgeschmissen, da haben selbst halbwegs etablierte Darsteller wie Lochlyn Munroe („Scary Movie“), Emilie Ullerup („Das gibt Ärger“) oder Calum Worthy („Aquarius“) keine Chance. Sätze wie „Viel Spaß beim Grillen, Arschloch!“, der den spektakulären Flammentod eines der Bösewichter garniert, oder die seifenopernreife Diskussion darüber, wer hier nun wann schwanger war und von wem, hätten „The Blackburn Asylum“ mit dem entsprechenden Augenzwinkern versehen trotzdem einen gewissen trashigen Spaßfaktor verleihen können. Allerdings nehmen die Macher ihren Film erschreckend ernst und so bleibt als einziger kleiner Pluspunkt ein faszinierend-fieser Bösewicht.
Fazit: „The Blackburn Asylum“ ist 08/15-Horror auf unterem Niveau: grottenschlechte Computereffekte, nervtötende Figuren und ein Haufen uninspiriert wiedergekäuter Klischees.