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Alex M
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4,0
Veröffentlicht am 16. April 2020
"Es ist nur merkwürdig, weil du was merkwürdiges draus machst."
Klein gemein und fein, so muss eine Thriller-Groteske sein. So oder so ähnlich gestaltetet sich Vollblüter als tiefen Blick in unsere doch so abgestupfte Gesellschaft. Getragen durch ein famos aufspielendes Frauenduo Anya Taylor-Joy und Olivia Cooke. Auch erwähnenswert ein viel zu früh aus dem Leben gegangener Anton Yelchin in einer Nebenrolle.
Ein kühler Film über die Unfähigkeit reicher Kids Gefühle zu entwickeln, Bindungen einzugehen. Leider verliert sich der Film zum Ende hin, die stille Bedrohung wird nicht aufrechterhalten, sondern löst sich blutig aber geräuschlos auf.
Handwerklich und schauspielerisch ganz ordentlich, ansonsten habe ich mich ziemlich gelangweilt. Keine Spannung und kein bisschen Pep. Habe mich ziemlich bis zum Ende gequält.
"Vollblüter" ist ein schon sehr interessanter, wie auch schräger Film, der sich rund um die Verrohung der Jugend und den Gefühlsverlust unserer aktuellen Gesellschaft dreht. Beide Damen sind unnahbar und unsympathisch, die durch ihre kühle, verzogene Art bereit sind über Leichen zu gehen, um aus ihrem eigentlich perfekten Leben zu entkommen, um es noch perfekter zu machen, da es die Kleinigkeiten sind die die Jugend schon aus der Bahn wirft. Der Film ist eine interessante Studie unserer Gesellschaft, der Gefühle immer weniger bedeuten, da uns das eigene Empfinden und unsere eigenen Bedürfnisse immer wichtiger werden, als ein soziales Umgehen miteinander.
Cory Finley präsentiert dem deutschen Publikum sein Regiedebüt „Vollblüter“.
Die Teenager der Upper Class Lilly (Anya Taylor-Joy) und Amanda (Olivia Cooke) waren Freundinnen und finden sich wieder. Gegen Amanda wurde wegen Tierquälerei ermittelt, Lilly hasst ihren reichen und sportlichen Stiefvater Mark (Paul Sparks), der sie in einem Internat unterbringen möchte. Der kriminelle Tim (Anton Yelchin) soll ihn für die Mädchen ermorden.
Welch ein Debüt! Mit dem Styling seines Werkes hat sich der Nachwuchsregisseur offensichtlich sehr intensiv beschäftigt. Kamermann Lyle Vincent, bekannt durch „A Girl walks Home alone at Night“, hat mehr als beeindruckende Perspektiven gefunden und geniale Nahaufnahmen gefilmt. Die stierend analysierenden Blicke der beiden Protagonistinnen runden das Äußere von „Vollblüter“ perfekt ab. Dazu ertönen die scharfen Dialoge im Amerikanisch der Bessergestellten. Alles spricht für eine sorgfältige Anleitung der überzeugenden Schauspieler durch Finley, der auch das Drehbuch für seinen Erstling schrieb. Es darf behauptet werden, dass den Figuren durch den eindringlichen Gebrauch von Stilmitteln Masken aufgesetzt werden, dennoch gelingt es dem Regisseur hervorragend, erst einmal Amanda als psychisch labil vorzustellen und den zunächst scheinbar integeren Charakter Lilly nach und nach dem Zuschauer zu öffnen.
Die Handlung ist nicht auf Suspense ausgelegt, dennoch zieht der US-amerikanische Regisseur die dafür notwendigen Stellrädchen mit Fortschreiten der Spielzeit allmählich an. Immer häufiger werden Szenen mit unberechenbarem Ausgang an die nächste weitergegeben. Später streut Finley vorübergehend Rätselhaftes mit oder ohne Wendung und beweist mehrmals, wie wichtig Weglassungen sind. Dass der Erzählrhythmus dabei überraschend harmonisch bleibt, ist ganz großes Filmhandwerk.
Besonders detailverliebt kommt der Score an das Ohr des Publikums. Effektvoll eingesetzt, begleiten hauptsächlich Perkussionsinstrumente sowie der Sound eines Ergometers Amanda und Lilly auf ihrem abgefahrenen Trip. Auch dies spricht für ein hohes Niveau des Projekts.
Wo vielen Filmen die Luft ausgeht oder die Ausdrucksart mit dem (eventuell schwachen) Ende nicht vereinbar ist, hält „Vollblüter“ bis zum Ende der Story durch und begeistert so ein weiteres Mal.
Cory Finley ist ein formvollendet inszeniertes Thriller-Drama gelungen.
"Vollblüter" von Cory Finley ist der letzte Film mit Anton Yelchin und insgesamt nicht schlecht. Der Film vereint Elemente des Thrillers, der Satire und des Unheimlichen, was ganz gut gelingt, aber leider nicht böse und konsequent genug ist. Dadurch bleibt die Spannung etwas auf der Strecke und das Potenzial zu einer richtig fiesen schwarzen Komödie bleibt ungenutzt. Schade. Aber ansonsten kann man sich den Film gut ansehen, nur nicht unbedingt im Kino.
Dass ich diesen Film geschaut habe, lag vor allen am Trailer, der Biss, Tempo und zynischen Humor suggeriert. Dies trifft aber dann im Film nur auf einige pointierte Schlüsselszenen zu, dazwischen herrscht leider Langeweile. Und auch das Ende fand ich unglücklich, weil... spoiler: mich dessen Kompromiss aus Rache und Konsequenz nicht zufriedengestellt hat . Schade, der Film hat - zumal die Schauspieler wunderbar zu den Rollen besetzen sind - Potenzial verschenkt. Bemerkenswert ist noch, dass Musik und Soundeffekte nur äußerst sparsam eingesetzt wurden, über manche Szenen hinweg hören wir nur, was die Figuren hören, was dann plötzlich laut einsetzende Tonuntermalung umso wirkungsvoller macht. So zumindest in der Theorie, in der Praxis eines recht vollen Multiplexkinos war in den "leisen" Phasen das Chipstütenknisern und Tuscheln der Nachbarn umso vernehmlicher...