Wie auch immer man den Film offiziell einordnen mag, er ist in jedem Fall ein typischer Mihăileanu: Da gibt es schräge und doch liebenswerte Figuren, Tragik, Komik, Folklore, verrückte Gefühlsausbrüche, eine Liebesgeschichte und mal mehr und mal weniger verschmitzte Verbeugungen in Richtung der jüdischen Kultur. Noch dazu bebildert der Regisseur sein englischsprachiges Debüt außerordentlich großzügig, sodass selbst skeptische Zuschauer von der ersten kunstvollen Einstellung in ihren Bann gezogen werden dürften. Auch inszenatorisch geht man in die Vollen, denn seine Schauspieler, ob Hollywoodstar oder Nachwuchstalent, hat Mihăileanu voll im Griff. Derek Jacobi grantelt überzeugend aber nicht überzogen vor sich hin und ausgerechnet die gerade einmal siebzehn Jahre alte Sophie Nélisse behauptet sich ganz hervorragend neben dem altgedienten britischen Star.
Die ohnehin schon recht komplexe Handlung verteilt er auf verschiedene farblich unterschiedlich codierte Handlungsebenen, die teils ineinander übergehen, teils aber auch etwas aprupt enden, um später dann doch wieder aufgegriffen zu werden. Erst am Ende wird endgültig klar, wie das alles zusammenhängt und alle, die einen locker-flockigen Liebesfilm erwartet haben, dürften an diese Stelle schon ausgestiegen sein. Denn "Die Geschichte der Liebe" dreht sich zwar durchaus um Drama, Herzschmerz und Romantik, doch die Zeit hinterlässt ihre Spuren an den Protagonisten, bei weitem nicht immer zu ihrem besten. Wer bis zum Ende dranbleibt wird deshalb mit einer oft bewegenden und feinfühlig erzählten Geschichte belohnt.
Auch wenn man nicht gleich versteht, warum genau der Bruder der jungen Alma sich für einen Auserwählten hält oder wie es deren Mutter schafft, sich vom ketterauchenden Nervenbündel zum halbwegs ernstzunehmenden Familienoberhaupt zu mausern, so muss man doch die vielfältigen Charaktere bewundern, die nur selten ins banale Klischee abdriften. Und obwohl der Film sowieso schon mehr als zwei Stunden dauert, hätte man von manchen Dingen gerne noch mehr gesehen. Die im Roman vermutlich bestens funktionierenden verschiedenen Handlungsstränge wären jeweils einen eigenen Film wert, da wirkt das Endergebnis fast ein wenig überfüllt. Die Szenenwechsel erfolgen manchmal etwas zu schnell, denn schließlich wollen ja bis zum Ende alle offenen Fragen geklärt sein. Dabei sind die Figuren und Situationen an sich gut entwickelt, sie werden nur mehrmals zu früh unterbrochen.
Handwerklich ist "Die Geschichte der Liebe" insgesamt durchaus gelungen und wie gesagt versteht es Leos Geschichte oft, den Zuschauer zu bewegen. Zusätzlich bildet Laurent Daillands übersichtliche Kamera die Millionenmetropole New York so unaufgeregt ab, wie es einheimische Filme nur selten schaffen. Für Freunde gut gespielter Filmdramen in jedem Fall einen Blick wert.