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    Alle Jahre wieder - Weihnachten mit den Coopers
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Alle Jahre wieder - Weihnachten mit den Coopers
    Von Andreas Staben

    Schon der deutsche Titel kündigt es an: „Alle Jahre wieder – Weihnachten mit den Coopers“ ist kein einzigartiger, noch nie dagewesener Film, sondern ein Exemplar einer regelmäßig wiederkehrenden Spezies, die uns warme Gefühle zur kalten Jahreszeit bereiten soll.  Dabei setzt Regisseurin Jessie Nelson („Ich bin Sam“) wie viele andere vor ihr auf eine episodische Erzählweise und auf ein großes prominentes Schauspielerensemble: Sie verbindet das thematisch weit ausgreifende Weihnachtspanorama nach Art von „Tatsächlich… Liebe“ (oder seiner deutschen Variante „Alles ist Liebe“) mit der filmischen Familienzusammenkunft zum Festtag à la  „Die Familie Stone“ und „Familienfest und andere Schwierigkeiten“. Das gelingt ihr allerdings eher schlecht als recht, ihre bittersüße Weihnachtskomödie zerfällt allzu deutlich in gelungene und weniger gelungene Partien, was die überraschend späte Zusammenführung der Familie unterm Tannenbaum noch unterstreicht. Es bleibt ein holpriger, aber durchaus kurzweiliger Reigen mit wenigen echten Höhepunkten: Die Marotten der Verwandtschaft sind anstrengend und die Geschenke bereiten Kopfzerbrechen, aber am Ende zählt der gute Wille und der Zusammenhalt – fast wie im wirklichen Leben.

    Charlotte Cooper (Diane Keaton) wünscht sich nichts sehnlicher, als dass ihre ganze Familie noch einmal harmonisch zusammen Weihnachten feiert und überredet ihren Mann Sam (John Goodman), der Verwandtschaft vorerst nichts von ihren Trennungsplänen nach 40 Jahren Ehe zu erzählen. Während Charlotte und Sam mit den Vorbereitungen für das Heiligabend-Dinner beschäftigt sind, flirtet ihre früh angekommene Single-Tochter Eleanor (Olivia Wilde) am Flughafen mit dem Soldaten Joe (Jake Lacy) und ihr geschiedener, alleinerziehender und arbeitsloser Sohn Hank (Ed Helms) bewirbt sich trotz des Festtags um einen Job. Charlottes Schwester Emma (Marisa Tomei) wiederum wird beim Geschenkeklauen von Officer Williams (Anthony Mackie) erwischt, dem sie gleich mehrere Weihnachtsmärchen zur Erklärung auftischt. Andere Sorgen hat unterdessen das Familienoberhaupt Bucky (Alan Arkin): Der Vater von Charlotte und Emma erfährt, dass seine gute Freundin Ruby (Amanda Seyfried), die junge Kellnerin in seinem Stammlokal, die Stadt verlassen will. Als Eleanor Joe überredet, sich als ihr Verlobter auszugeben, ist eine turbulente Familienfeier vorprogrammiert…

    Das winterliche Ambiente des verschneiten Pittsburgh dient als stimmungsvolle Klammer, aber was die ganzen Figuren nun genau miteinander zu tun haben, die in separaten Szenen eingeführt werden, das bleibt in vielen Fällen lange unklar - da helfen die bemühten Sinnsprüche eines mysteriösen Off-Kommentators (wer sich hinter dieser Stimme verbirgt, die im Original Steve Martin gehört, ist immerhin eine nette Pointe) wenig. Und wenn man sich schließlich irgendwann sicher ist, dass die 50-jährige Marisa Tomei („Mein Vetter Winnie“) tatsächlich die in Rückblenden kaum kleinere Schwester der 69-jährigen Oscar-Preisträgerin Diane Keaton („Der Stadtneurotiker“) spielt, dann nimmt man das Reißbrett-Familiengebilde von Drehbuchautor Steven Rogers („P.S. Ich liebe dich“) sowieso schon nicht mehr allzu ernst. Etwas mehr Erfolg hat Regisseurin Jessie Nelson mit ihren Versuchen, das Geschehen mit inszenatorischen Gimmicks wie Split Screens, Flashbacks und auffälligen Nahaufnahmen aufzulockern. So sorgt sie immerhin für Schwung und hilft über die Ungereimtheiten und schwächeren Episoden hinweg. Die Tiefpunkte sind wohl die hanebüchenen Katz- und Mausspielchen zwischen der lügnerischen Ladendiebin und dem Polizisten im Streifenwagen. Das Geplänkel zwischen Emma und Officer Williams wirkt so künstlich und ausgedacht, dass jegliche emotionale Resonanz im Keim erstickt wird.

    Im Gegensatz dazu besitzen die ständigen Streitereien zwischen dem alten Ehepaar Charlotte und Sam dank des Gespürs von Diane Keaton und John Goodman („Barton Fink“) für die kleinen Gesten der Vertrautheit eine gewisse Spannung. Von Esprit sind sie allerdings genauso wenig geprägt wie die kläglichen Auftritte des geplagten Sohnes Hank („Hangover“-Star Ed Helms im Schlafmützen-Modus). Deutlich reizvoller fällt da die Geschichte der ganz und gar nicht unangemessen erscheinenden engen Freundschaft zwischen dem Senior Bucky und der Kellnerin Ruby aus. Alan Arkin („Little Miss Sunshine“) und Amanda Seyfried („Mamma Mia!“) geben der Verbindung zwischen zwei einsamen Seelen etwas ganz Selbstverständliches und die Wendung vom Melancholischen ins Hoffnungsvolle passt zum weihnachtlichen Rahmen. Der klare Höhepunkt von „Alle Jahre wieder“ ist aber die Geschichte der widerspenstigen Eleanor, die keine Lust hat, wieder einmal die Erwartungen der Eltern zu enttäuschen und sich aus einer Laune heraus einen Scheinverlobten zulegt. Die Wortgefechte zwischen der selbstbewussten Liberalen (bissig: Olivia Wilde) und dem erklärten Republikaner (tapfer: Jake Lacy) über Familienwerte, Waffenkontrolle, Klima und Religion haben Mumm und Elan und geben dem Film phasenweise den Anstrich einer klassischen Screwballkomödie. Und wenn am Ende alle zusammen Weihnachtsmusik machen, dann kommt doch noch so etwas wie Festtagsstimmung auf.

    Fazit: Abwechslungsreiche weihnachtliche Familienkomödie mit Stärken und Schwächen.

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