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    Official Secrets
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Official Secrets

    In der ersten Hälfte ein richtig guter Film

    Von Oliver Kube

    Ein authentisches Thriller-Drama im Journalisten-Universum zu drehen, das weder Bluttaten noch große Actionszenen enthält, sich hauptsächlich in Büros, Privatwohnungen oder – na klar – Tiefgaragen abspielt, aber trotzdem spannend und involvierend daherkommt, ist alles andere als einfach. Zu den jüngeren Highlights des Fachs zählen „Die Verlegerin“ und „Spotlight“. Das herausragende Beispiel dafür, wie die weitläufigen Räume einer Zeitungsredaktion zu einer schweißtriefenden und gelegentlich klaustrophobisch wirkenden Vorhölle mutieren können, bleibt aber natürlich der Watergate-Thriller „Die Unbestechlichen“ mit Robert Redford und Dustin Hoffman. Und an dem hat sich nun auch Gavin Hood („Machtlos“) bei seinem auf einer wahren Story basierenden Polit-Thriller „Official Secrets“ orientiert. Dabei macht er lange Zeit sogar einen richtig guten Job, aber dann geht dem von ihm selbst mitverfassten Drehbuch leider zu früh die Puste aus.

    Um den geplanten Einmarsch in den Irak zu legitimieren, braucht die US-Regierung im Jahre 2003 die Zustimmung des UN-Sicherheitsrates. Da sich einzelne Mitglieder aber sträuben, plant die NSA sie notfalls mit erpresserischen Mitteln auf Linie zu bringen. Die als Übersetzerin für den britischen Geheimdienst arbeitende Katharine Gun (Keira Knightley) liest ein diesbezügliches Memo und ist entsetzt. Die junge Frau will nicht an einem unter falschen Vorzeichen angezettelten Krieg beteiligt sein und spielt die Informationen der Presse zu. Nach Veröffentlichung durch die Reporter Martin Bright (Matt Smith) und Peter Beaumont (Matthew Goode) jagt die Londoner Regierung die bis dahin anonyme Whistleblowerin wegen Hochverrats. Irgendwann hält Gun die Hatz nicht mehr aus und stellt sich. Ihre einzige Hoffnung, nicht den Rest ihres Lebens im Gefängnis zu verbringen und die gleichzeitige Abschiebung ihres kurdischen Ehemanns (Adam Bakri) zu verhindern, ist der Menschenrechts-Anwalt Ben Emmerson (Ralph Fiennes)…

    Auf der Anklagebank: Keira Knightley als Übersetzerin Katharine Gun

    Der Druck, der auf den Redakteuren von The Observer lastet, als sie die Abwägungen über Veröffentlichung oder Nichtveröffentlichung treffen beziehungsweise unter extremer Zeitknappheit recherchieren müssen, wird für das Publikum hier regelrecht greifbar. Mit Hilfe der perfekt getimeten, dennoch eleganten Schnitte von Megan Gill und des eindringlichen Scores von Paul Hepker und Mark Kilian, den Stamm-Komponisten des Filmemachers, wird eine stimmige, mitreißende Atmosphäre kreiert.

    Kaum weniger gut gemacht sind die vorangegangenen Momente mit Katherine Gun an ihrem Arbeitsplatz. Die Szene, in der die von Keira Knightley („Fluch der Karibik“) gespielte, kleine Angestellte eine Entscheidung trifft, die potenziell den Lauf der Welt verändern könnte, ist ebenfalls mitreißend umgesetzt. Die oft nah herangehende, dann wieder durch Möbelstücke, Säulen oder Zwischenwände geblockte Kamera des Braunschweigers Florian Hoffmeister („Johnny English - Man lebt nur dreimal“) erzeugt ein paranoides Gefühl von Enge in dem von Gun und ihren Kollegen bevölkerten Büro-Setting.

    Spannung!

    Wir zittern mit, als jederzeit irgendjemand unerwartet vor, neben oder hinter Katherine stehen könnte, der sie ertappt, während sie eine illegale Kopie des so heiklen Schriftstücks anfertigt. Dazu tragen auch clever eingesetzte, simple Kniffe bei: etwa das Dimmen der Beleuchtung oder die drastische Erhöhung der Lautstärke bei Hintergrundgeräuschen wie Telefonklingeln oder sich automatisch öffnenden Türen. Den Rest erledigen die mit erstaunlicher Körperspannung arbeitende, überzeugendste Knightley seit Jahren und erneut die Musik, die endgültig verdeutlicht, dass wir hier schon eine der entscheidenden Wendungen der Handlung erleben.

    Langeweile!

    Wenn die Jagd auf Gun erstaunlich früh (erzählerisch zu früh!) zu Ende geht, ist die Luft aus der Story raus und die Spannungskurve flacht drastisch ab. Sicher, es ist noch zu klären, ob Katherine verurteilt wird oder am Ende doch die Moral siegen könnte. Aber zum Mitfiebern lädt „Official Secrets“ ab diesem Punkt nicht mehr ein: Der Drive des ersten Teils ist flöten, das Tempo rausgenommen und die eben noch so fesselnd aufspielende Knightley nur noch in einer passiven Rolle zu erleben. Zu nüchtern und emotionslos ins Bild gesetzt sind die Beratungen in der Kanzlei von Anwalt Emmerson und die relativ kurz gehaltenen Gerichtsszenen zum Schluss.

    Allein wenn Ralph Fiennes mit starkem Gestus und Augenspiel diverse Register seines Könnens zieht, kommt ansatzweise der Eindruck auf, dass hier wirklich etwas – nämlich die persönliche Zukunft der Protagonistin – auf dem Spiel steht. Die Fronten sind geklärt; niemand riskiert mehr etwas – höchstens die britische Regierung einen möglichen Aufschrei des Volkes nach Beendigung ihrer unselig unterwürfigen Allianz mit dem großen Verbündeten auf der anderen Seite des Atlantiks. Aber dieser Aspekt wird leider nur halbherzig mit ein paar TV-Clips von Demonstrationen im Hintergrund angerissen.

    Katharine Guns Verteidiger: Anwalt Ben Emmerson (Ralph Fiennes)

    So trudelt die faszinierend beginnende Geschichte über eine relativ einfache Frau, die mit einer privaten Gewissensentscheidung und dem Mut zu handeln im Alleingang fast den Zweiten Irakkrieg verhindert hätte, leider ziemlich unspektakulär aus. Da hilft eine zumindest noch für einen genugtuenden Schmunzler sorgende Abschlussszene zwischen Fiennes und Jeremy Northam („Gosford Park“), der Oberstaatsanwalt der Krone herrlich rückgratlos gibt, auch nicht mehr viel.

    Fazit: Keira Knightley in Bestform und jede Menge intensiv inszenierte Dialogszenen ergeben einen Top-Politthriller – allerdings nur in der ersten Stunde, danach aber viel zu lange unspektakulär austrudelt.

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