Nazi-Zombies, die auf Haien reiten – und dabei gemessen am Budget erstaunlich gut aussehen
Von Lutz GranertBereits im Sommer 2015 sorgte ein Crowdfunding-Filmprojekt mit Nazi-Zombies, die auf fliegenden Haien reiten, erstmals für Aufsehen. Den Unterstützern gefiel die ebenso absurde wie alberne Idee offenbar ziemlich gut - immerhin 100.000 Euro investierten sie in das Independent-Projekt „Sky Sharks“ der Filmproduzenten und Werbefilmer Carsten Fehse und Marc Fehse, die bis zur Fertigstellung aber trotzdem noch einen langen Atem brauchten. Wegen zwischenzeitlicher Finanzierungsengpässe musste der ursprünglich für 2016 angekündigte Kinostart immer wieder verschoben werden. So schlossen die Brüder die Dreharbeiten nach drei Produktionsblöcken in Braunschweig, London, den USA und Spanien erst Ende 2018 ab – uns zwar nach stolzen 172 (!) Drehtagen.
Aber der Aufwand hat sich – zumindest optisch – definitiv gelohnt: Die visuellen Effekte, mit denen die Splatter-Komödie ebenso vollgestopft ist wie mit prominenten Gastauftritten, machen jedenfalls sehr viel mehr her, als man es bei einem bescheidenen Budget von nur vier Millionen Euro eigentlich erwarten würde. Trotzdem fehlt es „Sky Shark“ ganz erheblich an dramaturgischer Stringenz, was zu einem nicht unerheblichen Teil wohl ebenfalls mit der Dreiteilung der Dreharbeiten zu tun haben dürfte – und so geht der Trash-Granate während der ausufernden Laufzeit von 110 Minuten zwischendrin zunehmend die Puste aus.
Die Nazi-Zombies auf ihren "Sky Sharks"!
Nachdem auf Flughaien reitende Nazi-Zombies ein Passagierflugzeug attackiert haben, stoßen die Forscherin Diabla Richter (Eva Habermann) und ihr Expeditionsteam in der Arktis auf ein eingefrorenes Nazi-Kriegsschiff namens „Himmelsfaust“. Aber trotz der langen Zeit im Eis ist das vermeintliche Wrack alles andere als verlassen: An Bord findet sich neben den von den Nazis entwickelten Reichsflughaien nämlich auch noch eine ganze Armee putzmunterer Supersoldaten.
Bei Diablas Vater Dr. Klaus Richter (Thomas Morris), dem Inhaber eines weltweit führenden Technologiekonzerns, schrillen unterdessen die Alarmglocken: Schließlich wurde das Serum namens K7B, mit dem am Ende des Zweiten Weltkriegs gefallene Soldaten in untote Kampfmaschinen verwandelt wurden, einst von den Nazis unter seiner Beteiligung entwickelt. Und tatsächlich: Es dauert nicht lange, bis die Zombie-Faschisten weitere Angriffe starten…
Die ersten Minuten von „Sky Sharks“ wurden schon vor der Kickstarter-Kampagne gedreht, um sie zum Bewerben des Projekts nutzen zu können – und so ist es wenig überraschend, dass die Macher direkt beim ersten Angriff der Nazi-Zombies wirklich alles, was sie an extremen und absurden Einfällen haben, direkt mit voller Wucht auf die Leinwand schmeißen: Während eines Linienflugs nach New York kapern die untoten Hai-Reiter die vollbesetzte Maschine und veranstalten an Bord ein regelrechtes Blutbad (wobei selbst das Wort „Blutbad“ einfach kaum ausdrücken kann, wie sehr in diesen Szenen tatsächlich gemetzelt wird). Da haben Fans von Splatter-Trash direkt reichlich Grund zum Johlen – auch weil sich bereits in der Auftaktsequenz die B-Prominenz die Klinke in die Hand gibt.
