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    Elle
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    Thomas Z.
    Thomas Z.

    112 Follower 512 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 21. Februar 2023
    "Elle" beginnt mit einem Paukenschlag, einer brutalen Vergewaltigung. Nahezu alle Filme mit dieser Thematik entwickeln sich entweder zu einem politisch korrektem Empörungsdrama oder aber zu einem Rape & Revenge-Thriller.
    Es war zu erwarten, dass Paul Verhoeven  (Basic Instinct, Starship Troopers) nicht im Sinn hat, diese Schubladen zu bedienen. Nach der Romanvorlage von Philippe Djian (Oh) entwickelt er eine überaus spannende Figurenzeichnung seiner Hauptprotagonistin Michèlle Leblanc, die sich weder als Opfer noch Rächer(in) sieht. Als Tochter eines Serienkillers hat sie ihre ureigene Umgehensweise mit solchen Ausnahmesituationen... kühler Pragmatismus.
    Noch bevor die MeToo-Debatte so richtig in Fahrt kam, setzt uns Verhoeven 2016 einen unverschämt intelligenten und provokativ-kontroversen Brocken vor, der den Zuschauer vor einige Herausforderungen bezüglich Moralvorstellungen und gesellschaftlicher Integrität stellt. Dass das überhaupt funktioniert, ist Isabelle Huppert zu verdanken, die ihre Rolle unglaublich beeindruckend verkörpert. Meist übersehen wird dabei der tiefschwarze Humor, den das Regie/Schauspiel-Traumduo immer wieder geschickt in das Psycho-Drama integriert. Beispielhaft sei die Bemerkung der erzkatholischen Nachbarin gegen Ende erwähnt, dass "Michèlle ihm wenigstens eine Zeit lang das geben konnte, was er brauchte".
    Skurrile Figuren, außergewöhnliche Dialoge und eine Isabelle Huppert in Höchstform machen "Elle" zu einer sehr ungewöhnlichen Perle.
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    709 Follower 942 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 30. November 2021
    WAS MICH NICHT UMBRINGT
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Farrah Fawcett und Jodie Foster, beide Opfer von Sexualverbrechen im Film, werden sich angesichts des verstörenden Verhaltens von Isabelle Huppert wohl fragen: was hat die Gute für ein Problem? Ehrlich gesagt: ein ziemlich großes. Eines, das der Zuseher erst nach und nach in Erfahrung bringt, und es sei auch an dieser Stelle nicht mehr verraten, denn Sinn und Zweck in Paul Verhoevens Filmen ist es natürlich, erstmal ordentlich das provokante Kinn hervorzurecken und seine auserwählten Geschichten mit einer etwas herablassenden Ironie zu betrachten. Denn ernst nimmt der Niederländer seine Filme selten. Und das hört sogar dann nicht auf, wenn so etwas Schreckliches passiert wie die völlig aus dem heiteren Himmel hereinbrechende Straftat einer brutalen Vergewaltigung.

    Isabelle Huppert ist selbst bei so etwas aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Und in ihrer Rollenwahl selten abgeneigt, wenn es darum geht, abartige sexuelle Bedürfnisse zu verspüren, die mit Dominanz und Erniedrigung zu tun haben. Die Erinnerung an ihre Rolle in Michael Hanekes Die Klavierspielerin ist, ob ich will oder nicht, immer noch präsent, der Quickie in den öffentlichen Sanitäranlagen etwas, wo man sich’s abgewöhnt. Was Huppert als Unternehmerin Michèle aus dem traumatischen Erlebnis mitbringt, sind halbherzige Versuche, so etwas nicht noch mal passieren zu lassen. Zur Polizei geht sie nicht, das hat auch seine Gründe. Was sie allerdings versucht, ist, der Identität des Verbrechers auf die Spur zu kommen – mit Pfefferspray, einer Axt und dem Heraufbeschwören einer Wiederholung des Ganzen. Denn vielleicht, so Michèles Ansatz, lässt sich so manches aus der eigenen Biographie besser durch den Teufel austreiben als durch gängige Methoden der Psychoanalyse.

    In seiner Überzeichnung erinnert Paul Verhoeven an die gehaltvollen Werke des Spaniers Pedro Almodovar, dessen melodische Theatralik lässt er allerdings vermissen. Und auch seinen Figuren nähert man sich nur ungern. Huppert spielt schließlich stets die Unnahbare, trotz ihrer Bereitschaft zum Koitus. Doch körperlicher Sex ist nicht gleich Gefühl und Beziehung. Ihre Figur bleibt kalt. Auch alle anderen Nebenfiguren umgibt ein großzügiges Niemandsland. Das wiederum erinnert wieder an Elfriede Jelineks gestörtes Mutter-Tochter-Verhältnis, nur haben wir es hier mit einem gestörten Opfer-Peiniger-Verhältnis zu tun, das naturgemäß eine andere Richtung nimmt als erwartet. Würde Verhoeven bereits betretenen Pfaden folgen, wäre das nicht er. Stets bleibt das Überraschungsmoment in Bezug auf das Handeln seiner Figuren ein wichtiges Versatzstück in seinem Schaffen. Langsam aber doch überrascht es aber niemanden mehr, wenn die kleine, zarte Isabelle Huppert einer höheren Gewalt mit autoaggressivem Trotz begegnet.

