"Moonraker" wartet direkt am Anfang mit einer der genialsten Actionszenen aller Bond-Filme auf, wenn Bond ohne Fallschirm vom Beißer aus einem Flugzeug geworfen wird. Die Prügelei am Himmel, die sich darauf entwickelt, ist einfach sagenhaft. Dies ist das Original einer Szene, die Filme wie "Gefährliche Brandung", "Eraser" oder "Shoot em up" später ähnlich kopierten. Luftaufnahmen und die Filmmusik von John Barry sind hier einfach phänomenal. Barry lieferte mit "Moonraker" definitiv seinen besten Bond-Score seit "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" ab.
Auch Shirley Basseys dritter Bond-Song nach "Goldfinger" und "Diamantenfieber" ist einfach spitze.
Fortgesetzt wurde hier der bei "Der Spion, der mich liebte" eingeschlagene Weg, die Bond-Girls selbstbewußter zu machen. Weiß Holly Goodhead doch Bond ebenso Paroli zu bieten, wie Anya Amasova. Zudem ist sie die erste Bond-Frauenfigur mit Doktortitel.
Zwischen "Der Spion, der mich liebte" und "Moonraker" gibts auch sonst diverse Ähnlichkeiten. Drax pflegt einen ähnlich barocken Wohnstil wie Stromberg, Bond und Drax sind sich vom ersten Treffen an unsympathisch und Drax will Bond nach diesem ersten Treffen umgehend eliminieren lassen.
Doch wie letzteres versucht wird, ist Klasse. Zum einen ist die Szene mit einer Zentrifuge spannend und zum anderen hat Bond, kaum mit dem Leben davon gekommen, mal keinen lockeren Spruch auf Lager.
Gaga ist aber eine Idee, wenn Bond bei einem nächsten Anschlag einen Schützen auf einem Baum erledigt, den er nicht gesehen haben kann.
Ganz auf Moores Bond-Interpretation angepaßt, ist eine Verfolgungsjagd durch Venedigs Kanäle. Waren die Bootsjagden in "Liebesgrüße aus Moskau" und "Leben und sterben lassen" noch dramatisch spannender Natur, wird hier viel auf Humor gesetzt und das Ende der Jagd recycelt komplett die Szene aus "Der Spion, der mich liebte", wo der Lotus aus dem Wasser kam. Was dort jedoch frisch wirkte, hat hier schon einen leichten Touch ins lächerliche.
Lustig wirds, wenn der Beißer in die Handlung zurückkehrt, doch nach einer atemberaubenden Szene oberhalb von Rio verliert der Bursche jegliche Bedrohlichkeit, wenn er in einer skurilen Szene seinen Anschlag auf Bond überlebt und mit einer kleinen Blondine von dannen zieht. In dieser putzigen Szene wird der Beißer einem irgendwie sympathisch, auch wenn der Film hier zum Comic verkommt.
An die Klasse der Bootsjagd von "Leben und sterben lassen" knüpft die zweite Bootsjagd im Film an und die Fähigkeit von Bonds Boot Minen am Heck auszuwerfen erinnert an die Ölfässer aus "Liebesgrüße aus Moskau". Auch sonst sind die Tricks des Q-Bootes sehenswert, aber auch die Flusslandschaft, auf der sich das alles abspielt, ist grandios.
Am Ende dieser Szene hätte man eigentlich annehmen können, den Beißer endgültig letztmals gesehen zu haben. Doch nein, wenig hat man ihn wieder und der Film einen riesigen logischen Kratzer. Bond ist mit einem Flugdrachen eine ganze Strecke geflogen, wie also der Beißer so schnell, von dem Punkt, wo er die Verfolgung Bonds sagen wir mal, unterbrechen musste, aus dem Wasser, durch den Urwald zu Drax' Versteck gekommen ist, weiß wohl nur er selbst. Auch hier kann man Kritiker wieder verstehen, die "Moonraker" gern vorwerfen, ein Comicbuch-Bond zu sein.
Tricktechnisch grandios sind jedoch in der Folge die Starts der Moonraker gefilmt und sieht man sie dann durchs All schweben, erreicht der Film hier in Kombination mit Barrys traumhafter Musik epische Ausmaße.
Optisch ebenfalls einfallsreich und grandios gestaltet ist Drax Raumstation, als sie sich erstmals enthült. Die Spezialeffekte für den Film wurden in der Tat zu Recht für einen Oscar nominiert.
"Moonraker" war in seiner Thematik seiner Zeit voraus. Das erste echte Space Shuttle hob erst zwei Jahre später ab und die russische Raumstation MIR kreiste erst noch einige Jahre später um die Erde.
Beeindruckend geraten sind auch die Kulissen des Inneren von Drax Raumstation. Zwar ist Drax Plan letztlich irgendwie mit dem seines Vorgängers Stromberg identisch, doch um diesen zu verhindern, wirds nochmal spannend.
"Moonraker" ist defintiv der abgehobendste Bond. Wo z.B. "Goldfinger", "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" oder "Leben und sterben lassen" noch perfekte Bond-Thriller waren, ist "Moonraker" locker leichte Bond-Unterhaltung, die Spaß macht, trotz ihrer kleinen Schwächen.