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Cursha
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3,5
Veröffentlicht am 16. Dezember 2023
Ein Film bei dem ich hin- und hergerissen bin. Das Thema ist unglaublich wichtig und braucht eine Bühne und Daniela Vega spielt ihre Figur auch großartig, da sie schlicht eine starke und faszinierende Frau ist, leider ist das gesamte Szenario drumherum sehr Klischeebeladen wodurch eine Ehrlichkeit leider weitestgehend flöten geht und ich sehr häufig nicht mehr in den Film hineingefunden habe, da es mich schlicht verlassen hat. Ich schätze die Idee dahinter sehr viel mehr als die letztliche Umsetzung.
Optisch und akustisch ist das richtiges Kino, schöne Bilder und ein toller Soundtrack. Aber die Story - viel zu flach, selbst die Angriffe auf die Frau verlaufen alle irgendwie "im Sande", nichts wird zu Ende erzählt. Der Film instrumentalisiert das Schicksal seiner Protagonistin, statt ihre Persönlichkeit in die Handlung einzubauen. Auch das Klischee "Böse fahren US- Pick Ups" wird zitiert, wie billig. Am Ende wird es noch etwas emotional, das rettet aber den Film nicht. Durchschnittlich, nicht oscarreif.
Sebastián Lelio - als Regisseur mit „Gloria“ (2013) erfolgreich - ist nun mit „Eine fantastische Frau“ in den deutschen Kinos.
Santiago de Chile: Marina (Daniela Vega), eine Sängerin, die früher mal ein Mann war, ist mit dem erheblich älteren Orlando (Francisco Reyes) zusammen. Als Orlando unerwartet stirbt, wird Marina von Orlandos Angehörigen angefeindet.
Nachdem „Gloria“ als Regeldrama präsentiert wurde, liefert Sebastián Lelio nun Beobachtungskino, denn die Story bietet nicht viel mehr als Marinas ständige Konfrontation mit vorurteilsbehafteten Menschen.
Mit einer begeisternden Ausdrucksstärke füllt Daniela Vega ihre Rolle aus. Die Gemütszustände der Marina lassen sich aus ihrer hervorragenden Körpersprache mühelos ablesen. Für die Filmkunst, Lelio und das Publikum ist die Schauspielerin ein großer Gewinn.
Leider werden die gezeigten Auseinandersetzungen sehr verzerrt dargestellt und zum Teil in eine falsche emotionale Ecke gedrückt: Lelio nimmt sich 104 Minuten Zeit und kann nicht anders, als Orlandos Sippe über Marina herfallen zu lassen, zur Machtdemonstration sogar mit einer Entführungs- und Misshandlungsszenerie. Das ist in der Ausführung mit den vielen attackierenden Figuren, die in ihrer charakterlichen Tiefe nicht weiter betrachtet werden und scheinbar alle gleichwertig boshaft und rücksichtslos eingestellt sind, ziemlich flach und mitleiderheischend. Die notwendigen Polizeiermittlungen werden von Lelio zudem mit zu viel Spielzeit in Richtung Demütigung ausgelegt.
Einseitigkeit hat im Beobachtungskino nichts verloren. Einseitigkeit ist der Grund, warum z.B. der auf Emotionalität gewichtete Film „Nächster Halt: Fruitvale Station“ (2014 von Ryan Coogler) nicht funktioniert. Das Todesopfer wird mit all seinen Stärken und Schwächen breit über die Leinwand zelebriert, während der Verursacher ohne weitere Betrachtung einfach der Böse ist.
Marina findet glaubhaft Rückhalt bei Schwester, Schwager und Gesangslehrer. Das sehr kurze Aufbegehren von Orlandos Bruder Gabo (Luis Gnecco) gegen seine Familie wirkt eher installiert, während Marinas Abschied von Orlando unmittelbar vor der Einäscherung zu melodramatisch inszeniert ist.
Die Dialoge tragen Natürlichkeit. Der Film hat keine Längen und ist trotz der vorgenannten Schwächen gut zusammengebaut. Ein Rätsel um den Schlüssel zu Orlandos Sauna-Garderobenschrank ist ein spannungserzeugendes Gimmick und gefallen können auch Marinas Visionen, mit der sie sich aller Gewissheit entzieht. Das rettet das Filmprokjekt vor der Anspruchslosigkeit.
„Eine fantastische Frau“ besticht vor allem durch Daniela Vega als herausragende Hauptdarstellerin.
Ein Film über eine wahrhaft fantastischen Frau. Die Hauptdarstellerin spielt berührend intensiv. Was mich allerdings abhält diesen Film als "hervorragend" zu bezeichnen ist die Tatsache, dass es weder eine besondere Geschichte über Transfrauen und ihre Härten im Leben, noch über besondere Familienverhältnisse ist. Marina wird zwar sehr häufig von der Familie ihres Partners transphob angefeindet (auch die Polizei...), aber sonst (kann) lebt sie ihr Leben weitgend normal. Es wird zwar häufig über ihr innerer Zustand/Gedankenwelt gezeigt, dies hat aber weitgehend kaum Auswirkungen auf sie selbst. Die Familiengeschichte ist an sich völlig normal: Jemand stirbt und die alte Familie fremdelt mit der neuen Liebschaft/Lebensweise des Vaters/Exmannes. Diese Familie vom Verstorbenen versucht durch besonders harte Häme und Beschimpfungen die neue Liebschaft zu verletzen, wobei die Transidentität der Neuen ein gefundene offene Wunde für die Familie ist. Ein starker/glaubwürdiger Film über Emotionen.