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    Gemeinsam wohnt man besser
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Gemeinsam wohnt man besser
    Von Antje Wessels

    Ein mürrischer Witwer in Paris nimmt eine lebensfrohe Studentin als Mitbewohnerin auf und die sorgt dafür, dass der alte Mann allmählich auftaut, wovon schließlich beide Seiten profitieren: Wem die Prämisse von François Desagnats Komödie „Gemeinsam wohnt man besser“ arg bekannt vorkommt, der hat vermutlich vor kurzem „Frühstück bei Monsieur Henri“ gesehen, der im Juli 2016 in die deutschen Kinos gekommen ist. Doch so sehr sich die beiden französischen Produktionen von der Ausgangssituation her auch ähneln, so unterschiedlich ist der Erzählton vor allem in der jeweiligen zweiten Filmhälfte. Während „Monsieur Henri“ mit einer Prise Ernst und Emotion zu einem Musterbeispiel des amüsanten Wohlfühlkinos mit einem Hauch von menschlichem Drama wird, entwickelt sich „Gemeinsam wohnt man besser“ zunehmend zu einem frech-albernen WG-Lustspiel mit einigen erzählerischen Entgleisungen. Das Ergebnis ist ein kurzweiliger, oft sehr witziger, aber auch in jeder Hinsicht oberflächlicher Film.

    Rentner Hubert Jacquin (André Dussolier) ist mit seinem Leben eigentlich ganz zufrieden. Seit seine Frau gestorben ist, lebt er allein in einer geräumigen Pariser Stadtwohnung und genießt die Ruhe. Als er eines Tages eine Haushaltshilfe einstellen möchte, greift er am schwarzen Brett versehentlich zum Wohnungsgesuch der lebensfrohen Studentin Manuela (Bérengère Krief). Diese ist begeistert von Huberts Wohnung und lässt sich auch dann nicht abschütteln, als der pensionierte Geburtshelfer den Irrtum aus dem Weg räumen will. Widerwillig lässt er Manuela einziehen, die ihn kurz darauf dazu überredet, auch die restlichen Zimmer für Untermieter zur Verfügung zu stellen. Nach einem langen Bewerbermarathon entscheiden sie sich für den psychisch labilen Anwalt Paul-Gérard (Arnaud Ducret) und die dauergestresste Krankenschwester Marion (Julia Piaton). Für Hubert und seine WG beginnen turbulente Zeiten, denn gemeinsam wohnt man zwar besser, aber nicht immer einfacher…

    Anders als in „Frühstück bei Monsieur Henri“ geht die Annäherung zwischen dem alten Griesgram und der aufgeweckten Studentin hier recht fix über die Bühne, schon nach einer halben Stunde Laufzeit ist Hubert vom Freigeist seiner ungewollten Untermieterin wie verzaubert. Es ist vor allem der umwerfenden Ausstrahlung und dem unwiderstehlichen Charme der Schauspielerin und Komikerin Bérengère Krief („Joséphine s’arrondit“) in der Rolle der Manuela, dass die hier im Expresstempo entstehende Freundschaft trotzdem glaubhaft wirkt. Denn auch Altstar André Dussolier („Die Schöne und das Biest“, „Diplomatie“) lässt sich vom Schwung seiner jungen Kollegin anstecken und verzichtet auf Grantiger-Greis-Klischees in seiner Darstellung des Hubert. Und so gibt der seine Zurückhaltung bald auf und begeistert sich für die Idee einer erweiterten Wohngemeinschaft. Mit der Erweiterung des Fokus verliert der Film allerdings dann auch seine erzählerische Stringenz. Viele der Einzelszenen (beginnend mit dem Zusammenschnitt der diversen Bewerbungsgespräche) haben nun Sketchcharakter: Das Timing ist meist gut und auch die Mehrzahl der Pointen sitzt, aber die übergreifende Handlungsführung und die Figurenzeichnung wird extrem vernachlässigt.

    Je mehr Nebenhandlungen in „Gemeinsam wohnt man besser“ eröffnet werden, desto wirrer und bisweilen alberner wird der Film, der dadurch auch etwas von seinem herzlichen Charme verliert. So ist die Figur des kurz vor der Scheidung stehenden Anwalts Paul-Gérard ein einziges Stereotyp und wenn der Karrieremann in der Midlife-Crisis sich nach einem gescheiterten Ausspracheversuch mit seiner Noch-Ehefrau im Affekt aus dem Fenster stürzen will, ist das so plump inszeniert, dass er vollends zur Nervensäge wird. Für das menschliche Drama in dieser Situation fehlt hier jedenfalls jeder Sinn. Auch die Figur der Krankenschwester Marion ist erheblich unterentwickelt und wird gewissermaßen als dramaturgisches Mädchen für alles eingesetzt: Mal sorgt sie für Ordnung im WG-Chaos, dann wiederum gibt sie sich als Zicke und gen Ende wird ihr dann sogar noch eine amouröse Verwicklung mit Paul-Gérard angedichtet. Die Figuren bleiben hier nur Mittel zum Zweck, aber auch die hanebüchensten Verwicklungen werden von den Akteuren mit so viel Esprit und Leidenschaft dargebracht (Stichwort: Reptilienzoo), dass man mit diesem erzählerisch überaus leichtgewichtigen Film trotzdem gehörigen Spaß haben kann.

    Fazit: „Gemeinsam wohnt man besser“ ist eine spritzige Ensemble-Komödie, die in der zweiten Hälfte zunehmend in allzu skurrile Gefilde abdriftet.

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