The Boy (Originaltitel: The Boy
„The Boy“ ist eine amerikanisch-chinesische Produktion des Regisseurs William Brent Bell („The Devil Inside“, 2012) aus dem Jahre 2016. Im Rahmen der 97 minütigen Spielzeit dieses Horror Films, geht es um die junge Amerikanerin Greta, die nach einer missglückten Beziehung Abstand von ihrem Ex-Freund gewinnen will. Greta nimmt deshalb eine befristete Stelle als Kindermädchen bei der Familie Heelshire an. Während sich die Ehegatten Heelshire im Urlaub befinden, soll sich Greta um den Sohn Brahms, der Heelshires kümmern. Beim ersten Zusammentreffen stellt Greta verwundert fest, dass Brahms kein richtiger Junge sondern eine Puppe ist. Greta ist zunächst verwundert, nimmt den Job jedoch nach erstem Zögern an. Alsbald entpuppt sich das, was den Anschein eines leichten Jobs hatte, jedoch als wahrer Albtraum. Irgendwas in dem Haus der Heelshires scheint nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Ist die Puppe etwa lebendig?
Das Thema des Films erinnerte mich sofort an die in letzter Zeit bekannt gewordenen „Reborn-Babys“ oder die in Thailand tatsächlich bestehende Subkultur von Kinderlosen, die sich eine Puppe als Babyersatz anschaffen. Was zunächst irreal erscheint, ist in unserer Gesellschaft also tatsächlich beständig. Nunja, man mag dies sehen wie man will, jedoch fällt es mir nunmehr schwer, Kritik an dem Grundthema des Films und dessen Realismus anzumerken.
Der Film beginnt eher ruhig und baut nach und nach eine leicht gruselige Stimmung auf. Ganz nach der Manier eines Old-School Streifens, wird die Spannung langsam und behutsam aufgebaut. Als Zuschauer bleibt man interessiert dabei und fragt sich, was wohl als nächstes passieren wird. Die Kulisse und insbesondere das faszinierende Gebäude des Heelshires, kombiniert mit routinierten Kamerafahrten und ansprechender musikalischer Untermalung unterstützen die schauerliche Grundstimmung des Films. Der teilweise etwas holprige Schnitt kann vernachlässigt werden. Die schauspielerische Leistung der Hauptcharaktere kann überzeugen. Insbesondere Lauren Cohan („Greta“), bekannt aus „The Walking Dead“, wird ihrer Rolle gerecht und kann den Film gut tragen. Technisch gesehen ist der Film demnach solide vorgetragen und kann überzeugen.
Nicht nur das, denn auch die Handlung weiß in großen Teilen zu überzeugen. Interessanter und freudiger Weise, konnte mich der Film zum Ende hin sogar überraschen. Ein recht gelungener Twist steht dem Zuschauer bereit und ist während des Zusehens auch gut und wertig inszeniert. Im Nachhinein hatte ich jedoch das Gefühl, ich hätte das Ende und die Auflösung des Films schonmal so oder ähnlich gesehen. Der Höhepunkt war zwar spannend und interessant aufgearbeitet, jedoch blieben für mich zu viele offene Fragen unbeantwortet. Ich fühlte mich als Kinogänger also etwas alleine meinem Kinosessel sitzen gelassen.
Anzumerken ist zudem, dass der Film im Rahmen der FSK-Kontrolle eine Einstufung ab 12 Jahren bekommen hat. Die FSK (Freiwillige Selbstkontrolle) argumentiert damit, dass der Film zunächst ruhig beginnt und mit klassischen Gruselelementen arbeitet. Zum Ende hin werden dann einige Gewaltszenen gezeigt, die jedoch eher kurz gehalten sind. „Eine nachhaltige Ängstigung kann daher bei Kindern ab 12 Jahren ausgeschlossen werden“. Dem kann ich so nicht uneingeschränkt zustimmen. Ich rate Eltern, den Film zunächst ohne Kinder vorzuschauen und dann selbst zu entscheiden, ob ihr Kind dem Film bereits gewachsen ist. Gerade die Szenen am Ende sind für Kinder meines Erachtens ziemlich nervenaufreibend.
Fazit:
The Boy ist ein klassischer Horrorfilm mit vielen Gruselelementen. Anders als erwartet, konnte mich der Film in weiten Teilen überzeugen und hat vieles richtig gemacht. Besonders die gute Inszenierung ist hervorzuheben, wenngleich die Story an einigen Stellen Schwächen aufweist.
6/10