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Anonymer User
4,5
Veröffentlicht am 1. März 2015
auf Empfehlung meiner Schwester (wir haben nicht unbedingt den gleichen Filmgeschmack) bin ich zunächst skeptisch in die Vorführung des Films gegangen und war angenehm überrascht.
Ein Dokumentarfilm über die Kölner Architektenfamilie Böhm mit dem berühmten und unglaublich beeindruckenden Familienoberhaupt Gottfried Böhm. Ich hätte nie gedacht, dass ein Dokumentarfilm mich so in den Bann ziehen könnte. Der Regisseur Maurizius Staerkle-Drux hat die Familie zwei Jahre lang begleitet. Er zeichnet ein mich berührendes Bild dieser Familie, die teilweise mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben wie andere ganz normale Familien auch, es dabei aber schaffen, die Architektur an die erste Stelle zu setzen. Natürlich gibt es Konkurrenz und Vater-Sohn-Konflikte. Es ist für die Söhne keineswegs leicht, sich gegenüber dem genialen Vater mit ihrem eigenen Schaffen zu behaupten. Während der Dreharbeiten starb die Ehefrau Gottfried Böhms, Elisabeth, die Mutter seiner vier Söhne und ebenfalls Architektin. Sie hatte sich als Architektin nicht ausleben können, da sie sich der Familie widmen musste und wollte. Doch trotz ihrer beginnenden Demenz war ihr leiser Einfluss auf ihren Mann, ihre Söhne und das Schaffen der Familie noch immer spürbar.
Herausgekommen ist kein "Schnarchitektenfilm" (wörtliches Zitat des bei der Filmvorführung anwesenden Regisseurs), sondern ein faszinierendes Dokument Zeit- und Menschengeschichte. Sehr empfehlenswert!
Einen halben Stern Abzug gibt es, weil der vierte Sohn Markus, der durch seine Gebäudemalerei auch in das Schaffen der Architekten Böhm involviert ist, überhaupt nicht erwähnt wurde.
Gestern Abend den Film in Bergisch Gladbach Bensberg vor großer Kulisse mit Regisseur, einem Böhm Sohn und dem früheren Leiter des Bauamtes (Schloß Bensberg) gesehen. Neben der Leistung der Architektenfamilie wurde vorrangig Persönlichkeit und Fähigkeiten des Vaters deutlich; die Kunst eines Ausnahmearchtitekten, die Kunst eines liebenden Ehemannes. Der junge Regisseur hat mit der Familie Böhm gelebt und in 100 Drehtagen und fast doppelt solanger Nacharbeit ein feinfühliges und zugleich diskretes Familienportrait geschaffen. Ein kleines Meisterwerk.