Mein Konto
    Willkommen auf Deutsch
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Willkommen auf Deutsch
    Von Andreas Günther

    Rundweg ablehnen? Notgedrungen akzeptieren? Oder vielleicht sogar die Menschen unterstützen? Die Haltung zur Aufnahme von Asylbewerbern in Deutschland ist vielschichtig und zum Teil widersprüchlich. Das jedenfalls zeigt der Dokumentarfilm „Willkommen auf Deutsch“ von Carsten Rau und Hauke Wendler, die fast ein Jahr lang Flüchtlinge und einheimische Bewohner im Landkreis Harburg begleitet haben. Es entstand eine recht differenzierte Nahaufnahme der konkreten Situation aller Beteiligten und ihrer Einstellungen. Unterm Strich schlägt das Herz der Filmemacher für die Verfolgten – und das aus gutem Grunde. Doch hätte man sich eine größere demographische Bandbreite bei der Befragung gewünscht.

    Der Landkreis Harburg liegt im Norden Niedersachsens, trotz der Nähe zur Großstadt Hamburg ist die Gegend absolut ländlich geprägt. 240.000 Menschen leben dort – unter ihnen 650 Asylbewerber. Zu viele? Im Dorf Tespe mit 4000 Menschen litt eine tschetschenische Familie unter Anfeindungen. Die knapp 400 Einwohner von Appel halten die Ankündigung, der Landkreis wolle zentral 53 männliche Asylbewerber unterbringen, für „sozial unverträglich“. Doch Politik und Kirche wollen die Sache durchziehen – und es formiert sich nicht nur Widerstand gegen die Pläne, sondern auch Solidarität und tatkräftige Hilfe für die teils euphorischen, teils verängstigten Asylbewerber. Wider Erwarten zeichnen sich über die Gräben des Meinungsstreits hinweg gute Lösungen für alle ab.

    Wenn sie Bilder von Amtszimmer-Aushängen wie „Asyl – Ablage – A-H“, fremdenfeindlich konnotierte Bemerkungen eigentlich gutwilliger Pastoren und verbohrte Statements von Unverbesserlichen präsentieren, dann bringen die Regisseure aber zugleich auch zum Ausdruck, dass sie dem Frieden nicht so recht trauen und dass weiterhin viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit nötig ist. Indem Rau und Wendler indes fast nur junge Flüchtlinge und fast nur Eingesessene im Seniorenalter zeigen, verbreiten sie ihre Botschaft ‚Deutschland braucht Zuwanderer‘ trotz aller statistischen Stichhaltigkeit etwas zu platt.  

    Fazit: Eine kritische und doch auch mutmachende Bestandsaufnahme der sogenannten ‚deutschen Willkommenskultur‘.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top