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    Liebe zu Besuch
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Liebe zu Besuch
    Von Antje Wessels

    Mit „Was Frauen wollen“, „Was das Herz begehrt“ und „Liebe braucht keine Ferien“ hat Regisseurin und Drehbuchautorin Nancy Meyers einige der bekanntesten romantischen Komödien der vergangenen 20 Jahre inszeniert. Nun gibt ihre Tochter Hallie Meyers-Shyer ihren Einstand als Filmemacherin ebenfalls mit einer RomCom und sie hat sich ganz offensichtlich einiges von ihrer Mutter abgeschaut, die ihr bei „Liebe zu Besuch“ als Produzentin und Beraterin zur Seite stand. Gleichzeitig gibt die Regiedebütantin ihrer süffisanten (Liebes-)Geschichte über eine Frau in den Vierzigern, die nach der Trennung von ihrem Mann und der Geburt von zwei Kindern auf der Suche nach einem Neuanfang ist, einen eigenen Dreh, der in vielen Punkten über die ungeschriebenen Gesetze des Genres hinausgeht. Ein klassisches Lovestory-Happy-End hat sie nämlich ebenso wenig im Gepäck wie eine Lösung für all die amourösen Probleme ihrer nur auf den ersten Blick konventionellen Hauptfigur.

    Alice (Reese Witherspoon) hat sich kürzlich von ihrem Mann Austen (Michael Sheen) getrennt und wagt als alleinerziehende Mutter mit ihren beiden Töchtern Isabel (Lola Flanery) und Rosie (Eden Grace Redfield) einen Neuanfang. Als sie anlässlich ihres 40. Geburtstags mit Freundinnen in einer Bar feiert, lernt sie dort die sympathischen Brüder Harry (Pico Alexander) und Teddy (Nat Wolff) sowie deren Freund George (Jon Rudnitsky) kennen, die kurz vor ihrem Durchbruch als Filmemacher stehen. Die vier kommen ins Gespräch und landen wenig später bei Alice daheim auf der Couch. Als ihre Gäste am nächsten Morgen entdecken, bei wem sie da eigentlich gelandet sind, sind sie Feuer und Flamme: Alices Vater war nämlich einst ein berühmter Hollywoodregisseur. So kommt eines zum anderen und Alice bietet den drei Freunden an, in ihrem Gästezimmer zu wohnen. Im Gegenzug helfen sie ihr bei Arbeiten im Haus und passen ab und an auf ihre Töchter auf. Aus dieser freundschaftlichen Atmosphäre heraus entstehen amouröse Spannungen, die schon bald in ein heilloses Durcheinander münden…

    Obwohl die hier einmal mehr wunderbar natürlich daherkommende Oscar-Preisträgerin Reese Witherspoon (ausgezeichnet für „Walk the Line“) in „Liebe zu Besuch“ die Rolle der Verlassenen spielt, gerät ihre Figur des charismatischen Neu-Singles Alice zu keinem Zeitpunkt in eine Opferposition. Vielmehr bestimmt sie ihr Leben selbst: Die Trennung und die Scheidung gingen von ihr aus und auch ohne Mann kommt Alice sehr gut zurecht. Sie hat hier nur ganz schlicht die nachvollziehbaren Probleme, die sich ganz unabhängig vom Geschlecht ergeben, wenn jemand ziemlich kurzfristig alles alleine bewältigen muss, was vorher auf mehrere Schultern verteilt war. Dass Alice von dem „Wohnraum gegen Mithilfe“-Angebot ihrer neuen Bekanntschaften Harry, Teddy und George recht schnell ziemlich angetan ist, obwohl es zunächst vor allem ihre Mutter Lilian (Candice Bergen) ist, die sich für diese Idee stark macht, ist daher durchaus plausibel – erst recht, weil man es den drei Jungs ja auch kaum verübeln kann, in einem Haus wohnen zu wollen, das einst einem ihrer größten Idole gehört hat. So schlagen alle Beteiligten zwei Fliegen mit einer Klappe: Alice hat nicht bloß Gesellschaft, sondern durch ihre neuen Haushaltshelfer auch endlich einmal Zeit für sich und ihrer Karriere als selbstständige Inneneinrichterin, und ihre neuen Untermieter haben fortan kein Wohnproblem mehr.

    Die wie so häufig bei romantischen Komödien etwas weit hergeholte Handlungsprämisse wird hier also auf überdurchschnittlich nachvollziehbare und charmante Weise eingefädelt und natürlich ergibt sich im nächsten Schritt aus der neuen Wohnsituation alsbald eine Liebelei: Der selbstbewusste Harry hat sich bereits in der Bar auf den ersten Blick in die redegewandte Blondine Alice verliebt und unterm gemeinsamen Dach fliegen nun die Funken. Während seine Kollegen Nat Wolff („Margos Spuren“) und „Saturday Night Live“-Star Jon Rudnitsky dem Zuschauer über ihre recht holzschnittartigen Figuren vor allem einen karikierenden Einblick hinter die Kulissen Hollywoods gewähren, legt Pico Alexander („A Most Violent Year“) eine starke Performance hin, mit der er die emotionale Instabilität seiner verknallten Figur glaubhaft macht. Neben der abgeklärten Alice wirkt der Mittzwanziger mit seinen aufkeimenden Gefühlen ganz schön überfordert. Wenn im letzten Drittel des Films Michael Sheen („Twilight“-Saga) als wieder Gefühle für seine geschiedene Frau hegender Ex-Ehemann das Komödienspielfeld betritt, ergeben sich schließlich die üblichen Verwicklungen und Alice wird vor eine Entscheidung gestellt. Hallie Meyers-Shyer bleibt aber ihrer von Beginn an verfolgten Linie treu, dass die toughe Protagonistin nicht zwingend einen Mann braucht, um glücklich zu sein, und findet eine konsequente und trotzdem harmonische Lösung für ein Happy End der etwas anderen Art.

    Fazit: In Hallie Meyers-Shyer charmanter Komödie „Liebe zu Besuch“ wird die von Reese Witherspoon gespielte Protagonistin ernster genommen als die Frauenfiguren in vielen vergleichbaren Hollywoodromanzen, wodurch die Regiedebütantin frischen Wind in das angestaubte Genre der RomCom bringt.

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