Viel Schatten und ein wenig strahlendes Licht, so, wie man es bei einer Graphic Novel erwarten kann. Die Vorlage setzt die Grenzen dementsprechend eng und wenn man sich den Regiestuhl näher ansieht, ahnt man, was für eine Art Film konsequenterweise resultiert. David Leitch, gefragter Stuntkoordinator, inszeniert "Atomic Blonde" als unterkühlten Actioner, wobei das Storytelling weit in den Hintergrund tritt. Von einem intelligenten, spannungsgeladenen Spionage-Thriller ist "Atomic Blonde" ungefähr soweit entfernt, wie "John Wick".
Kommen wir zum strahlenden Licht:
Charlize Theron. Wenn wir schon im Style-over-Substance-Universum sind, Style hat sie und nicht zu knapp. Sie verleiht ihrer Figur eine magische Präsenz zwischen Coolness, Durchschlagskraft und Verletzlichkeit.
Ich bin zugegebenermaßen kein großer Freund von Actionfilmen, aber was hier für ein Feuerwerk entzündet wird (Treppenhaus-Szene), sucht wirklich seinesgleichen. Das ist grandios choreografiert und ebenso gespielt.
Die 80er-Jahre-Playlist kann vor den nicht immer authentisch wirkenden Kulissen von Ost-Berlin (Budapest lässt grüßen), ebenso als Highlight gewertet werden. Zudem gibt es mit einem gut aufgelegten James McAvoy, einer hinreißenden Sofia Boutella, Eddie Marsan, Bill Skarsgård und John Goodman noch einige besetzungstechnische Schwergewichte. Wie sich Til Schweiger da verewigen konnte, erschließt sich mir nicht. Ich hätte den Uhrmacher wahrscheinlich mit Tom Waits besetzt.
Das strahlende Licht erhellt mir schon die fraglos vorhandenen Schatten deutlich, sodass ich mich zu einer knapp guten Wertung hinreißen lassen kann.