„Die Hölle“ gehört zu den wenigen mutigen Versuchen in deutschsprachigen Gefilden, Genrekino nach internationalem Vorbild auf die Beine zu stellen. Stefan Ruzowitzky (Oscar für „Die Fälscher“) hat sich nach Hollywood-Erfahrungen fest vorgenommen, einen Actionthriller in Wien voller Lokalkolorit zu produzieren. Ein gewagtes Unternehmen, denn die Konkurrenz ist groß und es dürfte der erste österreichische Film dieser Gattung überhaupt sein – wenngleich es in „Das finstere Tal“ auch tolle Actionmomente gab.
Er entführt uns in das Abseitige Wiens. Das Wien der Migranten und der Paralellwelt, in der sie leben. Die Taxifahrerin und knallharte MMA-Fighterin Özge lebt diese Welt und ist ein Produkt ihrer. Als sie Zeugin eines Mordes wird, gerät sie in das Visier des Killers und – ja, die Story ist nicht gerade besonders Originell. Trotzdem gelingt es Ruzowitzky diese Geschichte fesselnd und interessant zu erzählen. Dabei lässt er kein gutes Haar am Patriarchat. „Die Hölle“ ist nämlich ein feminstischer Vergeltungsschlag und die geballte Wutexplosion einer Frau in einer Gesellschaft, in der jeder Versuch sich ein wenig Fairness zu schaffen sofort bestraft wird. Das fängt bei den streng islamischen Eltern an, dem Mann dessen Stolz ihn nicht dazu bewegen kann, eine Mädchen großzuziehen, dass er bislang für seine Tochter hielt, dem Ex-Freund der nur redet ohne zuzuhören oder dem Polizeikommissar, der Vorurteilsverblendet sofort fragt, ob Özge denn eine „Hua“ sei und hört bei dem Salafistenkiller auf. Wunderbar deutlich wird hierbei auch, dass der Killer meint seinen Opfern einen Vorgeschmack auf die Hölle zu geben, dabei aber nur deutlich macht, dass die Hölle ein von Menschen geschaffener Ort ist, der eigentlich nur in der irdischen Unterdrückung der gebrandmarkten Sünder zur Geltung kommt.Tatsächlich wurde diese Härte, diese Kompromisslosigkeit mit der Ruzowitzky dies darstellt, von manchen gar als rassistisch verurteilt, da er am Islam kein gutes Haar lässt – viel eher hätte er in seiner Religionskritik noch radikaler sein müssen. [...]