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Michael S.
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3,5
Veröffentlicht am 14. April 2016
Im Gegensatz zum ersten Teil der Reihe ist Züli Aladağs Beitrag wesentlich mehr an filmischer Ästhetik und Emotionalisierung interessiert. Die türkische Heimat der Hauptfiguren ist ein in warme Pastelltöne getauchtes Paradies, die Morde werden mit harten Kontrasten abgebildet. Das Leid der Familie wird vor allem durch Semiyas mutiges Engagement deutlich, die nach dem Tod des Vaters für ihre bisher vom Ehemann abhängige Mutter und den heranwachsenden Bruder gleichermaßen da sein muss. Noch dazu hat sich die Polizei offenbar so ziemlich jedem rassistischen Vorurteil verschrieben, das man finden kann - Drogengeschäfte, Affären mit blonden Frauen, Ehrenmorde - "es ist ja alles möglich in dem Umfeld". Selbst moderat gesinnten Kollegen gelingt es auf Dauer nicht, sich durchzusetzen. Während sich "Die Täter" einer möglichst reflektierten und nicht zu stark urteilenden Beobachtung verschrieben hatte, sind die Fronten hier so klar abgesteckt, dass man sie unmöglich übersehen kann. Dabei ist nicht einmal der NSU der eigentliche Antagonist, sondern vielmehr ein zu allem unfähiger Polizeiapparat. André Hennicke und Tom Schilling bringen immerhin ein wenig Menschlichkeit in die grauen Flure. Almila Bagriaciks Spiel berührt an vielen Stellen und macht ihre Semiya zur eigentlichen Hauptfigur des Films. Von ihr lebt dieses insgesamt erfreulich fokussierte Opferdrama, das nur an wenigen Stellen zu offensichtlich auf die Tränendrüse drückt.