    Elle ist aber insofern bemerkenswert, da der Film als eine aus der Distanz betrachtete Psychostudie funktioniert, mit einigen Thriller-Elementen, die aber zu vernachlässigen sind. Viel interessanter sind die Verzerrung der Mechanismen des Ausgeliefertseins und die Katharsis, die es dafür benötigt, um aus einem Trauma mit variablem Erscheinungsbild zu entkommen. Nach dieser vollendeten Erkenntnis verliert sogar Verhoeven seine plakative Häme, wird geradezu versöhnlich und folgt einer gesunden moralischen Gerechtigkeit.
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    Mehr Reviews und Analysen gibt´s auf filmgenuss.com!
    Christian Alexander Z.
    Christian Alexander Z.

    143 Follower 776 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 29. März 2022
    Was für ein Film! Auch wenn einige Handlungslinien nicht zu Ende erzählt werden, ist das Drama durchgängig sehr spannend und ausgesprochen sehenswert. Das funktioniert 125 Minuten lang perfekt. Die Bildqualität hätte man sich etwas besser gewünscht, ein Flaw der bei Filmen aus Frankreich und Italien häufiger zu notieren ist, bei einer Produktion aus 2016 muss das nicht sein. Trotzdem: ein Hochgenuss!
    Streaming-Kati
    Streaming-Kati

    117 Kritiken User folgen

    1,0
    Veröffentlicht am 15. Dezember 2023
    Hier handelt es sich um einen provokanten Psychothriller, der aus dem Genre „Rape-and-Revenge“ kommt. Allerdings kommt hier der Bereich der Rache etwas zu kurz. Insgesamt habe ich mir hier etwas mehr erhofft. Die technische Umsetzung ist nichts besonderes. Die darstellerische Leistung aller Beteiligten ist solide, es sticht aber auch niemand besonders hervor. Die Story ist hier der Kern des Filmes und ich frage mich immer noch, was mir der Regisseur mit dieser Geschichte sagen möchte, was die Pointe von dem ganzen ist. Ich bin auch hin und her gerissen, was ich von diesem Frauenbild halten soll und kann verstehen wenn man damit auch seine Schwierigkeiten hat. Könnte man vielleicht sogar interpretieren, das es Frauen gefällt, wenn ihnen Gewalt widerfährt? An diesem Punkt verstehe ich in keinster Weise die Handlungen und Verhaltensmuster der Protagonistin. Leider kann ich zu ihrem Charakter auch keinen Funken an Sympathie aufbauen. Kalt wie Hundeschnauze, illoyal ihrer besten Freundin gegenüber und hart zu jedem der mit ihr zu tun hat. Das nur weil der Vater kurz angerissen ihr ein Kindheitstrauma verpasst hat. Das ist mir leider etwas zu dünn.

    Der Spannungaufbau funktioniert durch aus, es gibt immer wieder beklemmende Situationen und den ein oder anderen Schreck hab ich auch bekommen. Aber meist bleibt einem ein Kloß im Halse stecken. Denn auch das Verhalten des Liebhabers, gespielt von Christian Berkel ist durchaus provokant. Regisseur Paul Verhoeven ist bekannt für seine provokanten Filme, in denen er oft Sex, Gewalt und psychologische Machtspiele kombiniert. Doch leider fehlt mir etwas die Tiefe der Hauptfigur um sie vielleicht besser verstehen zu können. Auf den „Rache-Akt“ wartete ich vergebens, hatte zunehmend immer mehr das Gefühl das ihr die Gewalt sogar irgendwie „gefallen“ hat und sie bewusst sich immer wieder in bestimmte Situationen brachte. Hier gefiel mir, das die Nachbarin, das dann mit einem ganz kurzen Satz am Schluss auf den Punkt gebracht hat. Ab und zu gab es kleine Logikfehler, zB. wenn jemand brutal geschlagen wird, aber danach so gut wie keine Spuren hat. Oder in dem einen Bild kann sie kaum Laufen, aber nach dem Sex ist sie wieder flott unterwegs.

    ———
    Fazit:

    Ärgerlich - insgesamt ist ein seltsamer und bizarrer Film, der vielleicht von den falschen Menschen auch falsch interpretiert werden könnte. Auch wenn der Film hochgelobt wurde, kann ich dieser Aussage des Filmes, sowie das gesamte Verhalten der Protagonistin nicht teilen. Nur weil es unbequem und provokant ist, sollten Vergewaltigungen nicht dazu dienen, das Publikum zu unterhalten.
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