Mutter: "Musst du denn jetzt schon wieder simsen?"
Tochter: "Simsen? Bin ich vierzig? Das ist Snap-Chat!!!"
Es sind punktgenau sitzende Dialoge wie dieser, die aus "Schatz, nimm du sie" trotz der eher abgedroschenen Gesamtanlage (Eltern wollen sich trennen - wer nimmt die Kinder?) einen Film machen, der blendend unterhält und keine Sekunde langweilig wird. Viel Witz bezieht der Film natürlich auch aus der gewagten Drehbuchvariante, dass hier keiner im Scheidungsfall die Kinder zu sich nehmen, sondern sie lieber unter Zuhilfenahme von Trick 17-27 dem jeweils anderen aufhalsen möchte, denn sowohl der von Carolin Kebekus als auch der von Maxim Mehmet verkörperte Elternteil haben GERADE JETZT den ultimativen Karrieresprung im eigenen Berufsleben vor Augen, der sich mit einer intensiven Elternzeit nun mal absolut gar nicht verträgt. Ansonsten erfindet diese Komödie das Rad allerdings nicht gerade neu, sondern ist über weite Strecken nicht mehr als eine weitere Variation des im Filmgenre bereits üppig bewirtschafteten "Rosenkrieg"-Ackers; die Rolle des in Mitleidenschaft geratenen Haustiers nehmen hier jedoch, anders als dereinst bei Kathleen Turner und Michael Douglas, nicht Hund und Katze ein, sondern ein ausgesprochen zählebiger Goldhamster, der eine Reihe von Extra-Lachern verbucht. Die Gag-Quote ist hoch wie bei den genreüblichen Vorbildern aus Hollywood, das Ende dann aber auch so vorhersehbar wie das Verkehrsaufkommen auf der A7 zur Feierabendzeit.
Statt den Rosenkrieg makaber in Mord und Totschlag ausarten zu lassen, setzten die Macher lieber auf das Genre Familienfilm mit Happy-End-Garantie,
das in Deutschland ein sicherer Zuschauermagnet ist. Und dagegen ist ja in Anbetracht der allgemeinen Ehe-Zersetzungsbestrebungen in unserer Gesellschaft auch nichts einzuwenden.
Fazit: "Schatz, nimm du sie" ist klassische deutsche Komödienkost, die sich abgesehen von ein paar nicht jugendfreien Verbalentgleisungen wohltuend oberhalb der Gürtellinie hält, und hat auf jeden Fall das Zeug dazu, nach "Willkommen bei den Hartmanns" der nächste Komödienknaller in den deutschen Kinos zu werden. Denn der Film ist ebenso nah am Puls der Zeit und wird von einem ähnlich glänzend aufgelegten Ensemble getragen. Lediglich Schauspieler der allerersten Garde fehlen vielleicht für den ganz großen Erfolg an den Kinokassen. Aber vielleicht auch nicht - immerhin hat Maxim Mehmet gerade erst sein Debüt als neuer Old Shatterhand hinter sich und mehr Terrain auf dem Schauspiel-Olymp kann ein Darsteller hierzulande schließlich kaum erringen.