Der neue Film von Sofia Coppola wurde auf dem 35. Münchner Filmfest gezeigt und ist noch währenddessen regulär in Deutschlands Kinos angelaufen. Die Vorlage von Thomas P. Cullinan aus dem Jahr 1966 wurde erstmals 1971 von Don Siegel verfilmt.
Virginia / USA zur Zeit des Sezessionskrieges: Amy (Oona Laurence) findet beim Pilzesammeln den verletzten Nordstaaten-Corporal John McBurney (Colin Farrell) und bringt ihn zum Mädcheninternat, in dem sie als Schülerin untergebracht ist. Leiterin Martha Farnsworth (Nicole Kidman) entscheidet, den feindlichen Soldaten nicht als Gefangenen auszuliefern. Schon bald ist er genesen und erregt die Aufmerksamkeit der wenigen verbliebenen, unterschiedlich alten Internatsbewohnerinnen einschließlich der Lehrerin Edwina Dabney (Kirsten Dunst) auf unterschiedliche Weise. Auch Martha ist empfänglich für den Charme des einzigen Mannes im Haus.
Die Jury der Filmfestspiele in Cannes hat Sofia Coppola den Preis für die beste Regie verliehen.
„Die Verführten“ kommt in einem technisch und künstlerisch ansprechenden Gewand daher: Die schön ausgesuchten Landschaftsmotive sowie die Innenaufnahmen des Kammeramanns Philippe Le Sourd („The Grandmaster“) sind mit durchgestylter Farbgebung und Beleuchtung ebenso ein Augenschmaus wie die Kostüme und die weiteren opulenten Requisiten.
Nur 96 Minuten gönnt sich die Regisseurin mit dem großen Namen. Ihr gelingt ein flüssiger Erzählrhythmus, der keine Langeweile aufkommen lässt. Merkwürdig blass bleiben die Figuren, und zwar alle. Statt der Leidenschaft zur Darstellung von offenen Fleischwunden und Blut nachzugehen, hätte Coppola die Waffen der reifen und reifenden Frauen mit mehr Raffinesse hervorheben und damit die Entblätterung des Kerns, der sich hinter den anerzogenen guten Umgangsformen der Damen verbirgt, vorantreiben müssen. Die Regisseurin zieht jedoch Knalleffekte vor, die sicherlich vom Timing her sitzen, aber wegen des an Seichtigkeit grenzenden Spiels auch Stirnrunzeln erzeugen. Gepaart mit einigen plump wirkenden Szenen und Dialogen, nützt auch das Staraufgebot mit Kidman, Dunst, Elle Fanning (als Alicia) und Farrell nur wenig, um einen erzählerischen Druck auf das Publikum zu erzeugen, wie es zum Beispiel Andrey Zvyagintsev mit „Leviathan“ (2014) und seinem aktuellen Film „Loveless“ in herausragender Weise gelungen ist. Auch gegen Kostümfilme wie Joe Wright's "Stolz und Vorurteil" (2005) und "Abbitte" (2007) bleibt Coppolas Film im Hintertreffen.
„Die Verführten“ überzeugt vor allem mit Optik und Lauf, verlangt aber weder den Schauspielern noch dem Kinogänger etwas ab.