Ruhrpott-Rüpel Ralf Richter gibt den genervten Familienvater – und schaut sich im Bord-Fernsehen einen albernen Splatter-Streifen namens „Sky Frogs“ an, in dem Erotik-Model Micaela Schäfer als barbusig Urzeit-Amazone CGI-Viecher abschlachtet. Als Pfarrer mit Knast-Vergangenheit erzählt Robert LaSardo („Death Race“) einer Ordensschwester, wie er zum Glauben gefunden hat – nämlich durch einen Zwischenfall, bei dem Satan bei ihm auf dem Klo einen gewaltigen Haufen hinterließ. Währenddessen steuert Tobias Schenke (der mit dem sprechenden Genital aus „Harte Jungs“) als überforderter Pilot die Maschine. Aber wenn Ex-Pornodarstellerin Michaela Schaffrath, die mit schaurig-schönem Untoten-Make-Up als Nazi-Sexbombe mit zwei riesigen Klingen an den Armen auftritt, dann auch noch Dutzende Kehlen aufgeschlitzt und Köpfe gespalten hat, ist es mit dem kurzweilig-köstlichen Irrsinn leider erst einmal vorbei…
Einer der Mitbegründer des Reichsflughaie-Projekts - „SchleFaZ“-Moderator Oliver Kalkofe als Hermann Göring.
Denn „Sky Sharks“ hält das Tempo der Auftaktsequenz nicht ansatzweise durch: Die satirischen Werbespots für Richter Dynamics, die Medienberichte von Angriffen fliegender Haie („Sharknado“ lässt grüßen) sowie eine quälend lange Konferenz mit einem martialischen US-General („Candyman“ Tony Todd) wirken zwar optisch geleckt, aber sind dabei so beliebig und spannungsarm aneinandergereiht, dass es auf Dauer auch ganz schön ermüdet.
Zwischendrin legt „SchleFaZ“-Moderator Oliver Kalkofe in einer mit aufwändigen Kostümen aufwartenden Rückblende ins Jahr 1943 einen imposanten Auftritt als griesgrämiger Reichsmarschall Hermann Göring hin, dem ein animiertes Video über die Entwicklung des Superserums vorgeführt wird. Auch eine weitere Rückblende unmittelbar vor dem Showdown, wie das Supersoldatenprojekt im Vietnamkrieg weiterentwickelt wurde, ist zwar dank einiger gelungener Gore-Momente zu 80er-Jahre-Synthiebeats sowie dem gelb-grünstichigen Vintage-Look an sich sehenswert, nimmt aber zugleich auch ein weiteres Mal vollkommen das Tempo aus dem Film.
Bei all diesen nebeneinanderstehenden Episoden scheint es so, als habe sich Produzent, Regisseur, Co-Autor und Cutter Marc Fehse spätestens im Schneideraum ganz schön verzettelt: Gerade bei einem Herzensprojekt, bei dem man spürt, wie viel Arbeit und Entbehrung in jeder Einstellung steckt, ist es sicherlich nicht leicht, sich von einmal abgedrehten Szenen später noch zu trennen – aber dem sich zwischendrin doch ganz schön hinziehenden „Sky Sharks“ hätte das sicherlich nur gutgetan. Gerade weil einige Gags und Kills so grandios ungehörig geraten sind, dass man - wie die titelgebenden Haie - regelrecht in einen (Trash-)Fressrausch verfallen könnte, wenn nur zwischendrin nicht immer wieder so maßlos viel Leerlauf herrschen würde.
Fazit: Derbe bis an die Schmerzgrenze und eigentlich sogar weit darüber hinaus – „Sky Sharks“ traut sich wirklich was und die Macher holen aus ihrem geringen Budget auch effekttechnisch ganz schön was heraus. Schade nur, dass der Trash-Granate jegliche erzählerische Stringenz völlig abgeht, weshalb man zwischen den splattrigen Gore-Highlights auch immer wieder schmerzlich-spürbare Längen durchstehen muss.