Kinder, wie die Zeit vergeht! Es liegt schon deutlich mehr als ein Jahrzehnt zurück, dass die „Wilden Kerle“ im Herbst 2003 gegen die Mannschaft der „Unbesiegbaren Sieger“ des dicken Michi angetreten sind, um ein Bleiberecht auf dem Bolzplatz „Teufelstopf“ zu erspielen. Damit legten sie den Grundstein für eine Filmreihe mit insgesamt über zehn Millionen Kinobesuchern, von Teil zu Teil steigerten sie trotz deutlicher erzählerischer Abnutzungserscheinungen die Zuschauerzahlen, bis sie 2008 in „Die Wilden Kerle 5“ ein letztes Mal gemeinsam ihren Wahlspruch „Alles ist gut, solange Du wild bist“ in die Welt posaunten. Für das Produzentenduo Ewa Karlström und Andreas Ulmke-Smeaton war indes nur fünf Jahre später „das Gefühl da, da ist eine Zielgruppe, eine neue Generation, die ihre eigenen wilden Kerle haben will“. Also wurde nach bewährter Hollywood-Methode mit „Die Wilden Kerle – Die Legende lebt“ ein Reboot unternommen und unter der Regie von Reihenerfinder Joachim Masannek („V8 – Du willst der Beste sein“) alles wieder auf Anfang gesetzt.
Beim Neustart bleibt der Markenkern selbstverständlich erhalten. Fantasie soll Trumpf sein, Technik böse (kommuniziert wird weiterhin per „Wurfpost“ aus der Steinschleuder, nicht mit dem Smartphone) und „Wildsein“ ist nach wie vor die oberste Maxime. Änderungen betreffen hauptsächlich Details: So heißt die Hauptfigur jetzt „Leo“ statt „Leon“ und wohnt mit ihrem jüngeren Bruder Elias bei der alleinerziehenden Mutter statt beim alleinerziehenden Vater - ansonsten verläuft die Geschichte nahezu deckungsgleich zum ersten Teil der Reihe. Für die älteren Fans wurden ihr zudem nach schönster „Star Wars“-Manier einige nette Rückgriffe und Anspielungen auf die „ursprünglichen“ fünf Filme hinzugefügt, etwa wenn die „alten“ Wilden Kerle in Zeitlupe aus dem Nebel auftauchen oder wenn ein Unbekannter mit schwarzer Augenklappe (Franchise-Veteran Wilson Gonzalez Ochsenknecht) den „Neuen“ Leo (Michael Sommerer), Elias (Aaron Kissiov), Finn (Bennet Meyer), Joshua (Vico Mücke), Oskar (Ron Antony Renzenbrink) und Matze (Mikke Emil Rasch) eine mysteriöse Landkarte übergibt, die ihnen den Weg in ein geheimnisvolles Gebiet mit Baumhaus und Teufelstopf weist.
Während die frischpolierte Oberfläche glänzt und das handwerkliche Niveau der Inszenierung im Vergleich zu den Reihenanfängen gesteigert wurde, wirkt die ohnehin zwiespältige Geschichte des jungen Anführers, der gemischtgeschlechtliche Zweikämpfe scheut und deswegen sein Team verlässt, um wenig später zurückbejubelt zu werden, in diesem ebenso einfallslosen wie altbackenen Aufguss nicht eben frisch. Dazu ist das Zusammenspiel auch bei den neuen Darstellern oft hochgradig hölzern und steif. Man hat das Gefühl, dass hier nach jedem einzelnen Satz eine Kunstpause eingelegt wird, selbst die zahlreichen neu ausgedachten Flüche wirken wie auswendig gelernt. Da ist es schon fast ein komischer Höhepunkt, wenn es bei der Aussprache des Namens Hadschi Ben Hadschi zu einem kräftigen „Nieser“ kommt – zumindest für die erklärte jüngste Zielgruppe der Grundschulkinder.
Fazit: Neue Kerle, alte Schwächen: Mit dem Reboot der äußerst erfolgreichen Reihe zieht Autor und Regisseur Joachim Masannek einmal mehr sein Ding durch.